• 08.10.2011 12:07

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Keine Ahnung, was er da wollte"

Lewis Hamilton fühlt sich um die Pole-Position betrogen und ist nach Platz drei im Qualifying in Suzuka stinksauer auf Michael Schumacher und Mark Webber

(Motorsport-Total.com) - Bestzeit in Q2, Schnellster auch im ersten Q3-Run - lange sah es so aus, als würde sich Lewis Hamilton heute in Suzuka aus seiner Krise befreien und auf Pole-Position fahren. Doch anstatt sich im zweiten Run zu steigern, fuhr er zu spät über die Ziellinie. Das war diesmal kein Patzer des McLaren-Kommandostandes, sondern Hamilton macht dafür Michael Schumacher und Mark Webber verantwortlich. Seinen Ärger über die beiden konnte er sich während der Pressekonferenz und während der anschließenden TV-Interviews nicht ganz verkneifen, auch wenn er sich sichtlich um seine Fassung bemühte...

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Sauer: Lewis Hamilton verzog nach Platz drei im Qualifying keine Miene

Frage: "Lewis, dritter Platz, dabei sah es so lange nach der Pole-Position aus. Aber am Ende hast du es nicht mehr rechtzeitig über die Ziellinie geschafft. Wie enttäuscht bist du darüber und glaubst du, dass es sonst gereicht hätte?"
Lewis Hamilton: "Das Team hat fantastische Arbeit geleistet, uns hierher zu bringen - auf so einer Strecke mit den Red Bulls mithalten zu können, ist ziemlich beeindruckend. Das Auto fühlte sich großartig an."

Wäre noch schneller gegangen

"Ich hatte das Gefühl, mindestens noch ein paar Zehntel finden zu können. Auf den ersten Runs gab es ein paar Kurven, in denen ich Zeit verloren habe. Ich dachte, ich könnte es zumindest mit diesen Jungs aufnehmen, aber dann ereignete sich in der letzten Kurve eine gefährliche Situation, als Mark mich aus dem Nichts attackierte und Michael von außen kam. Zur Hölle, ich habe keine Ahnung, was er da wollte! Das war sehr, sehr merkwürdig und dadurch konnte ich die letzte Runde nicht mehr fahren."

Frage: "Kannst du auf den Zwischenfall in der letzten Kurve näher eingehen?"
Hamilton: "Möchte ich ehrlich gesagt lieber nicht. Ihr habt das im TV gesehen, ich muss mir das Replay erst genauer anschauen. Jenson war vor mir. Er machte langsamer, um Abstand zu nehmen, und ich fuhr langsam durch die 130R, um sicherzustellen, dass genug Abstand zwischen ihm und mir ist."

¿pbvin|512|4153||0|1pb¿"Der Abstand war gar nicht groß, aber als ich bei der Schikane war, schaute ich in den Spiegel und sah Mark innen hereinschneiden. Also ließ ich ihm Platz. Und dann habe ich Michael ganz übersehen, mit dem ich fast links kollidiert wäre. Er fuhr sogar über das Gras. Das war ziemlich gefährlich! Ich habe daraufhin keine Runde mehr hinbekommen und sie auch nicht. Die ganze Aktion war also reine Zeitverschwendung."

Frage: "Wie enttäuschend ist das, denn das Team hat den ganzen Tag so gut ausgesehen..."
Hamilton: "Es ist jetzt eben so. Wir sind Dritter, stehen aber wenigstens in der zweiten Reihe. Das ist gut genug."

Auf Augenhöhe mit den Schnellsten

Frage: "Glaubst du, dass du heute genauso schnell gewesen wärst wie Sebastian Vettel?"
Hamilton: "Ich weiß, dass ich so schnell war wie Jenson, was bedeutet, dass ich mit den beiden auf Augenhöhe gewesen wäre. Zu Beginn des Qualifyings war ich am schnellsten, auch in Q2. Bisher war es einfach nicht mein Wochenende. Ich hoffe, dass ich das morgen ändern kann."

Frage: "Wo hättest du im zweiten Run noch Zeit finden können?"
Hamilton: "Ein halbes Zehntel, wenn ich in Kurve neun ein bisschen später gebremst hätte, und... Ich weiß auch nicht. Jedes Mal, wenn du auf die Strecke gehst, findest du Zeit. Aber das ist jetzt egal. So habe ich zumindest noch frische Reifen, die ich morgen verwenden kann."

Lewis Hamilton

Obwohl lange Zeit am schnellsten, wurde Lewis Hamilton nur Dritter Zoom

Frage: "Wie gut waren die Longruns gestern? Stimmen dich die zuversichtlich?"
Hamilton: "Nicht besonders. Ich bin froh, dass wir so konkurrenzfähig sind, aber im Rennen könnte es ein bisschen anders aussehen. Die Longruns waren wie immer, aber das Auto ist dieses Wochenende eindeutig konkurrenzfähig, was großartig ist. Schade, dass wir nicht unsere erste Pole-Position holen konnten, aber das war halt eine interessante Situation am Ende meines Runs."

Frage: "Wie siehst du den Reifenverschleiß? Habt ihr es geschafft, den zu reduzieren?"
Hamilton: "Ja, der Verschleiß ist hoch. Es ist eine schnelle Strecke und besonders der erste Sektor ist ziemlich hart für die Reifen. Aber alle sitzen im selben Boot und es wird interessant, die Reifen halbwegs am Leben zu halten. Ich glaube, wir werden eine ähnliche Strategie sehen wie in der Vergangenheit."

Weiche Reifen nicht besonders haltbar

Frage: "Du musst auf den weichen Reifen starten. Wie lange werden die im ersten Stint halten?"
Hamilton: "Ich glaube, sie werden okay sein, aber ich habe gehört, dass es zwischen acht und zwölf Runden sein könnten. Das ist nicht viel. Daher rechne ich mit drei, bei manchen vielleicht sogar mit vier Stopps."

Frage: "Kannst du erklären, was euch dieses Jahr fehlt, um mit Sebastian Vettel und Red Bull mithalten zu können?"
Hamilton: "Wir hatten die ganze Saison lang einfach nicht das Auto, das wir jetzt haben. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätten wir besser mitmischen können."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Japan, Samstag


Frage: "Eure Fortschritte hier sind unübersehbar. Was macht den Unterschied?"
Hamilton: "Keine Ahnung, wir haben nämlich keine Upgrades. Lediglich der eine Heckflügel, den wir schon eine ganze Weile haben, scheint hier gut zu funktionieren. Das Auto war fantastisch. Dass wir auf einer Strecke wie dieser so nahe dran sind, bedeutet, dass wir unsere Sache gut machen."

Frage: "Gibt es etwas, was dich für morgen zuversichtlich stimmt?"
Hamilton: "Ich stehe auf der sauberen Seite der Startaufstellung. Hoffentlich hilft das. Und unsere Starts sind meistens besser als die der Red Bulls."