• 01.08.2012 09:48

  • von Dominik Sharaf

Gillan will an der Box schneller sein als McLaren

Wieso der Williams-Chefingenieur von der Leistung Sennas in Ungarn begeistert ist und warum er daran glaubt, dass Maldonado zu alter Stärke zurückfindet

(Motorsport-Total.com) - Spätestens nach dem Grand-Prix-Sieg Pastor Maldonados in Barcelona sah es so aus, als sollte Williams in der laufenden Saison eine tragende Rolle bei der Vergabe der Podiumsplätze spielen. Die Realität sah anders aus: Nur zehn WM-Punkte in den vergangenen sechs Rennen, bedingt durch fehlendes Tempo und individuelle Fehler, stehen zu Buche. "Es war doch eine Achterbahn dieses Jahr, oder?", meint Chefingenieur Mark Gillan im Gespräch mit 'Autosport'. "Ich muss daran denken, wo wir im vergangenen Jahr waren."

Titel-Bild zur News: Mark Gillan

Gillan will die Williams-Stoppzeiten deutlich unter drei Sekunden drücken

2011 standen für Williams magere vier Zähler nach elf Rennen zu Buche. "Das sollte niemand vergessen, im Team tun wir das sicher nicht", macht Gillan klar. "Aktuell haben wir das Zehnfache und wissen, dass Ergebnisse in den Punkten unser Ziel sein sollten - das bedeutet auch Qualifying-Resultate unter den Top 10. Es gibt keinen Grund, warum wir das nicht erreichen sollten." Zumal Williams seit Ungarn über zwei Fahrer zu verfügen scheint, die dazu in der Lage sind.

Bester Senna des Jahres

Gillan lobt Bruno Senna, der Rang sieben auf dem Hungaroring einfuhr. "Er hat einen exzellenten Job an diesem Wochenende gemacht. Es war das stärkste, das er für Williams bislang abgeliefert hat. Sogar vor dem Rennen war er sehr stark, im Freien Training etwa", erklärt der Brite. "Es war deutlich zu sehen, wie glücklich und selbstbewusst er mit dem Auto umgegangen ist und wir freuen uns darauf, Bruno auf dieser Leistung aufbauen zu sehen", zeigt sich Gillan beeindruckt.

Er erkennt Steigerungspotenzial beim Brasilianer. "In Q3 ist ihm die Runde, auf die er gehofft hatte, vielleicht nicht ganz geglückt, dafür aber im Rennen ein guter Start. Er hatte ein gutes Tempo und hat seine Position brillant verteidigt." Die Bilanz für den in dieser Saison erfolgs-, wenn auch nicht ergebnisverwöhnten Maldonado fällt bescheidener aus. In Ungarn gab es nach einem schwachen Start eine Durchfahrtsstrafe. "Pastor wird genauso enttäuscht sein, genau wie wir es sind", erklärt der Williams-Verantwortliche.

Hoffen auf Maldonados Nervenstärke

Gillan hat keinen Zweifel daran, dass sich Maldonado erholen wird. "Eine von Pastors Stärken ist seine mentale Härte. Er bereitet sich schon auf die verbleibenden Rennen vor." Den großen Unterschied zwischen den beiden blau-weißen Autos bei der Höchstgeschwindigkeit, der deutlich zugunsten Sennas ausfiel, will Gillan nicht im Detail kommentieren: "Wie bei den meisten Dingen gibt es da keinen einzelnen Grund, sondern mehr eine ganze Zahl von Unterschieden zwischen den Autos."

An der Rekordjagd nach der besten Boxenstopp-Zeit, die McLaren mit dem 2,31 Sekunden schnellen Weltrekord in Hockenheim so richtig in Fahrt gebracht hat, würde Williams gerne teilnehmen. "Die Crew konnte einen Boxenstopp unter drei Sekunden realisieren, was eine große Erleichterung für das ganze Team bedeutet. Wir müssen weiter hart trainieren, Fortschritte erzielen und am Equipment arbeiten - wie andere Teams", spielt Gillan auf das Beispiel aus Woking an.

Pastor Maldonado

Pastor Maldonado blieb in Ungarn hinter den Erwartungen zurück Zoom

Willams will Boxenstopp-Weltrekord

Probt das Ensemble in Grove also schon für die nächste Bestmarke? "Wir haben unsere Ziele höher gesteckt, was die Zeiten betrifft. Es gibt einen klaren Fahrplan, um niedrige bis mittlere Zwei-Sekunden-Werte zu erreichen", schielt Gillan in Richtung Weltrekord und lanciert eine Kampfansage an McLaren. "Unsere mehr als 20-köpfige Mannschaft ist sehr stark und wir wollen, dass sie konstant die Stoppzeiten anführt."

So soll es gelingen, mit beiden Autos konstant in die Punkte zu fahren, was die offizielle Williams-Zielvorgabe für die laufende Saison ist. "Wenn wir es nicht schaffen, ist es enttäuschend", räumt Gillan ein. "Wir haben in Ungarn erstmals beide Autos in Q3 gebracht, obwohl wir etwas enttäuscht waren, weil mehr drin gewesen wäre." Das wiederum klingt nach Zielen, die über Boxenstopp-Weltrekorde und "nur" WM-Punkte hinausgehen.


Fotos: Williams, Großer Preis von Ungarn, Sonntag


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