Haas-Teamchef Steiner: "Jeden Mitarbeiter selbst ausgesucht"

Warum Haas-Teamchef Günther Steiner jedes Einstellungsgespräch selbst führte, wer die Eckpfeiler sind und welche Rolle die US-Zentrale für das Formel-1-Projekt spielt

(Motorsport-Total.com) - Das neue Haas-Team steigt mit einer völlig neuen Philosophie in die Formel 1 ein. Man kauft so viele Teile wie möglich bei Ferrari ein, nutzt beim Design den Windkanal in Maranello und operiert aus vier Stützpunkten. Damit die Mitarbeiter auch zur unorthodoxen Arbeitsweise des US-Teams passen, hat Teamchef Günther Steiner jeden der derzeit 185 Mitarbeiter selbst ausgesucht.

Titel-Bild zur News: Günther Steiner

Günther Steiner legt großen Wert auf die Haas-Philosophie Zoom

"Ich habe mit jedem Mitarbeiter das Einstellungsgespräch geführt, bevor wir ihn genommen haben", sagt der Südtiroler gegenüber 'Motorsport-Total.com' - ganz egal ob Mechaniker, Ingenieur oder Truckfahrer. "Ich habe mit ihnen aber nicht gesprochen, um herauszufinden, ob sie zu dieser Arbeit in der Lage sind, sondern damit ich weiß, ob die Person zu uns passt, ob die Person auf unsere Art und Weise arbeiten will." Dabei geht es dem Teamchef vorrangig um die Arbeitskultur.

Doch wer sind die Säulen des neuen Haas-Projekts? Ex-McLaren-Mann Rob Taylor, den Steiner noch aus Jaguar- und Red-Bull-Zeiten kennt, ist Chefdesigner des Boliden. Das gleiche gilt für Ben Agathangelou, der den Aerodynamikbereich leitet und ebenfalls vor der Ära von Adrian Newey bei Jaguar und Red Bull arbeitete. Als Teammanager fungiert Dave O'Neil, früher bei Marussia, und Logistikchef ist Peter Colla, der von McLaren kommt und ein eher unbeschriebenes Blatt ist.

"Er war nur kurz bei McLaren", erklärt Steiner. "Er ist aber noch ziemlich jung." Haas will bei seiner Philosophie, so viele Teile wie möglich zuzukaufen, bleiben - und daher ist auch eine Aufstockung des Personals nicht geplant. "Dadurch spart man sich viele Leute", sagt der Italiener. "Wir werden sicher keine 400 Leute beschäfigen." Das Budget des Teams siedelt sich bei rund 100 Millionen Euro an.


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Durch die Herangehensweise, nur das nötigste selbst zu produzieren, spart man Geld, dafür ist aber die Teamstruktur ein logistischer Kraftakt. Neben der Kooperation mit Ferrari lässt man das Auto bei Dallara in Italien fertigen und bauen, das Rennteam sitzt allerdings in Banbury, wo man die ehemalige Marussia-Fabrik übernommen hat.

Doch welche Rolle spielt eigentlich der Teamsitz in Kannapolis in den USA für das Formel-1-Projekt? "Dort werden die Teile für das Windkanal-Modell gefertigt", antwortet Steiner. "Und auch die CFD-Simulationen (Computational Fluid Dynamics; Anm. d. Red.) werden dort gemacht." Die CFD-Abteilung, die das Auto via Computersimulationen designt, umfasst derzeit 14 Mitarbeiter. Da auch die Abteilungen Verwaltung, Marketing und Finanzwesen in den USA sitzen, beschäftigen sich dort rund 50 Mitarbeiter mit der Formel 1.