Barrichello: "Es gibt kein richtig oder falsch"
Der Williams-Pilot über ein enttäuschendes Qualifying, Teamorder, seinen Landsmann Felipe Massa und die Hoffnungen auf ein erfolgreiches Rennen
(Motorsport-Total.com) - Für Rubens Barrichello war die Qualifikation zum Großen Preis von Ungarn nicht von großem Erfolg geprägt. Während es Teamkollege Nico Hülkenberg als Zehnter in die Top 10 schaffte, landete der Brasilianer nach einer nicht optimalen letzten Runde zwei Positionen dahinter.

© xpb.cc
Rubens Barrichello ist gegen Teamorder, kann diese aber auch nachvollziehen
"Ich weiß nicht, ob Frustration das richtige Wort ist", so der Rennfahrer aus Sao Paulo. "Die Frage ist doch, was Ungarn bedeutet. In Ungarn dreht sich alles um das Qualifying. Ich hatte einen fantastischen ersten Qualifying-Durchgang, bei dem die harten Reifen perfekt gearbeitet haben. Ich war in der Lage, mit nur einem Reifensatz in die Top 10 zu fahren. Ich hatte das Gefühl, dass ich es ohne Probleme schaffen würde."#w1#
Doch dann erfolgte der Wechsel auf die eigentlich schnellere weiche Mischung: "Sobald ich die weichen Reifen aufzog, war das Heck nervös, das Auto bewegte sich zu stark. Ich verlor hinten Haftung, davon konnte ich mich nicht mehr erholen. Das Problem war, dass es im Qualifying zu knapp zuging, um Tausendstelsekunden, also habe ich es nicht geschafft."
"Es ist schade, denn wenn ich den harten Reifen aufgezogen hätte, hätte ich es vielleicht wie Rosberg geschafft. Er hatte in der ersten Einheit den weichen aufgezogen, weil er sich Sorgen machte, dass er es nicht schafft. Es geht so eng zu, dass du es leicht schaffen kannst oder halt auch nicht."
Einige Experten befürchten, dass das Rennen auf dem Hungaroring nicht zuletzt wegen der Dominanz von Red Bull nicht das spannendste wird: "Das hängt von den Strategien ab. Wenn alle die gleiche wählen, wird es eines jener Rennen werden." Kecke Frage an Barrichello: Vielleicht braucht es eine Teamorder, damit sich die Positionen verändern? "Nicht für mich, danke..."
Kann Rubens Barrichello nachvollziehen, wie Felipe Massa zumindest äußerlich relativ gelassen auf die Teamorder bei Ferrari reagiert? "Felipe ist in gewisser Weise ein anderer Brasilianer. Er leidet nicht allzu sehr unter Emotionen. Er ist in seinen Reaktionen sehr kühl. So gesehen könnte er auch ein Europäer sein."
Aber dennoch sympathisiert Barrichello mit Massa: "Nicht, weil wir beides Brasilianer sind, sondern weil wir beide dasselbe durchgemacht haben. Dann sympathisiert man einfach. Das Wichtigste, was ich in all den Jahren gelernt habe ist, dass es nicht nur richtig und falsch gibt. Was für mich richtig ist, ist für dich falsch. Ich kann die Fans verstehen, die Ferrari Briefe schreiben. Auf der anderen Seite war Fernando Alonso deutlich schneller. Ich kann also auch diese Seite sehen. Es gibt da kein richtig oder falsch."
Bei Williams gibt es keine Teamorder, Barrichello erfüllt sich einen Traum, für den britischen Rennstall zu fahren, und wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch kommendes Jahr dort unterwegs sein: "In diesem Team bin ich sehr glücklich. Ich gewinne im Moment nicht, aber ich glaube, dass man verstehen kann, dass das Leben dieser Beziehung viel schöner ist."
Nach ein paar starken Rennen scheint Williams wieder etwas ins Hintertreffen geraten zu sein: "Die Formel 1 ist ein Sport, in dem man bei jedem Rennen Fortschritte machen muss. Es ist nicht so wie noch vor ein paar Jahren, als die Leute alle vier oder fünf Rennen Updates mitgebracht haben. Das machen sie jetzt bei jedem Rennen."
"Man kann erkennen, dass die Autos bestimmte Charaktereigenschaften haben und aus diesem Grund auf den einen Strecken besser arbeiten als auf den anderen. Für uns lief es in Malaysia und Silverstone gut. Ich denke immer noch, dass diese Strecke besser zu uns passen sollte. Lasst uns abwarten, wie es im Rennen läuft. Unsere Longrun-Geschwindigkeit war gut.
Hoffnungen knüpft der erfahrene Rennfahrer an das übernächste Rennen, denn dann wird es Verbesserungen für das Auto geben: "Wir erhalten für Spa ein Update. Aerodynamische Dinge, von denen sie glauben, dass sie besser sind."

