• 20.06.2008 14:10

  • von Stefan Ziegler

Heidfeld: Realismus statt Euphorie

Nick Heidfeld sieht im BMW Sauber F1 Team trotz des Doppelsieges in Kanada noch nicht den Favorit auf den Titel - Tief beendet?

(Motorsport-Total.com) - Beim vergangenen Rennwochenende in Montréal haute das BMW Sauber F1 Team mächtig auf die Rennsportpauke und sorgte mit einem Doppelsieg für freudige Gesichter im Fahrerlager. Selbst die Konkurrenz gönnt den Weiß-Blauen den Premierenerfolg - laut Nick Heidfeld aber kein Grund, den Rennstall bereits als Titelfavorit anzusehen. Der Mönchengladbacher scheint in Kanada sein Teif überwunden zu haben und unterstrich einmal mehr, in der Teamhierarchie nicht ins Hintertreffen geraten zu sein.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld scheint sein Leistungstief überwunden zu haben

"Ein Meilenstein in der Geschichte unseres Teams", freute sich Heidfeld über den Triumph in Kanada gegenüber 'Auto, Motor und Sport'. "Wir haben den ersten Sieg als Saisonziel ausgegeben und im siebten Rennen einen Haken daran gemacht. Es ist verblüffend, wie bei uns alles nach Fahrplan funktioniert. Wir sind ja nicht das erste neue Team, das mit mehrjähriger Planung an den Start ging. Meistens geht das schief. Bei uns bisher nicht."#w1#

Feierlaune in Übersee

"Nach der Zieldurchfahrt in Kanada waren alle absolut überwältigt", blickte der Zweitplatzierte von Montréal zurück. "Wenn sich gestandene Männer vor Freude weinend in den Armen liegen, dann ist das schon sehr bewegend. Für den Abend wurde spontan eine Party organisiert, die Stimmung war natürlich super. Aber es ist typisch für unser Team, dass ein paar Stunden später schon wieder alle auf den nächsten Einsatz fokussiert sind, da ruht sich keiner auf dem Erfolg aus."

Aber wie sehr schmerzt es eigentlich, dass der eigene Teamkollege den ersten "Zehner" für den Rennstall hat einfahren können? "Natürlich hätte ich diese Rolle gern übernommen", gab Heidfeld zu und verweis auf den Rennverlauf: "Es gab ja auch eine gute Chance dazu. Ich lag, ohne nochmals stoppen zu müssen, auf Position eins."

"Allerdings mit einem extrem schweren Auto. Ich wusste, dass ich einen für die weichen Reifen langen Stint von 41 Runden zu fahren hatte und dass aufgrund des hohen Spritgewichts auch die Bremsen an die Grenze ihrer Belastbarkeit kommen könnten. Ich konnte Autos hinter mir halten, aber meinen Platz gegen Robert zu verteidigen, wäre riskant gewesen. So galt es, im Sinne des Teams zu handeln."

Kein Nummer-eins-Status bei BMW

"Durch diesen Erfolg an sich hat sich nichts verändert", schob der aktuelle WM-Fünfte nach. "Bei uns gab und gibt es keinen Nummer-Eins- oder Nummer-Zwei-Status. Robert ist schon vor diesem Rennen eine starke Saison gefahren. Aber es zahlt sich aus, zwei starke Fahrer im Team zu haben, wenn einer Schwierigkeiten hat. Im vergangenen Jahr war es Robert, der einige Probleme hatte, so ergeht es mir in diesem Jahr."

"Da ist es wichtig, intensiv mit den Ingenieuren zu arbeiten und auch, dass der Teamkollege hohe Referenzwerte vorlegt", meinte Heidfeld, der sein Tief nur zum Teil als beendet ansieht: "In den Rennen davor war ich auch meist gut unterwegs. Meine Schwierigkeit liegt momentan darin, das Auto im Qualifying weit genug nach vorne zu stellen. Im Rennen bin ich in Kanada hinter Kimi (Kimi Räikkönen; Anm. d. Red.) die zweitschnellste Runde gefahren, dementsprechend ist der Rennspeed nach wie vor sehr gut."

Zu den Titelkandidaten möchte der 31-Jährige sein Team noch nicht rechnen, ist aber zuversichtlich, 2008 noch weitere gute Leistungen zeigen zu können: "Man darf aber bei aller Euphorie nicht übersehen, dass der F1.08 derzeit nicht das schnellste Auto im Feld ist und muss realistisch bleiben. Wir haben unsere hochgesteckten Ziele bisher immer erreicht, auch in diesem Jahr. Allein das ist in meinen Augen schon ein riesiger Erfolg. Wir müssen da sein, wenn die anderen Fehler machen."