• 30.03.2002 10:41

Heidfeld rechnet nicht mit Champagnerdusche

Nick Heidfeld über seine Chancen in Brasilien und was er und Peter Sauber über seine Formel-1-Zukunft denken

(Motorsport-Total.com/dpa) - Mit einer Champagnerdusche wie im Vorjahr rechnet Realist Nick Heidfeld in Sao Paulo nicht. "Ohne Fehler oder Pech der Top-Teams ist ein Podiumsplatz nicht möglich. Ich wäre glücklich, wenn ich in die Punkte fahren könnte", steckte der Sauber-Petronas-Pilot vor dem Großen Preis von Brasilien am Sonntag gegenüber der 'dpa' seine Ziele nüchtern ab. Selbst mit seinen Glücksbringern, zwei Armbanduhren am linken und rechten Handgelenk, kann "Quick Nick" den zu großen Rückstand zu den Top-Piloten Schumacher, Montoya und Coulthard kaum wettmachen. Teamchef Peter Sauber bewertet die Chancen seines Schützlings ähnlich. "Ich bin Realist. Wir können aus eigener Kraft nicht aufs Podest fahren", sagt der Schweizer.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld auf der Pressekonferenz der FIA

Nick Heidfeld glaubt nicht, dass er das Kunststück vom Vorjahr wiederholen kann

Auf der 4,309 km langen, buckeligen Berg-und-Tal-Piste feierte Heidfeld in 35 Grand Prix mit dem dritten Platz am 1. April 2001 seinen bislang größten Triumph in der Formel 1. In einem von zahlreichen Favoritenausfällen und am Schluss heftigen Regenfällen geprägten Rennen überquerte der 24 Jahre alte Mönchengladbacher mit einer Runde Rückstand hinter David Coulthard und Michael Schumacher die Ziellinie. Wann und wo er diesen Erfolg wiederholen kann, lässt sich laut Heidfeld nicht prognostizieren. "Ich weiß noch nicht, auf welcher Strecke unser Auto besonders gut ist. Es gibt keinen spezifischen Kurs, auf dem unsere Chance auf einen Podiumsplatz größer wäre."

Auch wenn dieser dritte Rang bis auf weiteres eine "Eintagsfliege" bleiben sollte, hat sich der Rheinländer inzwischen wieder Respekt verschafft. Nach seinem von Pleiten, Pech und Pannen geprägten Premierenjahr beim inzwischen Konkurs gegangenen Prost-Team drohte der als Top-Talent gehandelte Formel-3000-Europameister von 1999 in der Königsklasse gleich wieder in der Versenkung zu verschwinden. Seit dem Wechsel zu Sauber kann Heidfeld die erwarteten Leistungen endlich zeigen. Mit dem achten Platz in der Gesamtwertung punktgleich mit dem Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve sorgte er im Vorjahr mit für die größte Überraschung. "Nicks achter Rang war nicht nur das Optimum, sondern das Maximum", sagte Sauber. Dieses Ergebnis zu wiederholen sei ungleich schwieriger, als es erreicht zu haben. Dies gelte auch für den überraschenden vierten Platz des Teams in der Konstrukteurs-WM.

Auch in diesem Punkt stimmt "Quick Nick" mit seinem Chef überein. "Nach dem jetzigen Stand wird Renault unser schwierigster Gegner", rechnet Heidfeld mit einer neuen Hackordnung im Verfolgerfeld. "Es wird schwierig, den vierten Platz erfolgreich zu verteidigen." Dabei habe Sauber-Petronas während der Winterpause "große Schritte nach vorn" gemacht. "Wir haben uns in allen Bereichen verbessert", sagt er.

Heidfeld selbst hat sich laut Peter Sauber ebenfalls stark entwickelt: "Wir sind mit Nick sehr zufrieden. Er war im letzten Jahr eine sehr wichtige Stütze des Teams und ein wichtiger Partner in der Zusammenarbeit mit den Ingenieuren. Ich sehe keine Schwachstelle bei Nick, aber natürlich kann er sich wie jeder Fahrer noch weiter entwickeln." Wahrscheinlich auch in der kommenden Saison bei Sauber, auch wenn beide Seiten bei diesem Thema ziemlich verschlossen reagieren. "Wir haben eine Option auf ihn, aber es ist noch zu früh, über das nächste Jahr zu sprechen", sagt Sauber.

Heidfeld erinnert an seinen Vertrag mit McLaren-Mercedes. Die Hoffnung, eines Tages wie sein früherer finnischer Teamkollege Kimi Räikkönen im Silberpfeil sitzen zu können, scheint er noch nicht ganz aufgegeben zu haben. "Es ist nicht schlimm, dass ich bei Sauber geblieben bin", versichert Heidfeld. Die Bevorzugung Räikkönens habe er inzwischen verkraftet. Aber dieser werde am Saisonende sicher vor ihm stehen.

Trösten konnte er sich nach seinem Unfall beim Auftakt in Australien mit dem fünften Platz in Malaysia. "Für das Team und für mich war es ganz wichtig, dass wir in Sepang gepunktet haben. Das nimmt einen gewissen Druck von uns", sagt Heidfeld. Richtig zufrieden war der Rheinländer trotz des Erfolges nicht. "Meine Freude darüber war nicht so riesengroß, da ich dachte, gegen Renault kämpfen zu können. Aber gegen die hatten wir keine Chance."