• 15.09.2007 18:38

Haug: "Ron hat sofort zum Telefon gegriffen"

Mercedes-Sportchef Norbert Haug über die angebliche Erpressung bei den Silberpfeilen und die Gleichbehandlung der beiden Fahrer

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Beim Grand Prix von Ungarn dürfte sich folgendes zugetragen haben: Fernando Alonso, im Besitz brisanter E-Mails mit Ferrari-Informationen, soll zu Ron Dennis gegangen sein und diesen mit der Drohung erpresst haben, er werde seine Beweise an die FIA weiterleiten. Dennis zeigte sich daraufhin selbst bei der FIA an, was zum Abzug aller Konstrukteurspunkte und zur 100-Millionen-Dollar-Strafe führte. Offenbar dürfte an dieser Version der Geschichte tatsächlich etwas dran sein, denn Mercedes-Sportchef Norbert Haug tat sich heute in Spa-Francorchamps mit klaren Dementis zu dem Thema sehr schwer...

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Hat es momentan wirklich nicht einfach: Mercedes-Sportchef Norbert Haug

Frage: "Herr Haug, Max Mosley hat angedeutet, dass Fernando Alonso Ron Dennis mit seinen E-Mails im Spionagefall erpresst haben soll. Ron Dennis zeigte sich dann selbst bei der FIA an. Inwieweit haben Sie von diesen Vorgängen gewusst und wie ist das abgelaufen?"
Norbert Haug: "Klar ist: Wenn ein Fahrer sagt, 'Ich habe Material, da steht der Name eines Konkurrenten drin', in dem Fall eine E-Mail - da hat Ron sofort zum Telefon gegriffen. Das ist nur richtig und offen und fair. Das war beim Grand Prix Ungarn. Was soll er auch anderes tun? Ich denke, das muss man ihm hoch anrechnen."#w1#

Keine Nummer eins und Nummer zwei

"Dass manche Fahrer versuchen, sich eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen, ist nur zu gut zu verstehen." Norbert Haug

Frage: "Wie beurteilen Sie es moralisch, dass ein Fahrer den Teamchef um den Status als Nummer eins erpresst?"
Haug: "Es gibt keinen Nummer-eins-Status. Dazu gibt es gar nichts zu sagen. Wir fahren so, wie wir bisher gefahren sind. Damit sind wir gut gefahren. Wir haben das ganze Jahr über bisher die Positionen eins und zwei in der Punktetabelle behalten. Das ist alles, was zum Hintergrund zu sagen ist. Dass manche Fahrer versuchen, sich eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen, ist nur zu gut zu verstehen, aber wir denken nicht, dass das richtig ist im Sinne des Sports."

"Es gibt nicht umsonst das Verbot der Teamorder - man erinnere sich daran, welche Untersuchung gegen uns eingeleitet worden ist in Monaco. Da war gar nichts, sondern ein fairer, guter Kampf auf der Strecke. Wie kann ich dann einen Fahrer anders einstufen als dem anderen und ihm besseres Material geben? Das würde überhaupt keinen Sinn machen und entspricht auch nicht unserem Sinn von Sportlichkeit. Wir fahren für die Leute, die draußen zugucken. Die sollen einen richtigen Eindruck vom Sport bekommen."

Keine Benachteiligung von Alonso

"Er hat immer die gleiche Unterstützung gekriegt wie sein Teamkollege Lewis Hamilton." Norbert Haug

Frage: "Bekommt Fernando Alonso nach diesem Vorfall noch hundertprozentige Unterstützung von seinen Mechanikern und Ingenieuren? Ja oder nein?"
Haug: "Ja, natürlich - wie soll er sonst Rennen gewinnen? In jedem Fall. Er hat immer die gleiche Unterstützung gekriegt wie sein Teamkollege Lewis Hamilton. Daran gibt es für uns überhaupt nichts zu deuteln. Wer die Rundenzeiten sieht, wer das nur mal aus der Entfernung betrachtet, der muss wissen, dass das absolute Gleichbehandlung ist - und nicht erst bei dieser Fahrerpaarung, sondern traditionell, seit wir Rennen fahren. Auch in der DTM oder in der Formel 1. Das ist bei uns einfach so. So geht Sport für uns."

Frage: "Eine Frage noch zum FIA-Urteil: Werden Sie in Berufung gehen?"
Haug: "Wir diskutieren das, wir haben Zeit, wir müssen uns jetzt nicht festlegen. Aber sicher ist, dass wir den Sport in den Vordergrund stellen. Wenn es ein hartes Urteil gibt und es der Rahmen des Reglements hergibt, dann muss man darüber nachdenken - oder man kann auch sagen, dass man sich auf den Sport konzentriert und das Urteil schluckt. Diese Diskussion ist offen. Wir sind konstruktiv und hoffen, dass dies jeder bemerkt hat."