• 15.09.2007 13:45

  • von Nimmervoll/Stracke

Und wer kriegt nun die Million, Max?

Seit 2003 ist in Betrugsfällen eine Prämie von einer Million Dollar für sachdienliche Hinweise in Betrugsfällen ausgeschrieben, aber wer hat diese kassiert?

(Motorsport-Total.com) - Einer interessanten Facette des Spionagefalls, die bisher noch niemand beleuchtet hat, ging 'Motorsport-Total.com' heute in Spa-Francorchamps auf den Grund. Seit Februar 2003 ist in der Formel 1 nämlich eine Prämie von einer Million US-Dollar für jeden ausgeschrieben, der in einem etwaigen Betrugsfall sachdienliche Hinweise an die FIA liefert.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

FIA-Präsident Max Mosley hätte gerne die Million-Dollar-Prämie bezahlt

FIA-Präsident Max Mosley hatte sich mit dieser Maßnahme seinerzeit "vor allem an die Mechaniker eines Teams" gewendet und seinen Schritt folgendermaßen begründet: "Wenn jemand eine heimliche Traktionskontrolle hat, wissen es zumindest sechs Leute in diesem Team. Also sagen wir: 'Du kannst uns - völlig anonym - verraten, was bei euch vorgeht. Dann überprüfen wir das. Und wenn wir das Team erwischen, kriegst du eine Million Dollar.'"#w1#

Muss Dennis doch nur 99 Millionen zahlen?

Die Ironie an der Geschichte: Die neuen Beweise im aktuellen Spionagefall brachten ausgerechnet McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis selbst und Fernando Alonso vor, so dass den beiden theoretisch die Prämie zustehen müsste, da das Team sonst nicht überführt worden wäre. Oder, anders ausgedrückt: Für die Hinweise, die zur 100-Millionen-Dollar-Strafe geführt haben, könnten Dennis und Alonso je eine Million Dollar kassieren.

In der Praxis wird es dazu aber nicht kommen, wie Mosley gegenüber 'Motorsport-Total.com' verriet: "Die brauchen dieses Geld ja auch nicht." Ebenso wenig übrigens wie Nigel Stepney, dessen Informationen über den illegalen Ferrari-Unterboden beim Grand Prix von Australien, die über den Umweg McLaren-Mercedes zur FIA gelangt sind, ja theoretisch auch eine Million Dollar wert sein müssten. Geld gesehen hat der mutmaßliche Formel-1-Spion aber keines.

Mosley bedauert, dass niemand petzen wollte

Mosley bedauert übrigens, dass niemand für die Prämie gepetzt hat: "Wir sind sehr enttäuscht, dass niemand bei McLaren außer Alonso uns mitgeteilt hat, was da los war", meinte er gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Das macht die ganze Formel 1 krank, wenn so etwas weitergemacht wird. Das könnte die Formel 1 zerstören. Aber Gott sei Dank hat es uns Alonso gesagt, so dass wir eine Strafe aussprechen konnten. Vielleicht war die nicht hart genug, aber jetzt hört das Gott sei Dank auf."

In Anspruch genommen wurde die Petzprämie der FIA übrigens noch nie, soweit wir wissen. Zwar gab es 2005 im Skandal um den illegalen Zusatztank bei BAR-Honda Gerüchte, ein Mechaniker könnte seinen Arbeitgeber verraten und sich damit eine Million Dollar zusätzlich verdient haben, doch bestätigt wurden diese nie. Und auch im Zuge der laufenden Spionageaffäre musste die FIA ihre Prämienkasse nicht aufmachen...