• 11.03.2003 12:37

  • von Marco Helgert

Gerhard Berger: "Es ist fünf vor zwölf"

Gerhard Berger spricht Klartext: Die Formel 1 benötigt weitere Änderungen, um die Fahrer wieder in den Mittelpunkt zu stellen

(Motorsport-Total.com) - Gerhard Berger, der schrittweise seine Aktivitäten als BMW-Motorsportchef herunterfahren wird, äußerte sich abermals zur den Regeländerungen und den politischen Spielchen der Automobilhersteller. Die Formel 1 wird nach seiner Meinung auch weiterhin stark bleiben, doch Richtungsentscheidungen müssten nun getroffen werden.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Berger fand äußerst klare Worte zur derzeitigen Situation der Formel 1

"Die Show muss gut werden, damit wieder viele Millionen den Fernseher einschalten", sagte der Österreicher in einem Interview mit der 'Motorsport aktuell'. So sei der Start eines Formel-1-Rennens zu reglementiert: Startautomatik, vorgeschriebene Anzahl der erlaubten Spurwechsel. Die Formel 1 geriet damit allmählich zur einer Konstrukteurs-WM, bei der die Fahrer unwichtiger wurden.

Berger spricht vielen Fans aus dem Herzen, die wieder Zweikämpfe zwischen den Fahrern sehen wollen, anstatt sich mit den technischen Entwicklungen der Topteams zu befassen: "Die Fans respektieren die Technik zwar, aber wollen sie wirklich Ross Brawn, Rory Byrne und Paolo Martinelli, die Super-Techniker von Ferrari, auf dem Podest sehen?", fragte er.

Die Fahrer seien in den letzten Jahren einfach zu kurz gekommen. Heute stimmt vielmehr der Ingenieur das Auto ab. Eine Entwicklung, die auch Damon Hill kürzlich bestätigte. Dieser Trend wird sich, so Bergers Meinung, auch mit dem neuen Reglement nicht ausmerzen lassen: "Wen interessiert, dass Ferrari 65.000 Testkilometer gefahren ist? Niemanden!", so der Österreicher.

Hersteller und Teams hielten zudem zu stark an ihren Domänen fest, ohne auf die Zukunft der gesamten Branche zu achten. Ferrari möchte weiter viel testen, BMW möchte die Elektronik nicht beschnitten haben und McLaren möchte weiterhin Freiheiten in der Aerodynamik genießen. "Lauter Sachen, die Jordan und Minardi umbringen", so Berger.

An die "Piratenserie" der Automobilhersteller glaubt der designierte BMW-Motorsportchef jedoch nicht so recht. Die Formel 1 wird von Köpfen geführt, die nicht in konzerninterne Geflechte eingebettet sind. Ob eine Vereinigung wie die GPWC die Formel 1 besser ausrichten oder vermarkten könne, bezweifelt der Österreicher.