Haug: "Ein stolzer Samstagnachmittag"
Mercedes-Sportchef Norbert Haug analysiert das Qualifying in Fuji und freut sich über die fünfte Doppelpole seit dem Monaco-Grand-Prix
(Motorsport-Total.com/Premiere) - In allerletzter Sekunde fuhr Lewis Hamilton heute im Regen von Fuji noch auf die Pole Position, verdrängte damit seinen Teamkollegen Fernando Alonso auf den zweiten Platz. Für McLaren-Mercedes bedeutet dies nach der Niederlage von Spa-Francorchamps ein tolles Resultat, zumal man nun beste Karten hat, morgen schon eine Vorentscheidung in der Weltmeisterschaft herbeizuführen.

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Norbert Haug blickt dem morgigen Rennen in Japan optimistisch entgegen
"Ich bin sehr happy, denn nichts ist leichter, als hier daneben zu sein", lobte Mercedes-Sportchef Norbert Haug die Hamilton-Leistung. "Man hat es gesehen in Q1, da war er kurz 16. Wenn dann irgendwas ist - ein Quersteher oder Verkehr -, dann geht gar nichts mehr. Aber er war weiter. Es dann ganz zum Schluss noch einmal hinzubekommen, war sehr gut. Klar, 70 Tausendstel sind nicht die Welt, aber man muss die Nerven bewahren."#w1#
Hamilton profitierte von frischen Reifen
Die beiden Silberpfeil-Piloten hatten wieder exakt gleiche Voraussetzungen, wie immer in dieser Saison. Alonso lag auch lange vor Hamilton, doch am Ende machten sich wohl die frischeren Reifen des WM-Leaders bemerkbar: "Unsere beiden Crews haben sich für verschiedene Strategien entschieden - Fernando ist längere Turns gefahren und hat nur einmal gewechselt", gab Haug zu diesem Thema bei 'RTL' zu Protokoll.
Und was war mit Ferrari? "Der Ferrari ist nach einigen Runden besser geworden, die waren auf der ersten Runde nicht so gut unterwegs. Die brauchten ein bisschen Anlauf irgendwie - vielleicht um die Reifen auf Temperatur zu bringen, keine Ahnung. Wir haben das ganz gut schon in der ersten Runde hingekriegt, aber es wurde eng. Zu Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) sind es glaube ich anderthalb Zehntel. Das ist gar nichts", antwortete Haug.
Insgesamt ist er wieder einmal sehr zufrieden mit der Vorstellung seines Teams, denn: "Wir haben jetzt in diesem Jahr zum fünften Mal seit dem Grand Prix von Monaco die Doppelpole geschafft. Das ist glaube ich ganz beeindruckend", klopfte er sich selbst auf die Schulter. "Monaco war der fünfte Grand Prix des Jahres, hier sind wir beim 15. Das heißt, dass man in jedem zweiten Grand Prix die erste Startreihe füllt, und das ist schon eine gute Teamleistung."
McLaren-Mercedes steht unter Druck
"Besonders stark" bewertet Haug das Fuji-Qualifying angesichts der Turbulenzen der vergangenen Wochen, denn es habe "viel Druck" auf dem Team gelastet: "Die Fahrer reden angeblich nicht miteinander, dies und jenes. Aber wenn es zum Sport kommt, können sie sich offensichtlich gut in Szene setzen, und ich habe da auch großes Vertrauen, dass es morgen gelingt", sagte der 54-jährige Deutsche selbstbewusst.
"Ein Spaziergang wird es nicht - nicht für uns, nicht für die Konkurrenz", so Haug mit Blick auf das Rennen. "Aber was mich heute stolz macht - und es darf ja auch mal ein stolzer Samstagnachmittag dazwischen sein: dass man mit dem Druck umgehen kann und keine Fehler gemacht hat." Gerade im Regen hätte McLaren-Mercedes nämlich leicht ein Fehler unterlaufen können, und dann wäre es vielleicht sogar in der Weltmeisterschaft noch einmal spannend geworden.
Wiederholung des Starts von Spa-Francorchamps?
In der ersten Startreihe steckt aber natürlich auch jede Menge Brisanz, denn gerade nach dem Zwischenfall in der ersten Runde in Spa-Francorchamps ist die Stimmung zwischen den beiden Silberlingen mehr als explosiv. Zwar haben beide schon am Freitag angekündigt, dass sie sich fair verhalten und nichts Dummes machen werden, aber wie es dann in der Hitze des Gefechts aussieht, ist eine ganz andere Frage.
"Sie wissen schon, dass man ohne Räder schlecht fahren kann", winkte Haug ab. "Wir bemühen uns, sie so weit abzukühlen, wie sich das gehört. Zum Schluss sind es sie, die im Auto sitzen und um den Titel fahren. Sie wissen, dass es bedeuten kann, dass sie null Punkte holen, wenn sie einen Fehler machen. Nur: Was soll man anderes machen, als die Plätze eins und zwei anzustreben? Man kann schlecht sagen, dass man den einen auf Platz eins und den anderen auf Platz fünf stellt."

