• 01.08.2010 10:34

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Head: "Gewaltig, absolut gewaltig"

Der Chefingenieur von Williams über das Qualifying in Ungarn, Diskussionen um flexible Flügel und das Thema Teamorder

(Motorsport-Total.com) - Das Williams-Team schaffte es in der Qualifikation zum Großen Preis von Ungarn mit Nico Hülkenberg in die Top 10, doch zufrieden konnte Patrick Head damit nicht sein: "Unser Hauptgedanke dreht sich vor allem um die Tatsache, wie weit wir zurückliegen. Man muss sich nur einmal die Red Bull anschauen. Das lässt mich nicht gerade besser fühlen."

Titel-Bild zur News: Patrick Head (Teammitbesitzer)

Patrick Head ist entsetzt, wie groß der Rückstand seines Teams in Ungarn ist

"Wir müssen unser Auto verbessern. Mich wundert, dass ein Fernando Alonso um 1,2 Sekunden zurückliegt und dann da sitzt und seinem Team sagt, wie gut ihr Auto ist. Er liegt ja um Welten zurück, und wir liegen um 2,5 Sekunden zurück. Das ist gewaltig, absolut gewaltig."#w1#

Wie kommt es, dass der britische Rennstall auf dem Hungaroring so sehr zurückliegt? "Diese Strecke hier hat ihre eigenen Charaktereigenschaften, und unser Auto präsentiert sich hier schlechter als auf anderen Strecken. Aber der Abstand zwischen uns und Red Bull ist gigantisch."

Head staunt über Ferraris großen Vorsprung

Für Staunen sorgte auch der gewaltige Vorsprung von Red Bull auf Ferrari. Kann dies etwas mit dem flexiblen Frontflügel zu tun haben? "Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nicht, wie viel man diesem Umstand zuschreiben kann. Vielleicht hat dies mit den Charaktereigenschaften der Strecke zu tun."

"Der Abstand zwischen Ferrari und Red Bull war in Hockenheim ziemlich klein, hier ist er es überhaupt nicht. Vielleicht sorgt das Setup ihres Frontflügels dazu, hier auf dieser Strecke besser in Form zu sein. Aber ich kann nicht sagen, wie groß dieser Vorteil genau ist."

Williams muss nachziehen...

Auch Williams wird das Frontflügel-Design aller Wahrscheinlichkeit nach anpassen: "Ich habe noch keine Anfrage an die FIA gestellt. Sie scheinen zu sagen, dads der Frontflügel die Tests besteht. Aus diesem Grund ist es in Ordnung. Wir haben einen konventionellen Frontflügel, der eine linear flexible Struktur hat."

"Wenn man das Ende mit 500 Newton belastet, dann gibt er um neun Millimeter nach, wenn man mit 1.000 Newton belastet, dann gibt er um 18 Millimeter nach. Aber wenn man sich unseren Frontflügel auf der Strecke anschaut, dann ist er bei hohen Geschwindigkeit so ziemlich ausgeglichen."

"Aber jener von Red Bull wird definitiv stark nach unten gezogen. Die FIA sagt, dass der Red Bull ihren Test besteht. Also kann man annehmen, dass ihr Flügel eine Charakteristik hat, die nicht linear ist. Das ist schwierig zu erzielen. Wenn die FIA sagt, dass der Flügel in Ordnung ist, weil er den Test besteht, dann müssen wir das selbst eben auch machen."

...die Frage ist nur, wie?

Doch selbst wenn man ein ähnliches Modell entwickeln möchte, dem Chefingenieur ist gar nicht klar, wie: "Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich nicht kategorisch genau sagen kann, was sie da machen. Es scheint einen Unterschied zwischen der Geometrie unter hohen Geschwindigkeiten und der Geometrie im stehenden Zustand zu geben, in Bezug auf das, was wir erzielen und sie erzielen. Aber wenn das, was sie machen, legal ist, und der Geschwindigkeit ihres Autos zu Gute kommt, dann müssen wir das auch machen."

Teamorder: Head hat so seine Erinnerungen

Ein weiteres Thema, das die Formel 1 nach dem Großen Preis von Deutschland nach wie vor beschäftigt, ist das Thema Teamorder: "1986 haben wir die Fahrerweltmeisterschaft verloren, weil wir es den Fahrern erlaubt haben, gegeneinander zu fahren", erinnert sich Head. "Alain Prost gewann die Weltmeisterschaft, weil er generell schneller war als Keke Rosberg im McLaren. Man könnte also sagen, dass er mit einer besseren Geschwindigkeit seinen Teamkollegen geschlagen hat. Dennoch wurde Keke Rosberg gebeten, Alain Prost Positionen zu überlassen."

"Wir hätten das verhindern können, indem wir Teamorder angewandt hätten, gesagt hätten, dass Nigel Mansell Zweiter hinter Nelson Piquet werden muss. Wir hätten das machen können, aber das haben wir nicht gemacht. Ich denke, dass die FIA sagen muss, dass Teamorder angewandt wurde, egal, was Ferrari nach dem Rennen gesagt hat. Das Reglement sagt, dass Teamorder verboten ist, also muss die FIA entscheiden, wie sie damit umgeht."

Ferrari ist gezwungen, Teamorder anzuwenden

"Wenn Teamorder erlaubt wird, dann wird Ferrari dazu gezwungen, diese anzuwenden, denn sie hatten drei ziemlich schlechte Rennen. Aufgrund der Vergangenheit des Teams oder dem Verlauf der ersten Saisonhälfte denken sie wohl, dass sie eine größere Chance haben, die Weltmeisterschaft mit Fernando Alonso zu gewinnen. Felipe Massa kann sie nicht dafür beschuldigen, das zu machen, wenn es legal ist, dies zu tun. Wenn es nicht legal ist, dann war es falsch, was sie da gemacht haben. Die FIA wird sich das alles anschauen."

Auch der 64-Jährige wundert sich über die Art und Weise, in der der italienische Rennstall agiert hat: "Was heraus gestochen ist, war die Tatsache, wie schlecht Ferrari mit der Situation umgegangen ist. Felipe Massa und sein Renningenieur haben das Rennen ganz klar in dem Glauben begonnen, das Rennen aus eigener Kraft gewinnen zu können. Während des Rennens fand er heraus, dass er das nicht kann."

Es wäre auch intelligenter gegangen

"Sie standen in der Startaufstellung auf den Positionen zwei und drei, und im Hinblick auf die Weltmeisterschaft hätten sie sagen können, dass sie ein solches Ergebnis auch brauchen. Das während des Rennens zu handhaben, war etwas unglücklich."

"Wenn es eine Regel gibt, die Teamorder verbietet, man aber einen Vertrag unterschreibt, der besagt, dass man zur Seite fährt, wenn dies Herr Ferrari oder Herr Domenicali sagen, dann kann dies viel schneller gemacht werden, als dies in Hockenheim der Fall war. Als Massa langsamer machte, wollte er ein Ausrufezeichen setzen, oder? So wie 2002 Rubens Barrichello, der es am Ende des Rennens gemacht hat."