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Haug: "Können sicherlich noch einiges zeigen"
Mercedes-Sportchef Norbert Haug im ausführlichen Interview über Sieg und Niederlage in Kanada und die guten Zukunftsperspektiven
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Herr Haug, das war ein turbulentes Rennen in Kanada - und diesmal mit einem glücklichen Ausgang für die Silbernen."
Norbert Haug: "Ja, es war ein turbulentes Rennen. Gegen Mitte des Rennens lagen wir schon mit zwei Autos sehr deutlich in Führung, aber dann kam die Safety-Car-Phase - und das hat alles noch einmal ein bisschen auf den Kopf gestellt. Zum Schluss hat aber Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) gewonnen. Es war ein schöner Sieg."

© xpb.cc
Norbert Haug durfte sich in Montréal über Saisonsieg Nummer drei freuen
Frage: "Damit ist auch die Weltmeisterschaft wieder ziemlich offen, oder?"
Haug: "Gut, 22 Punkte sind ein großer Rückstand von Kimi auf den Ersten, Alonso, aber die Saison hat Zeit. Wir haben die letzten fünf Rennen gezeigt, dass wir gut unterwegs sind. Ich hoffe, wir können den Trend beibehalten. Dann glaube ich, dass es noch einmal spannend wird. Es ist eine spannende Saison, es ist eine tolle Saison. Ferrari hat sich hier zurückgemeldet. Ich glaube, dass ist das, was der Zuschauer erwartet - und Teil davon zu sein, ist einfach gut."#w1#
Über Renault: "Jeder macht hie und da mal einen Fehler"
Frage: "Es hat sich gezeigt, dass auch Renault fehleranfällig ist, dass auch bei denen mal etwas passieren kann. Macht das Hoffnung?"
Haug: "Das ist ein Sport am absoluten Limit, und jeder macht hie und da mal einen Fehler. Es gibt nicht den perfekten Vorteil. Den gibt es nur dann, wenn ein Auto komplett überlegen ist, wenn die Technik überlegen ist und wenn der Druck der Gegner nicht groß genug ist, damit nicht auch mal ein Fehler gemacht wird. Aber das sieht in diesem Jahr anders aus. Im Moment zeichnet das diesen Sport auch aus, das muss man ganz klar sagen."
"Wir waren während der Europasaison immer konkurrenzfähig - entweder sind wir stehen geblieben, wie in Imola, oder wir sind in der letzten Runde ausgefallen, wie am Nürburgring, oder aber wir haben gewonnen, nämlich jetzt schon dreimal. Solange wir auf der Bahn waren, waren wir seit Imola immer vorne. Das soll nicht großspurig eine Zusammenfassung sein, sondern nur die Fakten schildern. Wir haben den Speed, wir können uns noch weiter steigern."
"Ferrari ist aber auch hundertprozentig zurück, das hat man gesehen. Möglicherweise hilft es sogar, wenn Ferrari und wir gegen Renault fahren können, damit es noch ein bisschen spannender wird. In der Konstrukteurs-WM sind es im Moment 13 Punkte, was gar nicht viel ist. Das kann man in einem Rennen gut machen, wenn alles ideal läuft. Von den 13 haben wir sicher acht liegen gelassen, aber das ist für mich nicht die bittere Pille, sondern das ist vergessen und vorbei. Bei den Fahrern sind es 22 Punkte - sicher immer noch ein komfortabler Vorsprung für Alonso, aber wenn ich sehe, dass wir die letzten fünf Rennen vom Speed her den Ton angegeben haben, dann ist das gut."
Montoya "war absolut gut und schnell unterwegs"
Frage: "Es hätte ja beinahe ein Doppelsieg werden können. Was ist bei Juan-Pablo Montoya schief gegangen?"
Haug: "Wir müssen in Ruhe analysieren und schauen, was Sache ist, was in dieser Safety-Car-Phase passiert ist. Man neigt in der Emotion sehr schnell dazu, Dinge spontan zu beurteilen. Ich möchte das in Ruhe machen, möchte sehen, was tatsächlich passiert ist. Juan-Pablo wurde kritisiert, hat heute aber gezeigt, dass er ein Siegfahrer ist. Er war absolut gut und schnell unterwegs. Er hätte sich den Sieg verdient gehabt, aber ich denke, dass es keine gute Situation für ein Team ist, wenn man selbst einen Fehler gemacht hat - und den haben wir möglicherweise gemacht."
"Das Potenzial des Autos ist im Moment vielleicht sogar ein bisschen größer als es der Punktestand anzeigt. Ich bin kein Freund davon, Ansagen zu machen und zu sagen hätte, wäre, wenn. Unser Punktestand ist der, der er ist im Moment, aber ich glaube, dass wir eine sehr gute Basis haben, dass wir als Team zusammenarbeiten und dass wir deshalb in der zweiten Saisonhälfte sicherlich noch einiges zeigen können."
