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Grosjeans gefallene WM-Träume: "Mehr als nur ärgerlich"
Romain Grosjean muss einsehen, dass es in diesem Jahr wohl nicht zum WM-Titel langen wird, doch der Franzose gibt seinen Traum nicht auf
(Motorsport-Total.com) - Müsste man eine Enttäuschung der bisherigen Saison wählen, die Wahl fiele wohl eindeutig auf Lotus. Mit großen Zielen war das Team in die Saison gestartet, doch schlechter als bei den ersten beiden Rennen ging es kaum: null Punkte, drei Ausfälle, kaum Trainingszeit. Zwar hatte sich das nach den Wintertestfahrten bereits angekündigt, dennoch ist es speziell für die Fahrer Romain Grosjean und Pastor Maldonado frustrierend - besonders wenn man auf das vergangene Jahr blickt, wo Lotus bis zum Ende stark war.

© LAT
Grosjean weiß: Mit dem Lotus kann man derzeit keinen Blumentopf gewinnen Zoom
"Ich habe vor der Saison 2014 gedacht: 'Jetzt bin ich bereit, Weltmeister zu werden! Ich werde hart arbeiten und es versuchen'", erzählt Grosjean bei 'formula1.com', "und dann begreifst du, dass es nicht so sein wird. Das ist mehr als nur ein wenig ärgerlich." Doch aus der Ruhe bringen lässt sich der Franzose dadurch nicht, auch wenn ihm wohl bewusst ist, dass er seinen Traum für dieses Jahr schon fast begraben kann.
Doch Grosjean hat womöglich noch ein paar Jahre Zeit: Der 27-Jährige geht erst in seine dritte volle Formel-1-Saison und muss darauf hoffen, dass sich Lotus nicht als Sackgasse erweist - oder zumindest selbst wieder in die richtige Spur findet. "Man muss einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein", wirft er drei virtuelle Euro ins Phrasenschwein. Im vergangenen Jahr war er zumindest nah dran, und hätte auch beinahe seinen ersten Sieg feiern können, doch davon ist das Team bislang meilenweit entfernt.
Probleme an allen Ecken und Enden
Warum? Das wüsste Grosjean auch gerne: "Ich denke, es ist ein kleines bisschen von allem. Wir haben 2013 sehr hart gepusht, um ein gutes Auto zu haben, und es ist kein Geheimnis, dass wir am Ende des Jahres ein paar Probleme hatten, denen wir uns annehmen mussten. Das hat uns nicht so wie gewünscht in das neue Jahr starten lassen. Zudem konnten wir bei den Wintertests nicht so viel fahren, daher haben wir auch nicht so viel über das Auto lernen können. Das war eine große Bürde."
Auch an den ersten beiden Rennwochenenden kam der Lotus nicht sonderlich gut in die Spur, sondern stand in den Freien Trainings meist mehr in der Garage oder am Streckenrand. Und da auch noch der zu Ferrari abgewanderte Kimi Räikkönen fehlt, kann das Team nicht einmal mehr auf dessen Erfahrung bauen: "Seine Erfahrung war unbezahlbar", räumt Grosjean ein. "Für die Entwicklung des Autos war es gut, ihn an Bord zu haben." Doch das ist für ihn Schnee von gestern: "Er ist weg - und fertig."
"Schutzengel" Boullier weg
Mit Eric Boullier verlor das Team zudem eine weitere Stütze in Richtung McLaren. Der Teamchef brach seine Zelte bei Lotus ab und ist seit dieser Saison Rennleiter in Woking. "Ich habe einen Freund im Team verloren, aber er ist immer noch ein Freund im Fahrerlager", sagt Grosjean. "Natürlich war es ein Schock und eine Überraschung für uns alle, aber es war eine fantastische Möglichkeit für ihn, die er nutzen musste. Wir müssen nun weitergehen."
Der Franzose betont, dass der Abgang von Boullier vor allem für ihn selbst ein schmerzlicher Verlust sei: "Er hat immer an mich geglaubt, und mir manchmal in den Arsch getreten. Wir hatten - und haben - eine enge Beziehung. Er war mein Schutzengel, wenn ich in einer schwierigen Situation war - und er hat mir die mentale Ausrüstung gegeben, um nun auf meinen eigenen Flügeln zu fliegen."
Malaysia als Wendepunkt?
Mentale Unterstützung könnte der GP2-Meister von 2011 sicherlich gut gebrauchen, angesichts der Situation bei Lotus. Doch anders als zu Saisonmitte 2013 liegt es diesmal wohl nicht an Grosjean selbst, dass die Ergebnisse nicht stimmen. Doch wenigstens ist ein Aufwärtstrend zu spüren: In Malaysia hielt der E22 immerhin bis ins Ziel durch, wo sich Grosjean zwar keine Punkte, aber immerhin den elften Platz abholen konnte.
Das soll natürlich noch nicht das Ende aller Träume sein. Schon in Bahrain brachte das Team weitere Teile für seinen Boliden mit, die es wieder ein Stück nach vorne bringen sollen. Auch Grosjean hat den Mut noch nicht verloren: "Die Dinge sehen schon vielversprechender aus. Die letzten Zahlen aus dem Windtunnel sehen nicht so schlecht aus, jetzt müssen wir es nur noch auf die Strecke bringen." Und das sollte gelingen: "Ich sehe keinen Grund, warum es das nicht sollte."

