Halbjahres-Zeugnis bei Toro Rosso: "Kwjat ist fantastisch"

Teamchef Franz Tost beurteilt die erste Saisonhälfte von Toro Rosso: Warum sein Team den starken STR9 nicht so recht nutzen konnte und wie er die Fahrer einschätzt

(Motorsport-Total.com) - Halbjahreszeugnis-Verteilung bei Toro Rosso, und zwar durch den Chef persönlich: Teamchef Franz Tost zieht zu Saisonmitte 2014 ein durchwachsenes Zwischenfazit - kein Wunder, schließlich liegt das Team in der Konstrukteurs-WM derzeit auf dem siebten Rang. Damit hat man zwar Lotus, Marussia, Sauber und Caterham hinter sich gelassen, die Teams vor dem kleinen Red-Bull-Rennstall sind aber bereits enteilt: McLaren liegt auf Rang sechs 81 WM-Punkte vor Toro Rosso.

Titel-Bild zur News: Daniil Kwjat, Franz Tost

Franz Tost lobt seinen Rookie Daniil Kwjat über den grünen Klee Zoom

Die Situation erinnert an das Vorjahr, als man nach zehn Saisonrennen ebenfalls Siebter war, allerdings mit 24 statt 15 Punkten auf dem Konto. Dabei macht der STR9 in Sachen Tempo einen besseren Eindruck als sein Vorgänger -Jean-Eric Vergne und Daniil Kwjat konnten dieses Jahr bei 20 Einsätzen zehn Mal aus den Top 10 starten (siehe 'Motorsport-Total.com'-Datenbank).

"Der pure Speed des STR9 ist auf einem recht hohen Niveau", beginnt Tost mit den positiven Aspekten. "Und bei machen Rennen war unsere Performance wirklich gut." Als Beispiel nennt er den Saisonstart in Melbourne, wo Toro Rosso mit den Plätzen acht und neun sechs Punkte holte und damit das beste Saisonergebnis einfahren konnte.

Renault für Zuverlässigkeitsprobleme mitverantwortlich

Kritisch sieht er hingegen die Zuverlässigkeit: "Wir haben bei den ersten 18 Starts, also neun Rennen, acht Mal nicht das Ziel erreicht. Das ist nicht ausreichend, und daran müssen wir arbeiten." Er führt die Probleme aber auch auf den neuen Antriebspartner Renault zurück, der zu Saisonbeginn nicht bereit war.

"Durch die Probleme mit der Antriebseinheit waren wir nicht in der Lage, bei den Wintertests viele Kilometer abzuspulen", erklärt er. "Dadurch haben wir bei den Rennen Probleme entdeckt, die bis dahin sonst eigentlich längst gelöst gewesen wären." Auch das Team hat seiner Meinung nach Fehler gemacht, "die dann zu Dingen wie Aufhängungsdefekten geführt haben. Die Lösung ist ganz einfach: Wir müssen einfach disziplinierter sein, um weitere Fehler in der zweiten Saisonhälfte zu verhindern. Und wir müssen unsere Zuverlässigkeitsprobleme so bald wie möglich lösen, damit wir in den verbleibenden Rennen punkten können."

Jean-Eric Vergne

Schon bei den Wintertests musste Vergne seinen Toro Rosso mehrmals abstellen Zoom

Apropos Zuverlässigkeit: Der große Leidtragende war bislang sehr oft Vergne, an dem in der ersten Saisonhälfte das Pech zu kleben schien. "Er litt sehr stark unter Zuverlässigkeitsproblemen", fällt auch dem Teamchef auf. "Wenn sein Auto aber gut lief, dann hat er gute Leistungen abgeliefert. Dank seiner Erfahrung leistet er einen wichtigen Beitrag zur technischen Entwicklung des Teams", spricht er dem Franzosen ein Kompliment aus, ohne aber durch die Blume eine Verbesserung einzufordern: "Ich bin davon überzeugt, dass von ihm noch mehr kommen wird."

Tost beurteilt neue Formel 1 positiv

Teamkollege Kwjat, der dieses Jahr seine Rookiesaison bestreitet, stimmt den Österreich restlos positiv: "Er leistet sehr gute Arbeit, wenn man in Betracht zieht, wie wenige Kilometer er vor der Saison absolvieren konnte. Er fährt sehr gut, was seinen Naturspeed zeigt. Ebenso wichtig ist, dass er weder Unfälle hat noch Fehler macht. Er leistet fantastische Arbeit."

Und wie beurteilt Tost das neue Gesicht der Formel 1, das nicht bei allen mit Begeisterung aufgenommen wurde? "Es gibt weltweit viele Fans, die die Rennen unter dem neuen Format mögen", widerspricht er. "Es gab viele positive Kommentare. Ich glaube, die Formel 1 geht jetzt in die richtige Richtung, aber insgesamt benötigt es einen Ruck, die Öffentlichkeit besser zu informieren, damit die Leute, die die Rennen an der Strecke oder vor dem Fernseher anschauen, ein besseres Verständnis von den neuen, aufregenden und futuristischen Technologien haben, die es jetzt in der Formel 1 gibt."

"Es gibt weltweit viele Fans, die die Rennen unter dem neuen Format mögen." Franz Tost