Hamilton: "Es war mein eigener Fehler"
Lewis Hamilton zeigt sich einsichtig, was die strittige Situation im Qualifying angeht, McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh nimmt ihn aber in Schutz
(Motorsport-Total.com) - Bis vor der letzten Runde stand Lewis Hamilton im heutigen Qualifying in Singapur auf provisorischer Pole-Position, doch Sebastian Vettel und Jenson Button zogen im letzten Run noch an ihm vorbei. Er selbst konnte nicht mehr attackieren, weil er zu spät über die Ziellinie fuhr und keine gezeitete Runde mehr in Angriff nehmen durfte.

© McLaren
Lewis Hamilton ärgert sich über die verlorene Pole-Position in Suzuka
Hamilton hatte versucht, Abstand auf den vor ihm fahrenden McLaren-Teamkollegen Jenson Button zu nehmen, um anschließend freie Fahrt zu haben. Doch ehe er sich's versah, zogen innen Mark Webber und außen Michael Schumacher an ihm vorbei. Unmittelbar nach der Session verwendete er noch Begriffe wie "gefährlich" und "zur Hölle", um die Situation zu beschreiben, ein paar Stunden später hört sich das aber schon ganz anders an.
Hamilton zeigt sich selbstkritisch
"Ich finde, da wurde schon genug geredet", meint Hamilton zwar entnervt, aber er gibt auch zu: "Ich hätte die Runde noch hinbekommen sollen. Es war mein eigener Fehler." Denn wäre er früher auf die Strecke gegangen, dann wäre er erst gar nicht in die Situation geraten, dass es zeitlich überhaupt eng werden könnte, die letzte fliegende Runde noch beginnen zu dürfen. Für diese Sicherheit hätte schon eine halbe Minute gereicht.
"Es hat nichts mit dem Team zu tun. Das Team hat mir genau gesagt, was ich machen muss, um die Runde zu bekommen", sagt der Ex-Weltmeister präventiv, um nicht Gefahr zu laufen, dass sein grimmiger Gesichtsausdruck falsch interpretiert wird. "Das Auto vor mir war ziemlich nahe, also habe ich versucht, etwas Abstand zu nehmen. Die zwei Jungs hinter mir sind geraced, um es über die Linie zu schaffen, und haben mich überholt, als ich gerade in der letzten Kurve war."
¿pbvin|512|4153||0|1pb¿Hamilton scheint noch immer nicht glücklich über die Aktion von Webber und Schumacher zu sein, hat sich aber in letzter Zeit oft genug den Mund verbrannt, als dass er seinen Gedanken freien Lauf lassen würde: "Da gibt es nicht viel zu sagen - außer dass es kein Fehler des Teams war, sondern mein eigener, denn ich hätte früher rausfahren sollen. Ich habe noch etwas am Flügel umstellen lassen, wodurch ich später rausging. Mein Fehler", weicht er kritischen Fragen aus.
Martin Whitmarsh hält indes eine schützende Hand über seinen Fahrer: "Zu Lewis' Verteidigung muss ich sagen, dass wir ihn noch expliziter darauf hinweisen hätten können, dass die Zeit abläuft. Es war sehr knapp und einige haben versucht, Abstand zu nehmen. Das war eine schwierige Situation", so der Teamchef. "Meiner Meinung nach ist Lewis ein bisschen zu selbstkritisch, denn wir hätten ihn am Ende dieser Runde noch expliziter antreiben müssen."
Wie man es besser macht...
Wie man das besser macht, weiß man anscheinend bei Red Bull: "Wenn der Fahrer die Box verlässt, sagen wir ihm, welchen Spielraum er noch hat", schildert Teamchef Christian Horner, "und dann gibt es noch zwei weitere Punkte während der Runde, an denen wir ihn daran erinnern, wie er im Vergleich zum Cut steht." Tatsächlich wurde auch Webber in die Situation verwickelt, aber der Australier schaffte es trotzdem rechtzeitig über die Ziellinie.
Laut Schumacher war es "vielleicht nur schlechtes Timing", dass das Trio offensichtlich zur falschen Zeit am falschen Ort war: "Unterm Strich wollten alle innerhalb der offiziellen Zeit über die Linie fahren. Das war ziemlich knapp, speziell für die hinteren Autos, also Mark und mich. Lewis wollte gerade zum Auto vor ihm Abstand nehmen. Wären wir hinter ihm geblieben, hätten wir es nicht rechtzeitig geschafft, also blieb uns keine Wahl, als ihn zu überholen. Das haben wir getan."
"Wenn alle ihr normales Tempo gefahren wären, wäre es okay gewesen, aber die vorderen Autos nahmen mehr Abstand als erwartet, daher wurde es für die hinteren Autos eng. Das waren Mark und ich", sagt er und rechtfertigt sich: "Um es zu schaffen, mussten wir Lewis überholen. Er hat langsamer gemacht, um freie Fahrt zu haben, aber vielleicht war das zu viel." So nahm der Mercedes-Pilot seine letzte Runde um rund eine Sekunde zu spät in Angriff...

