Lance Stroll ärgert sich: Warum gab das keine Strafe gegen Max Verstappen?
Max Verstappen hat Lance Stroll im Sprint-Qualifying in Miami behindert, doch seitens der FIA wurde der Zwischenfall in SQ1 nicht einmal untersucht
(Motorsport-Total.com) - Lance Stroll war nach dem Sprint-Qualifying zum Grand Prix von Miami 2025 not amused. "Verstappen war in der letzten Kurve einfach komplett mitten auf der Strecke. Ich musste also auf der Innenseite bremsen. Wir haben dadurch allein da drei oder vier Zehntel verloren", ärgert er sich. Bitter, denn: Stroll belegte in SQ1 den 16. Platz, 0,114 Sekunden hinter Liam Lawson, und schied damit frühzeitig aus. Sein Teamkollege Fernando Alonso hingegen zog sogar ins SQ3 ein.

© LAT Images
Max Verstappen sicherte sich im SQ3 in Miami den vierten Startplatz für den F1-Sprint Zoom
"Es kostet dich einfach Rundenzeit. Das sind einfach Zehntel, die dir flöten gehen. Ich hoffe, sie untersuchen das, denn wenn wir das alle machen und auf der Ideallinie fahren dürfen, ist das nicht besonders fair für die Jungs auf einer schnellen Runde. Aber mal sehen, was passiert", sagt der Kanadier.
Passiert ist am Ende gar nichts. Zwar gab es gegen Verstappen tatsächlich eine Untersuchung, allerdings nicht wegen Behinderung von Stroll, sondern wegen Nichteinhaltens der vorgeschriebenen Mindestgeschwindigkeit auf seinem ersten Run im zweiten Segment des Sprint-Qualifyings. Verstappen war um sechs Sekunden langsamer als die einzuhaltende Deltazeit.
Red Bull konnte später, bei der Anhörung vor den FIA-Rennkommissaren, nachweisen, dass ein Software-Fehler dafür verantwortlich war, dass Verstappen am Display falsche Deltazeiten angezeigt wurden. Als man das realisiert hatte, wurde Verstappen instruiert, in allen weiteren Runs um sechs Sekunden schneller zu fahren. Die Kommissare sprachen daher den Fahrer frei und nur gegen das Team eine Verwarnung aus.
Strolls Kritik war übrigens durchaus berechtigt. Dass er vor der Haarnadel im letzten Sektor ausscheren und innen bremsen musste, weil Verstappen auf der Ideallinie bummelte, kostete ihn laut Telemetriedaten sogar knapp eine halbe Sekunde, auch wenn die TV-Bilder zunächst nicht problematisch aussahen. Dass die Rennleitung den Zwischenfall nicht zumindest untersucht hat, erscheint von außen betrachtet fragwürdig.
Für Verstappen ging das Sprint-Qualifying also normal weiter, und am Ende belegte er den vierten Startplatz, 0,255 Sekunden hinter "Polesetter" Andrea Kimi Antonelli. Er und George Russell waren im SQ3 die Ersten auf der Strecke, und nach der ersten Runde lag Verstappen noch knapp hinter Russell. Doch während Russell danach an die Box fuhr und abstellte, fuhr Verstappen mit gebrauchten Reifen nach einer Cooldown-Lap eine weitere schnelle Runde. Die brachte ihn an Russell vorbei auf Platz 4.
"Dass er die Zeit auf seiner zweiten Runde fahren konnte, zeigt, dass die noch ein bisschen was im Tank hatten", analysiert McLaren-CEO Zak Brown. "Denn normalerweise ist der Reifen im Qualifying nur für eine Runde gut."
Trotzdem war der frischgebackene Papa mit der Performance nur halb zufrieden: "Ich habe einfach mit viel Untersteuern im Auto zu kämpfen", sagt er im Interview mit Sky. "In den langsamen Kurven verlieren wir ziemlich viel Rundenzeit. Ich denke, man kann im ersten Sektor sehen, dass wir ziemlich konkurrenzfähig sind, weil es dort ein paar schnelle Kurven gibt. Aber sobald wir in den langsamen Bereich kommen, fehlt uns einfach ziemlich viel Grip."
Im ersten Sektor fuhr Verstappen sogar absolute Bestzeit des Sprint-Qualifyings. "Sektor 1 und 2 sind wir mit dabei", analysiert Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko im Interview mit ServusTV. "Im Sektor 3 verlieren wir zweieinhalb Zehntel, und das ist also der Rückstand. Da ist nur eine Kurve. Der Schluss ist also, dass wir es hauptsächlich auf der Geraden verlieren."
Womöglich auch, weil Red Bull in Miami mit gebrauchten Honda-Powerunits ausrückt, während Mercedes frische V6-Hybridmotoren eingebaut hat. Das ist kein riesiger Unterschied, aber doch ein messbarer. "Ein neuer Motor hat normalerweise immer mehr PS", weiß Marko, "und das hat sich hier scheinbar bemerkbar gemacht."
Wichtig war aus Red-Bull-Sicht, dass der neue Unterboden, den das Team nach Miami gebracht hat, zu funktionieren scheint. Das eigentlich für Imola geplante Update steht vorerst nur Verstappen zur Verfügung. Teamkollege Yuki Tsunoda bekommt den Unterboden erst in zwei Wochen. Marko stellt fest: "Im Vergleich zu Yuki hatte Max weniger Untersteuern. Noch immer Untersteuern - aber scheinbar ist die Tendenz richtig."
Für Verstappen ist das Ergebnis mit Platz 4 "in Ordnung". Das sei "natürlich nicht da, wo ich sein möchte, aber man muss auch realistisch mit den Limitierungen umgehen, die wir im Moment haben. Und ich denke, es war trotzdem ziemlich knapp."


Neueste Kommentare