Haug: "Wer Michael kritisieren will, der darf dies tun"

Norbert Haug über Michael Schumachers kritisierte Kanada-Schlussrunde, warum man nicht an Red Bull und McLaren vorbeikommt und die Saison 2011

(Motorsport-Total.com) - Für einen Rennfahrer ist es die Höchststrafe, in den letzten Kurven eines Grand Prix von einem Rivalen überholt zu werden. Als Jarno Trulli 2004 in Magny Cours zwei Kurven vor Schluss von Rubens Barrichello ausgetrickst wurde, war das der Anfang vom Ende seiner Renault-Karriere. Auch Mercedes-Superstar Michael Schumacher erlebte in Montréal eine katastrophale letzte Runde, als er vom Force-India-Tandem Vitantonio Liuzzi und Adrian Sutil aus den WM-Punkterängen verdrängt wurde. Aufgrund der Umstände ein unfairer Vergleich, findet Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug im 'dpa'-Interview.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef), Nico Rosberg, Michael Schumacher

Einmal mehr springt Norbert Haug für Michael Schumacher in die Bresche

"Michael war 37 Runden - über die Hälfte des Rennens - auf den weichen Reifen unterwegs", verteidigt Haug seinen Piloten. "Diese letzte Runde war zu viel für die abgenutzten Reifen und deshalb überholten ihn zwei Gegner. Nichts zum Aufregen für uns und wer diese Leistung kritisieren will, der darf dies getrost. Wir wissen, dass Michael das unter diesen Umständen mögliche gemacht hat." Der Schwabe verweist darauf, dass Schumacher vor allem in der Anfangsphase großes Pech hatte: "Er lang nach sieben Runden auf Platz drei, war gut unterwegs, trotz eines in der ersten Runde beschädigten Frontflügels. Doch nach einem Plattfuß nach Berührung mit einem anderen Fahrzeug musste er zu einem nicht geplanten Boxenstopp, verlor dabei über 20 Sekunden."#w1#

Geht es um die allgemeine Leistungsfähigkeit, dann gibt Haug offen zu, dass man von den eigenen Ansprüchen derzeit weit entfernt ist. Trotz des Engagements von Rekordweltmeister Schumacher und der Übernahme des Weltmeisterteams hat man nach acht Rennen keinen Sieg zu Buche stehen. Die Ursachen findet man seiner Meinung nach in der Winterpause - Red Bull und McLaren "haben die Saison auf einem höheren Level begonnen und sich seither fortlaufend gesteigert. Wir sind seit Rennen eins im Aufholprozess und wir werden sukzessive aufholen - zweimal in acht Rennen waren wir auf dem Podium, und diese Trefferquote genügt uns keineswegs."

Der Frage, wann man in Stuttgart endlich den ersten Mercedes-Triumph nach dem Comeback als eigenes Team feiern werde, wich der 57-Jährige aus: "Arbeiten ist besser als ansagen. Wir arbeiten dran und werden gewinnen." Sollte es dieses Jahr nicht klappen, dann wäre die Ausgangsposition für 2011 laut Haug eine gute - unter der Bedingung, dass es ein Comeback des Energie-Rückgewinnungssystem KERS gibt: "Bei KERS hatten wir im letzten Jahr einen Vorsprung und deshalb auch den ersten Hybrid-Sieg in der Formel 1 geschafft. Dieser Vorteil hilft, wenn KERS wieder kommt." Durch die derzeit noch unklare Reglementsituation 2011 sei es aber schwierig, frühzeitig für das nächste Jahr zu planen, doch "das ist für alle gleich."