• 05.09.2014 12:10

  • von Roman Wittemeier

Haas will Erfolg: Hilft das Reglement?

Interview mit Haas-Projektleiter Günther Steiner: Die aktuellen Schritte auf dem Weg in die Formel 1, die Hoffnungen und die Zusammenarbeit mit Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 freut sich schon jetzt auf den Einstieg des amerikanischen Teams Haas. Der US-Unternehmer Gene Haas, der bereits in der NASCAR-Szene aktiv ist, wird 2016 in enger Zusammenarbeit mit Ferrari in die Königsklasse kommen. Das Projekt wird vom Südtiroler Günther Steiner (Ex-Technikchef von Jaguar und Red Bull) geleitet, der innige Beziehungen zu Ferrari pflegt. Im Interview berichtet der Italiener über die aktuellen Fortschritte in den USA, die Suche nach einem Standort in Europa und die Hoffnungen auf Erfolg.

Titel-Bild zur News: Günther Steiner

Freut sich schon auf das Formel-1-Debüt 2016: Günther Steiner Zoom

Frage: "Günther Steiner, der Vertrag mit Ferrari über die Lieferung der Antriebsstränge an Haas ist unterzeichnet. Welche weitere technische Unterstützung umfasst dieser Vertrag zusätzlich noch?"
Günther Steiner: "Wir sind gerade dabei, das gemeinsam mit den Leuten von Ferrari genau zu definieren. Das wird in den kommenden Monaten passieren. Erst dann wissen wir, was alles dazugehört und wie wir uns genau aufstellen."

Frage: "Auf Grundlage der aktuellen Leistungen der Antriebe von Ferrari, Renault und Mercedes: War Ferrari wirklich erste Wahl?"
Steiner: "Es war eine strategische Wahl. Ferrari ist in diesem Jahr sicherlich nicht dort, wo man sein möchte. Aber Ferrari ist bislang noch immer irgendwie dorthin gekommen, wo man hin wollte. Für die Zukunft - und wir fahren ja nicht im kommenden Jahr, sondern erst in zwei Jahren - ist das gesamte Paket mit Ferrari für uns sehr gut."

Frage: "Strategisch ist die Partnerschaft schon jetzt, denn immerhin ist Haas als Sponsor bei Ferrari an Bord. Es gab immer den Wunsch von Luca di Montezemolo, einen US-Ferrari in der Formel 1 zu haben. Wir Haas genau diese Rolle spielen?"
Steiner: "Ich würde nicht soweit gehen, uns als US-Ferrari-Team zu bezeichnen, aber die Zusammenarbeit ist sicherlich gut - für beide. Wir lernen von Ferrari und sie wollten schon immer eine Präsenz in Amerika. Ich glaube, die können wir ihnen geben mit unserem Team."

Standort im Motorsport-Valley gesucht

Frage: "Wie läuft der weitere Aufbau der Strukturen des Haas F1 Team?"
Steiner: "Es ist derzeit noch nicht alles fertig. Die Halle in Amerika steht, sie wird aktuell innen ausgebaut. Das müsste im Dezember fertig sein. Jetzt suchen wir einen Standort in Großbritannien, einen Stützpunkt. Da haben wir noch nicht das Richtige gefunden. Wir hoffen aber, dass wir auch das bis zum Ende des Jahres erledigt haben. Dann können wir dort unser Rennteam aufstellen. Es läuft insgesamt alles gut."

Frage: "Die technische Entwicklung wird also in den USA stattfinden und die Einsätze aus logistischen Gründen von Großbritannien aus geleitet. Wo soll der britische Standort denn sein?"
Steiner: "Wo halt alle sind: im Motorsport-Valley. Also irgendwo zwischen Oxford und Milton Keynes. Dort sind sie alle angesiedelt, mit Ausnahme von McLaren, die etwas südlicher sind. Irgendwo dort in dieser Gegend brauchen wir halt eine Halle."

Gene Haas

Gene Haas (r.) baut auf eine intensive Partnerschaft mit Ferrari Zoom

Frage: "Sie sind oft bei der Formel 1 zu Gast. Schauen sie sich jetzt schon viele Dinge bei Mercedes, Red Bull und Co. ab?"
Steiner: "Nein, das ist noch ein bisschen zu früh. Es geht im Moment für uns darum, Partner zu finden, mit Leuten zu reden und Strukturen aufzubauen. Ins Detail gehen wir dann ab dem kommenden Jahr."

Darf Haas 2015 frei testen?

Frage: "Gibt es für Haas im kommenden Jahr die gleiche Testbeschränkung wie für alle anderen, oder dürften sie frei fahren?"
Steiner: "Das weiß ich noch nicht genau. Solche Tests haben schließlich immer positive wie negative Seiten. Wenn wir schon im kommenden Jahr fertig sind und fahren, dann hat man eigentlich nicht lange genug entwickelt. Das muss man gut überlegen. Wir werden das am Anfang des kommenden Jahres entscheiden, wie unser Zeitplan aussieht und ob wir schon fahren wollen. Wenn es vielleicht gar keinen Sinn macht, dann muss man auch gar nicht fragen, ob es erlaubt wäre. Wir entscheiden erst, sprechen das mit Partnern und der FIA ab."

Frage: "Gibt es in Sachen Fahrer schon entscheidende Entwicklungen?"
Steiner: "Nein, auch das ist noch zu früh. Es gibt natürlich immer wieder Auftritte nach dem Motto 'Hallo, ich bin auch da'. Es gibt viele, die sich für den Fall anbieten, dass wir mal jemanden suchen. Im Moment haben wir diesbezüglich aber nicht nichts konkret entschieden."


Fotos: Großer Preis von Italien


Frage: "2010 sind drei neue Formel-1-Teams gekommen, wovon es eines gar nicht mehr gibt und die anderen beiden bislang keinen Erfolg hatten. Was stimmt sie zuversichtlich, dass Haas einen anderen Weg einschlagen kann?"
Steiner: "(überlegt lange) Die Änderungen im FIA-Reglement. Die Tatsache, dass man intensiv mit einem Partner zusammenarbeiten kann. Hauptsächlich das ist es."