Hamiltons "erlaubte Besserleistung"

Mercedes-Sportchef Norbert Haug kann die Strafe gegen Lewis Hamilton nach wie vor nicht nachvollziehen: "Lewis hatte einen Nachteil"

(Motorsport-Total.com) - Die Entscheidung des Grand Prix von Belgien am Grünen Tisch schlägt immer noch hohe Wellen. Bei McLaren-Mercedes kann man nicht nachvollziehen, warum Lewis Hamilton der Sieg aberkannt wurde, obwohl er Kimi Räikkönen erst überholt hat, nachdem er den Ferrari-Piloten nach einer missglückten Attacke passieren hatte lassen.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen und Lewis Hamilton

Diese Szene in Spa-Francorchamps beschäftigt die Formel 1 immer noch

"Klar ist", so Norbert Haug gegenüber 'auto bild motorsport', "dass Lewis einen Nachteil hatte, nachdem ihm Kimi in der Schikane - worüber wir uns nicht beklagt haben - keinen Platz gelassen hat. Zurück auf der Strecke ließ Lewis Kimi vorbei - wie es die Regeln vorschreiben, wenn der Weg über die Wiese in einer Schikane nach Metern kürzer als der auf der Rennstrecke ist. In der nächsten Kurve hat Lewis Kimi dann überholt - Kimi ließ die Tür dazu offen."#w1#

Unerlaubter Vorteil oder erlaubte Besserleistung?

"Wer hat zuletzt, nachdem er freiwillig vom Gas ging, 300 Meter später einen ebenbürtigen Wettbewerber überholt? " Norbert Haug

"Lewis hatte aus unserer Sicht einen Nachteil - wer hat zuletzt in der Formel 1, nachdem er freiwillig vom Gas ging, 300 Meter später einen ebenbürtigen Wettbewerber überholt? Nach meiner Einschätzung hat Lewis nicht durch einen unerlaubten Vorteil überholt, sondern vielmehr durch eine erlaubte Besserleistung", gab der Mercedes-Sportchef zu Protokoll. Aus eben diesen Gründen haben die Silberpfeile gegen die Entscheidung der Rennleitung Protest eingelegt.

Haug findet übrigens nicht, dass das Problem die Regeln sind. Vielmehr seien diese am vergangenen Sonntag falsch ausgelegt worden: "Man muss nur richtig einschätzen, was ein Vorteil und was ein Nachteil ist. Die Rennkommissare hatten dazu eine andere Ansicht als wir", teilte der Deutsche mit - und fügte an: "Ich respektiere ihre und ich bin sicher, sie werden auch unsere respektieren - und die ist sportlich."

So argumentiert McLaren-Mercedes

"'Jetzt wollen wir möglichst alle verbleibenden Rennen gewinnen." Lewis Hamilton

Der McLaren-Mercedes-Protest basiert auf dem Argument, dass Hamilton nach seiner missglückten Attacke in der Bus-Stop-Schikane wieder hinter Räikkönen war, ehe er in La Source noch einmal zum Überholen ansetzte. Der Vorwurf, Hamilton könnte durch das Abschneiden der Schikane mehr Schwung als Räikkönen mitgenommen haben, lässt sich durch die Telemetrie eindeutig entkräften - der Silberpfeil war bei Start und Ziel um sechs km/h langsamer als der führende Ferrari.

Doch unabhängig vom Ausgang des Protests lässt Hamilton den Kopf nicht hängen. Haug: "Wir sind zusammen zum Flughafen gefahren und Lewis grinste mich an und sagte: 'Jetzt wollen wir möglichst alle verbleibenden Rennen gewinnen.' Ich habe nicht widersprochen - auch wenn es noch ziemlich viele sind." Fünf, um genau zu sein - und das erste davon steht bereits am kommenden Wochenende in Monza auf dem Programm.