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Haas: "In den ersten fünf Jahren geht es nur ums Überleben"

Vor seinem Einstieg 2016 backt Teamgründer Gene Haas erst einmal kleine Brötchen: Erst einmal kommt der Aufbau, dann das Überleben und dann vielleicht mehr

(Motorsport-Total.com) - Big, bigger, America! Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gibt man sich im Normalfall nicht mit Kleinigkeiten zufrieden. Laut den gängigen Klischees muss auf der anderen Seite des Atlantiks an nichts gespart werden. Frei nach dem Motto: je größer, desto besser - oder: ganz oder gar nicht. In der Formel 1 waren die Amerikaner bislang allerdings eher auf der Seite "gar nicht" zu finden, doch das hat sich in den vergangenen Jahren geändert.

Titel-Bild zur News: Gene Haas

Gene Haas wird sich 2016 seinen Traum von der Formel 1 erfüllen Zoom

Mit dem Austin-Grand-Prix hat die Königsklasse ein neues Zuhause in den USA bekommen, ab der Saison 2016 steht mit Haas gar ein eigenes Rennteam vor dem Einstieg in die Serie, die in den Staaten nur am Rande von NASCAR oder IndyCar im Bewusstsein der Menschen existiert hat. Doch entgegen der landläufigen Meinung über US-Projekte setzt Haas rund 17 Monate vor dem ersten Rennen erst einmal auf Understatement.

"Wir haben überhaupt keine Erwartungen, dass wir sofort Meisterschaften gewinnen. Selbst einen Rennsieg zu schaffen, wäre ein außergewöhnlicher Erfolg", stellt Teamgründer Gene Haas gegenüber 'CNN' klar. Der Amerikaner will es langsam angehen lassen. Er hat in den vergangenen Jahren die Schwierigkeiten von neuen Teams wie Lotus, Marussia, HRT oder auch Totgeburten wie USF1 mitbekommen - und anscheinend daraus gelernt.

Waren Lotus, HRT & Co. überhastet?

Denn Haas glaubt, dass vor allem die Zeit gegen die jüngsten Neueinsteiger gesprochen habe. Die Teams hatten gerade einmal ein paar Monate Zeit, um sich auf ihr erstes Formel-1-Rennen vorzubereiten, und hätten daher überhastet reagiert und falsche Entscheidungen getroffen. Bei Haas soll das anders werden. Mit seinem Einstieg 2016 hat sich der Geschäftsmann genügend Puffer gegeben, um alles in Ruhe aufzubauen.

Ein Rezept auf Erfolg ist das allerdings auch nicht, weiß er. Denn die Formel 1 ist ein schwieriges Pflaster, das auch Haas schnell wieder abwerfen kann. "In den ersten fünf Jahren geht es nur um das Überleben", hat er die Messlatte daher auch noch gar nicht so hoch gelegt. "Früher oder später werden wir nach vorne kommen, aber ich erwarte nicht, dass wir irgendjemanden schlagen."

Es allein überhaupt in die Formel 1 zu schaffen, sei für ihn schon ein großer Erfolg - und auch eines seiner großen Ziele. "Einfach die Assoziation, in der Formel 1 zu sein, katapultiert unsere Marke von ganz unten in die Stratosphäre", sagt er. Ein noch größerer Boom könnte in Amerika ausgelöst werden, wenn Haas es dazu noch schaffen würde, einen amerikanischen Fahrer zu verpflichten, mit dem die Landsleute mitfiebern könnten.


Haas: Immerhin das Schild ist schon da

Immer wieder wird beispielsweise Alexander Rossi mit dem Team in Verbindung gebracht. Der 23-Jährige steht in Austin wohl vor seinem Grand-Prix-Debüt bei Marussia und gilt als einer der Kandidaten bei Haas. Doch auch wenn der Teamgründer noch nicht mit Namen hantiert, gibt er zu, dass ihn ein All-America-Team reizen würde: "Ein amerikanisches Team mit einem amerikanischen Fahrer würde aus Mediensicht voll einschlagen. Das würden wir gerne tun", sagt er.

Ferrari "mehr als nur Motorenpartner"

Doch von "All-America" kann schon keine Rede mehr sein. Denn mit Ferrari wird zumindest eine Komponente sicher italienisch sein: Mit der Traditionsmarke konnte Haas bereits einen dicken Fisch als Motorenpartner an Land ziehen, der womöglich sogar noch größeren Einfluss haben wird: "Überraschenderweise wollte Ferrari mehr als nur ein Motorenpartner sein. Sie werden uns auch bei vielen Basisstrukturen des Autos helfen", erklärt Haas, warum die Wahl auf die Italiener fiel.

Von einem Ferrari-B-Team will der 61-Jährige deswegen allerdings nicht gleich sprechen: "Wir wären sehr stolz, wenn wir ein Ferrari-B-Team wären, weil es uns mit Sicherheit lehren würde, wie man in der Formel 1 zurechtkommt", lacht er und erklärt: "Wir werden jegliche Hilfe in Anspruch nehmen, weil man nichts Besseres als Ferrari bekommen kann."

Marco Mattiacci Gene Haas Joe Custer

Mit Ferrari konnte Haas schon einen namhaften Partner für sein Team gewinnen Zoom

Somit hat der Neueinsteiger schon einmal ziemlich gute Voraussetzungen geschaffen, um in der Formel 1 keine Eintagsfliege zu sein. All das lässt Haas optimistisch sein: "Die Formel 1 ist meine größte Herausforderung bisher, aber ich habe keinen Zweifel, dass wir es schaffen können - auch wenn die Leute immer wieder sagen, dass wir scheitern werden." Haas weiß, dass das Haifischbecken Formel 1 schwierig sein wird, doch aufgeben kommt für ihn nicht in Frage: "Man haut seinen Kopf einfach so lange gegen die Wand, bis sich die Tür öffnet."