Großer Preis von Brasilien: Ferrari-Vorschau

Rubens Barrichello träumt vom Sieg beim Heimrennen in Interlagos, aber Michael Schumacher will ihm die Suppe versalzen...

(Motorsport-Total.com) - Wer befürchtet hatte, Rubens Barrichello könnte schon bei seinem Heimrennen in Interlagos von Ferrari zurückgepfiffen werden, weil er in der Weltmeisterschaft aussichtslos zurückliegt, hat sich geirrt: Nach zwei Rennen liegt der Brasilianer mit acht Punkten sogar vor Michael Schumacher ? und hat damit alle Chancen auf seinen ersten Sieg vor eigenem Publikum.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

"Rubinho" träumt von der großen Sternstunde vor heimischem Publikum

Den apokalyptischen Senna-Triumph mit Getriebedefekt und Krämpfen des Lokalmatadors im Jahr 1991 auf McLaren-Honda hat Barrichello noch ebenso gut im Gedächtnis wie seine eigene Galavorstellung vor vier Jahren im Stewart-Ford, als er rundenlang führte, dann aber wegen seiner Strategie auf Platz drei zurückfiel und schlussendlich just vor der prall gefüllten Haupttribüne unter Tränen mit Motorschaden ausfiel.

Den großen Traum vom Sieg in Interlagos hat "Rubinho", wie ihn seine Fans nennen, aber noch keineswegs abgehakt, sondern höchstens verschoben: "Ich möchte den brasilianischen Fans nichts versprechen, aber ich fühle mich gut in Form. Eines Tages, das weiß ich, werde ich hier gewinnen. Ich kann nicht mehr tun als an diesem Wochenende genauso hart wie immer zu arbeiten, dann gelingt mir vielleicht der Sieg, aber in diesem Sport ist nichts sicher."

Bei Sieg winkt gute Ausgangsposition

Fakt ist, dass sich der 30-Jährige mit einem Erfolg auf heimischem Boden eine ungemein gute Ausgangsposition für den Rest der Saison verschaffen könnte, weil sein jahrelang als unantastbar geltender Teamkollege Michael Schumacher von der italienischen Presse immer kritischer beäugt wird und auch in der Punktewertung noch nicht enteilt ist. Ein Sieg beim Heimrennen, vor dem Ferrari-Grand-Prix in Imola ? und Barrichello hätte alle Trümpfe in der Hand...

Noch ist es aber ein langer Weg bis dorthin: "Die Leute sagen immer, Imola sei das erste echte Rennen der Saison, aber letztes Jahr haben wir ja auch schon gesehen, dass Brasilien ein Bild davon abgeben kann, wie das Jahr verlaufen wird. Ich kann die Aufregung über den Grand Prix hier schon spüren, das Medieninteresse ist gewaltig und natürlich erwarten die Fans von mir, dass ich mich gut aus der Affäre ziehe."

Die letzten Tage verbrachte Barrichello bei seiner Familie, wo er einige Tage ausspannte und sich auf einen weiteren Grand Prix der ersten Schwierigkeits-Kategorie einstellen konnte: "Die Strecke ist so anspruchsvoll für Fahrer und Material. Körperlich ist es sehr hart, speziell weil wir gegen den Uhrzeigersinn fahren, und wegen der Höhenlage verlieren auch die Motoren ein bisschen an Leistung. Ich habe gehört, die Tickets verkaufen sich gut. Hoffentlich haben wir ein volles Haus, dann wird es sicher eine gute Show."

Vorjahressieger Michael Schumacher hat indes vor, seinem Teamkollegen den Traum vom großen Triumph im eigenen Land ordentlich zu versalzen. Um den Deutschen herrschte zwar in den letzten Tagen relativ Wirbel, von dem er sich aber nicht aus der Ruhe bringen ließ. So erklärte er heute, dass Chris Dyer trotz aller Spekulationen weiterhin sein Renningenieur bleiben wird und er nach den verpatzten Auftaktrennen keineswegs besorgt sei.

Schumacher will das Blatt wenden

Auf den Grand Prix von Brasilien freut er sich: "Nach den ersten beiden Rennen, in denen wir ein bisschen unglücklich waren, kann ich den dritten WM-Lauf gar nicht mehr erwarten. Die Strecke in Interlagos mag ich sehr, weil sie technisch anspruchsvoll ist und die Rennen oft sehr anstrengend sind." Dies hänge einerseits mit der ungewöhnlichen Fahrtrichtung zusammen, "aber auch mit den Bodenwellen, durch die man schon mal Grip verlieren kann."

"Man muss ständig die Linie korrigieren und das macht die Sache aufregend", ergänzte der Weltmeister. "Mit dem F2002 haben wir ein zuverlässiges Auto, was auf einer Strecke wie Brasilien ein entscheidender Faktor ist." Außerdem sieht er noch einen Vorteil für sein Team: "Es ist das Heimrennen von Rubens, also können wir uns der Unterstützung durch die Fans sicher sein. Wir werden um den Sieg kämpfen, haben gute Chancen."

Außerdem betonte er seine "großartigen Erinnerungen" an Sao Paulo ? allen voran der Sieg im vergangenen Jahr, als er sich in der Schlussphase seinen eigentlich schnelleren Bruder Ralf im BMW-Williams relativ problemlos vom Hals halten konnte, oder seinen Premierenerfolg auf der "Buckelpiste" im Jahr 2000. Davor war er auf brasilianischem Boden aber jahrelang nicht von besonders viel Glück gesegnet...

Ferrari wird übrigens ? vermutlich zum letzten Mal ? wieder den F2002 einsetzen, der in Interlagos vor genau einem Jahr seine Premiere feierte und gleich gewann. Barrichello war damals aber noch mit dem 2001er-Modell unterwegs. Angesichts des höchst erfreulichen Tests vergangene Woche in Fiorano und davor in Barcelona gehen die italienischen Medien jedoch fix davon aus, dass der F2003-GA in Imola eingesetzt wird.