Grosjean: "Froh, dass ich Renault-Overall nicht tragen muss"

Romain Grosjean erklärt, warum er bei Haas glücklicher ist als bei Lotus, was ihn in wenigen Tagen zum Wechsel bewog und was Melbourne zum Erfolg machen würde

(Motorsport-Total.com) - Alles schien im Vorjahr wie vorbereitet: Renault rettet das Lotus-Team, und mit Romain Grosjean hat der französische Automobilhersteller einen Landsmann als neue Gallionsfigur an Bord. Doch der Plan ging nicht auf: Völlig überraschend verließ der 29-Jährige das Team und lief zu Neueinsteiger Haas über. Heute scherzt er beim Anblick des neuen gelben Renault-Outfits: "Meint ihr die Banana Men? Ich bin froh, dass ich diesen Overall nicht tragen muss."

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Bestens gelaunt: Romain Grosjean hat der Tapetenwechsel richtig gut getan Zoom

Der Franzose ist bestens gelaunt, seit er beim US-amerikanischen Neueinsteiger eine neue Herausforderung hat. Das fällt nicht nur den Journalisten auf. "Meine Frau wird bestätigen, dass ich seitdem ein glücklicherer Mensch bin, denn ich habe etwas Neues gebraucht", sagt Grosjean: "Vielleicht ist das die Krise zum bevorstehenden 30. Geburtstag."

Lange benötigte er im Vorjahr nicht, um sich nach zehn Jahren in Enstone für die Veränderung zu entscheiden: Nach einem Gespräch mit Teamchef Günther Steiner am Freitagabend in Monza sowie einem weiteren Treffen mit dem Südtiroler und Boss Gene Haas war die Richtung für Grosjean klar.

Haas-Wechsel: Grosjean benötigte kaum Bedenkzeit

"Günther hat mir genug gesagt, um mein Interesse zu wecken, aber nicht zu viel, sollte ich mich dagegen entscheiden", erinnert sich der Franzose. "Am nächsten Tag habe ich Gene zu einem 45-minütigen Gespräch getroffen, am Ende haben wir uns die Hand gereicht. Wir waren auf einer Linie." Nur vier Tage später traf Grosjean laut eigenen Angaben seine Entscheidung.

Das Duo hatte nicht zu viel versprochen. "Nach der Unterschrift wurde es noch spannender", bestätigt Grosjean. "Als ich mir den Simulator ansah und bei Dallara war, da wurde mir klar, dass es sich um ein sehr interessantes Projekt handelt."

Grosjean lobt Teamgeist

Für Grosjean ist auch der Führungsstil Steiners beeindruckend: Der ehemalige Jaguar- und Red-Bull-Mann, der einige Jahre lang in den USA war, stellte jeden Mitarbeiter seines neuen Haas-Rennstalls selbst ein. Wichtig war für den Italiener nicht nur die Kompetenz, sondern auch die Teamphilosophie.

Günther Steiner

Handverlesen: Günther Steiner wählte jeden Mitarbeiter selbst aus Zoom

Dies hat gefruchtet, wie Grosjean feststellt: "Ich bin beeindruckt, wie Günther die Leute engagiert hat. Jeder kommt mit jedem klar, und jeder kommt aus einem anderen Umfeld. Verschiedene Orte, Serien, Teams - selbst Leute aus den USA. Und es fühlt sich so an, als würden die Leute schon eine lange Zeit zusammenarbeiten, was toll ist, wenn man gerade bei Null anfängt."

Und nicht nur der Teamspirit, sondern auch das erste, "sehr berechenbare" Haas-Auto stimmt den Piloten zuversichtlich: "Man will, dass dich das Auto vorwarnt, dass es dir zeigt, wie du es fahren sollst. Dann kann man es etwas aggressiver abstimmen, damit es schneller ist. Genau das war zum Beispiel 2014 bei Lotus überhaupt nicht der Fall."

Was kann der Neueinsteiger?

Abschließend bleibt die Frage, welche Bilanz für den Routinier am Premierenwochenende ein Erfolg wäre. "Der erste Erfolg wäre, wenn wir zwei Autos in Q2 bringen, der zweite Erfolg wäre zumindest ein Auto im Ziel", antwortet Grosjean. "Und wenn wir dann noch Punkte holen, dann wäre das unglaublich."

Ob dies allerdings realistisch ist, traut er sich nicht zu sagen: "Ich habe das Gefühl, dass mit diesem Auto Punkte in Reichweite sind - ob in Melbourne, oder erst ab Bahrain oder Kanada kann ich aber nicht sagen. Nach den Wintertests ist es immer schwer zu sagen, weil wir kaum Set-up-Arbeit verrichtet haben, sondern einfach Kilometer abspulen wollen."