• 01.07.2004 09:31

  • von Fabian Hust

Hat Ralf Schumachers Unfall ein juristisches Nachspiel?

Weil die Ärzte in den USA die gebrochenen Brustwirbel übersahen, könnte der Unfall ein juristisches Nachspiel haben

(Motorsport-Total.com) - Dass die Ärzte in Deutschland zwei Frakturen an den beiden untersten Wirbel der Brustwirbelsäule (TH 11 und 12) feststellten, war für Ralf Schumacher ein riesiger Schock. Kein Wunder, denn bei der Untersuchung des BMW-Williams-Piloten in den USA gaben die Ärzte Entwarnung. Sie konnten bis auf eine schwere Gehirnerschütterung sowie Prellungen am Rücken keine Verletzungen feststellen.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Warum entdeckten die Ärzte in den USA die Verletzung nicht?

"Er hätte nicht transportiert werden dürfen", bringt es Manager Willi Weber auf den Punkt. Stattdessen flog der 29-jährige Rennfahrer unwissend nach Hause in seine Wahlheimat Österreich. Erst jetzt trägt Schumacher ein Stützkorsett. Das Risiko, dass Ralf Schumacher durch eine unglückliche Bewegung seine gebrochenen Wirbel in Richtung Rückenmark verschoben hätte, war groß.#w1#

Somit hatte der Deutsche gleich doppelt Glück, denn nach Informationen der 'Bild'-Zeitung hätten eine Verschiebung der Wirbel oder einer Verletzungen der Wirbel ein paar Zentimeter höher bewirken können, dass der Familienvater heute querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzen muss.

Dass die gefährliche Verletzung in einem Krankenhaus in Indianapolis unentdeckt blieb, könnte aus diesem Grund ein juristisches Nachspiel haben: "Ich war geschockt. Schließlich wurde ich in Indianapolis ja auch schon von Kopf bis Fuß untersucht. Ich weiß nicht, was die Ärzte da gemacht haben. Das wird ein Nachspiel haben", kündigt Ralf Schumacher in einem 'Bild'-Interview an.

"Zwischen dem Unfall und der jetzigen Untersuchung hätte ein Teil des Wirbelkörpers abbrechen und sich ins Rückenmark bohren können. Das hätte zur Querschnittslähmung geführt", wird ein Sportarzt von dem Blatt zitiert. Die Frage ist, ob Ralf Schumachers Wirbelsäule so verheilen wird, dass er jemals wieder in ein Formel-1-Auto steigen kann.

Doch Ralf Schumacher bleibt optimistisch, er geht davon aus, dass er noch in diesem Jahr wieder in sein Auto einsteigen kann. Im Moment hat der Pechvogel jedoch noch sehr starke Schmerzen: "Ich überlege mir jeden Treppengang". Besonders nachts seien die Schmerzen stark, sodass er ständig aufwacht.

"Ich bin sehr knapp an einer großen Katastrophe vorbeigerauscht. Die Ärzte haben mir noch mal erklärt, was für ein Glück im Unglück ich hatte", weiß "Schumi II". Wäre er in die Mauer von Indianapolis nicht rückwärts sondern seitlich eingeschlagen, "dann würde es dieses Gespräch jetzt nicht mehr geben".

Einige Experten befürchten, dass sich der sensible Ralf Schumacher von diesem Schock nicht ausreichend erholen wird, um jemals wieder konkurrenzfähig Rennen fahren zu können. Doch der Deutsche schwört, dass er lieber heute als morgen wieder im Einsatz wäre: "Hätte ich jetzt Angst, würde ich sofort mit der Formel 1 aufhören. Ich habe genug verdient, ich könnte auf der Stelle aufhören."

Manager Willi Weber, der die Arbeit der Ärzte in den USA kritisiert ("Man muss sich wirklich fragen, was sie gemacht haben"), gibt sich zuversichtlich, was die weitere Zukunft seines Schützlings angeht. Er spricht von einer Art Neubeginn, wenn der 29-jährige nach einer fast durchweg verkorksten Saison wieder in sein Auto steigt. Vermutlich wird dies erst bei seinem neuen Arbeitgeber sein. Beim Großen Preis von Großbritannien in anderthalb Wochen in Silverstone soll der Wechsel von Ralf Schumacher zu Toyota bestätigt werden.