• 25.01.2002 18:01

Gerhard Berger: Portrait und Interview

Gerhard Berger ist der Mann, der bei BMW Motorsport im Hintergrund als ehemaliger Formel-1-Fahrer die Fäden zieht

(Motorsport-Total.com) - Gerhard Berger wurde am 27. August 1959 als Sohn von Olga und Johann Berger, eines Transportunternehmers, im österreichischen Wörgl (Tirol) geboren. Er ist verheiratet mit Ana und hat drei Töchter: Christina (21), Sarah (6) und Heidi (4). Die Familie lebt in Monaco.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger ist bei BMW für den Motorsport mitverantwortlich

Er blickt auf eine lange und erfolgreiche Karriere als Rennfahrer zurück. Allein 14 Jahre in der höchsten Klasse des Automobilsports machten Berger zu einem der dienstältesten Formel-1-Fahrer überhaupt. In dieser Zeit war er stets auch als Geschäftsmann tätig, da er sich selbst um die geschäftlichen Belange seines Berufs als auch die elterliche Spedition in Wörgl kümmerte.

Seit 1979 ist Berger im Motorsport aktiv. Es entstand eine frühe Verbundenheit zu BMW, da schon sein Einstieg in die Formel 1 vom BMW 1,5-Liter-Vierzylinder Turbomotor begleitet war: 1984 fuhr er seinen ersten Grand Prix im ATS BMW, 1986 feierte er seinen ersten Formel-1-Sieg mit einem Benetton BMW. Weitere Stationen waren die Topteams Ferrari, McLaren und erneut Benetton. Der Österreicher beendete seine Fahrerkarriere nach dem WM-Finale 1997. Er erzielte bei 210 Grand-Prix-Einsätzen zehn Siege, 17 zweite und 21 dritte Plätze, außerdem zwölf Polepositions und 21 schnellste Rennrunden.

Im Oktober 1998 trat Berger als BMW Motorsport Direktor an. Mit der neuen Aufgabe setzte er seine Erfolgsstory im Rennsport fort. Im Folgejahr gewann BMW unter der Verantwortung von Berger und Mario Theissen zwei Sportwagen-Klassiker, die zwölf Stunden von Sebring und die 24 Stunden von Le Mans. Ein Jahr später folgte der erfolgreiche Einstieg von BMW in die Formel 1. Berger führt ein Büro in Monaco, er pendelt zwischen Monte Carlo, München und den Test- bzw. Renneinsätzen.

Fragen an Gerhard Berger

Frage: "Wie sieht der Fahrplan für die Formel-1-Saison 2002 aus?"
Berger: "Wir haben uns eine weitere signifikante Steigerung vorgenommen. Jedoch ist eines klar: Egal, wen es dabei zu schlagen gilt, es wird sehr hart werden. Je näher man der Formel-1-Spitze kommt, desto dünner wird
die Luft."

Frage: "Hilft oder stört dabei die Tatsache, dass ein starker Gegner wie McLaren-Mercedes nun die gleiche Reifenmarke fährt?"
Berger: "Ich denke, das ist eher ein Vorteil. Michelin wird bei der Zusammenarbeit mit zwei Topteams noch schneller lernen, weil mehr Informationen für die Weiterentwicklung der Reifen zur Verfügung stehen. Im direkten Technikvergleich mit McLaren-Mercedes fällt der Faktor Reifen künftig weg. Es geht also um die Fragen: Wer baut den besseren Motor? Wer baut das bessere Chassis? Und wer hat die besseren Fahrer?"


Frage: "Was hat das BMW WilliamsF1 Team aus 2001 gelernt?"
Berger: "Man lernt in dem Geschäft nie aus. Basierend auf den Erfahrungen von 2001 haben wir mehrere Prioritäten gesetzt. An erster Stelle steht die Zuverlässigkeit der Technik. Das war eine der entscheidenden Stärken von Ferrari im vergangenen Jahr. Unser Rückstand von 99 Punkten auf Ferrari spricht eine deutliche Sprache. Wir wollen den Abstand in diesem Jahr weiter verringern, um dann 2003 um den Titel kämpfen zu können."

Frage: "Was erwarten Sie von Ralf und Juan Pablo?"
Berger: "Wir haben nicht nur eine der jüngsten Fahrerpaarungen der Formel 1, sondern auch die stärkste. Ralf und Juan Pablo haben 2001 gezeigt, dass sie das Potenzial zum Siegen haben. Auch in dieser Saison wird auf einigen Strecken Ralf der Schnellere sein und Juan auf anderen. Ich schätze allerdings, dass beide konstanter sein werden als 2001. Beide werden mit Sicherheit einen guten Job machen und sich gegenseitig vorantreiben ? was das Team schneller vorwärts bringen wird."

Frage: "Was hat den starken Einstieg des BMW WilliamsF1 Teams ermöglicht?"
Berger: "Dafür ist eine Reihe von Faktoren verantwortlich. Zunächst einmal bietet BMW meinem Kollegen Mario Theissen und mir optimale Voraussetzungen für das Formel-1-Projekt ? vom Budget bis zu den zur Verfügung stehenden technischen und personellen Ressourcen. Dann haben wir eine starke Truppe, die mit Kompetenz und hohem Engagement diese Möglichkeiten wirkungsvoll umsetzt. Außerdem hat unser Partner WilliamsF1 dank großer Erfahrung, riesigem Einsatz sowie einem unbändigen Racing Spirit uns auf dem Weg Richtung Formel-1-Oberhaus einige Abkürzungen ermöglicht. Wir treiben uns gegenseitig ans Limit. Und nicht zuletzt haben zwei außergewöhnliche Fahrer zum schnellen Erfolg beigetragen."