Haug will Safety-Car-Situation erst analysieren
Frage: "Warum haben Sie in der Safety-Car-Phase Juan-Pablo Montoya weiterfahren lassen und Kimi Räikkönen reingeholt?"
Haug: "Man muss entscheiden, ob man beide gleichzeitig an die Box holt. Wir müssen das jetzt einmal in Ruhe durchgucken und analysieren. Sicherlich ist das ärgerlich, wenn man acht Punkte für das Team liegen lässt - egal, welche Reihenfolge letztlich angesagt gewesen wäre. Nur: Wir freuen uns jetzt über den Sieg. Wir haben es geschafft, Druck auf die Spitze auszuüben, was gut ist, und ich denke, wir sind im WM-Rennen - ohne große Ankündigungen zu machen. Wir haben viele Punkte liegen gelassen, aber das zeigt doch auch, wie viel Potenzial wir haben. Man darf nicht vergessen, dass wir genauso viele Rennen noch mal haben, und da kann noch vieles passieren. Wir sind gut drauf."
Frage: "Wer ist letztendlich dafür verantwortlich, dass die Regel, bei roter Ampel nicht aus der Box zu fahren, eingehalten wird: der Fahrer oder das Team?"
Haug: "Sicherlich beide. Der Fahrer muss schauen, das Team muss schauen. Es gibt meines Wissens eine neue Safety-Car-Regel. Die hat man offensichtlich nicht gut genug einstudiert. Das müssen wir ganz klar auf unsere Kappe nehmen. Wenn wir etwas falsch machen, geben wir es auch zu, aber damit will ich es bewenden lassen."
"Harter, guter und hoffentlich auch fairer Sport"
Frage: "Michael Schumacher wurde Zweiter, beide Ferraris landeten auf dem Podium. War damit zu rechnen?"
Haug: "Das ganze Jahr rechne ich schon damit. Mich freut es für den Michael besonders, aber auch für den Rubens (Barrichello; Anm. d. Red.), der als Letzter losgefahren ist. Sicher hat ihnen die Safety-Car-Phase geholfen, aber man muss die Gelegenheiten nutzen, die sich einem bieten. Wenn wir vor einem Jahr davon gesprochen hätten, dass es eine Überraschung ist, wenn Ferrari Zweiter wird, dann hätten alle gelacht. Das zeigt einfach, wie hart der Kampf an der Spitze ist. Ich denke, das ist guter Sport, und guter Sport unterhält die Zuschauer - denn der Sport ist für die Zuschauer da, nicht in erster Linie für die Techniker und für die Teammitglieder. Das ist harter, guter und hoffentlich auch fairer Sport, der die Leute in seinen Bann ziehen soll. Ich glaube, das gelingt ganz gut in diesem Jahr."
Frage: "Was erwarten Sie sich jetzt von Indianapolis?"
Haug: "Auch da verschwende ich keine Sekunde mit irgendwelchen Vorhersagen. Wir müssen von Rennen zu Rennen denken. Ich sehe keinen Grund, warum wir dort nicht gut unterwegs sein sollten. Es macht keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, ob wir Sieganwärter Nummer eins sind. Wir müssen den bestmöglichen Job machen. Das haben wir nicht immer geschafft, aber immerhin haben wir drei der letzten fünf Rennen gewonnen."
Haug wirbt für volle Mercedes-Tribüne am Hockenheimring
"Ich hoffe, dass wir diesen Trend fortsetzen können, und ich hoffe, dass wir das auch nach Hockenheim, zu unserem Heimrennen, tragen können. Ich hoffe dort auf volle Tribünen, ganz besonders auf eine volle Mercedes-Tribüne. Dort ist ganz besonders viel los, und es lohnt sich in diesem Jahr, da hinzugehen. Dafür möchte ich auch werben, dass man sich noch Tickets kauft. Wir haben uns viele Überraschungen einfallen lassen."
"Rund um die Mercedes-Tribüne wird viel los sein, und jeder, der sich ein Ticket kauft, wird merken, dass wir von Mercedes-Benz absolut bemüht sind, den Zuschauer in den Mittelpunkt zu stellen, denn der Zuschauer ist eigentlich der Chef am Ring - nicht der Fahrer, nicht der Teamchef, nicht der Manager, sondern der Zuschauer, der sein Eintrittsgeld bezahlt. Der soll bestens unterhalten werden, und das wollen wir in Hockenheim ganz besonders machen."

