Haug freut sich über Hamiltons Aufmucken
Mercedes-Sportchef Norbert Haug findet es gut, dass Lewis Hamilton nicht zu allem schweigt, und relativiert den "Krieg der Sterne"
(Motorsport-Total.com/Premiere) - Seit Monaten schon tobt bei McLaren-Mercedes unter dem von den Medien erfundenen Banner des "Kriegs der Sterne" eine heißblütige Auseinandersetzung zwischen Fernando Alonso und Lewis Hamilton, die natürlich gerade in der entscheidenden Phase der Weltmeisterschaft immer wieder auch an die Öffentlichkeit durchbricht.

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Norbert Haug sieht den "Krieg der Sterne" seiner beiden Fahrer weiterhin gelassen
Bisher letztes Kapitel dieser Geschichte war der Zwischenfall am Start in Spa-Francorchamps, wo Alonso Hamilton abgedrängt hat, woraufhin der WM-Leader seinem Teamkollegen Absicht unterstellte. An diesem Wochenende in Fuji ging Hamilton mit seiner Kritik sogar noch einen Schritt weiter und erklärte, Alonso habe sich dem Team gegenüber nicht loyal verhalten - dies habe schließlich jeder sehen können.#w1#
Nichts gegen freie Meinungsäußerung
Während sich die Journalisten natürlich mit großem Eifer auf derartige Wortgefechte stürzen, will Mercedes-Sportchef Norbert Haug darin kein großes Drama erkennen: "Lewis ist authentisch, das ist seine Meinung. Wir sind oft dafür kritisiert worden, dass wir unsere Fahrer hinter dem Berg halten lassen, aber ich denke, er darf das sagen, was seine Meinung ist. Ob die komplett richtig ist, ist für mich ein zweites Thema", sagte er heute in Fuji.
"Klar ist auch, dass hier ein bisschen Schattenboxen stattfindet und dass Lewis natürlich zeigen will, dass er seine Claims auch abstecken kann", gab der Deutsche zu Protokoll. "Aber das gehört zu dem Sport dazu. Ich kenne das vom Fußball, vom Boxen, von überall her. Überbewerten würde ich es nicht. Die beiden arbeiten getrennt an ihren Fahrzeugen, tauschen die Daten aus, sprechen durchaus auch was miteinander."
"Nur klar ist: Wenn man seit fünf Monaten die Tabellenspitze bildet und im gleichen Team fährt, dann will jeder den anderen schlagen. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Schlagabtausch. Ich würde es nicht ganz so hoch halten, aber sicher ist, dass die sich natürlich gegenseitig auch fordern und vielleicht auch neben dem Rennauto ein bisschen provozieren wollen", gab er zu, dass ein gewisses Spannungspotenzial vorhanden ist.
Hamilton teilt immer öfter auch aus
Durchaus nicht ohne Grinsen im Gesicht fiel ihm auch die Tendenz auf, dass Hamilton in letzter Zeit immer öfter zurückbeißt, wenn er von Alonso attackiert wird: "Ich finde es eigentlich cool, dass Lewis seine Claims absteckt, muss ich sagen", meinte Haug. "Das ist Geplänkel hie und da, aber wer gedacht hat, das ist der Lehrjunge, der sagt, 'ich setze mich jetzt in die Ecke und mache mal gar nichts', der sieht sich getäuscht."
Aber: "Es übertrieben zu sehen als 'Krieg der Sterne' oder Hass oder was auch immer, was ich so lese, das ist ein bisschen zu viel. Hass ist es mit Sicherheit nicht, sondern das war schon immer so, wenn es die Auseinandersetzungen in einem Team gab - ob mit Senna und Prost oder ob mit Lauda und Prost. Da geht es immer zur Sache - und das ist jetzt eben auch der Fall", gab er relativierend zu Protokoll.
Grundsätzlich schätzt sich Haug privilegiert, die zwei seiner Meinung nach besten Fahrer bei McLaren-Mercedes zu haben: "Wir sind in der glücklichen Lage, die beiden Fahrer zu haben. Das muss die Teamleitung auch irgendwie handeln können. Das ist eine anfordernde Aufgabe", meinte der 54-Jährige. Schließlich sei der teaminterne Wettkampf nicht in erster Linie negativ, sondern ein Ansporn für noch stärkere Leistungen.

