Generalprobe für mögliche Safety-Car-Regel

Im zweiten Freien Training in Magny-Cours wurde eine elektronische Lösung getestet, die theoretisch das Safety-Car ablösen könnte

(Motorsport-Total.com) - Die Safety-Car-Regel, die besagt, dass man erst dann zur Box kommen darf, wenn alle Autos hinter dem Safety-Car aufgefädelt sind und die Boxengasse geöffnet ist, wurde in dieser Saison schon einigen Fahrern - darunter auch Heikki Kovalainen und Nick Heidfeld - zum Verhängnis. Daher wird fieberhaft nach einer Alternativregelung gesucht.

Titel-Bild zur News: Safety-Car

Das Safety-Car könnte mit der neuen Elektronik überflüssig werden

Das große Problem bei der Sache: Wenn die Boxengasse schon früher geöffnet wird, bolzen jene Fahrer, die noch nicht vom Safety-Car aufgefangen wurden, trotz der Gefahrensituation wie verrückt um den Kurs, um den Rückstand auf das Feld zu verringern. Also wurde heute in Magny-Cours erstmals eine Lösung getestet, mit der das Tempo der Autos auf der Strecke elektronisch geregelt werden kann.#w1#

Safety-Car-Modus

Das funktioniert so: Sobald Rennleiter Charlie Whiting das Safety-Car-Signal gibt, bekommen die Fahrer ein Signal auf ihr Display im Cockpit übermittelt. Innerhalb von fünf Sekunden müssen sie dann mittels Knopfdruck den Safety-Car-Modus aktivieren, der so aussieht, dass ihnen auf dem Display genau angezeigt wird, wie schnell sie maximal fahren dürfen. Doch die Generalprobe am Ende des zweiten Freien Trainings konnte nicht alle begeistern.

"Du musst ständig auf das Display schauen, aber gleichzeitig passierst du die Unfallstelle", zeigte Nico Rosberg ein Szenario auf. Ähnliche Bedenken hat Lewis Hamilton: "Lewis fand es ablenkend, die Angaben auf dem Display zu beobachten. Heute war es kein Problem, aber was passiert, wenn es wirklich wo einen Unfall gibt oder wenn es monsunartig regnet? Das System funktioniert, aber man muss bedenken, dass es in einer Rennsituation verwendet wird", so McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh.

Fahrer überfordert?

Technisch gab es heute tatsächlich keine Probleme, wie man hört, aber einige Fahrer sind besorgt, dass sie damit überfordert sein könnten, wenn sie ihre Augen gleichzeitig auf dem Display und auf der Strecke haben müssen. Dass die Grand-Prix-Stars in manchen Situationen ohnehin schon an die Grenzen ihrer Aufnahmekapazität stoßen, konnte man zuletzt beim Zwischenfall in der Boxengasse in Montréal sehen.

Jenson Button brachte nach der Generalprobe außerdem noch einen weiteren Kritikpunkt zur Sprache: "Ich habe damit schon in Barcelona getestet und hatte kein Problem, aber der Fahrer vor mir war wirklich langsam und hielt sich nicht an die vorgegebene Rundenzeit", sagte der Honda-Pilot, der somit in einer Rennsituation wertvolle Sekunden verloren hätte, weil bekanntlich während jeder Safety-Car-Phase Überholverbot gilt.

"Es ist noch in einem frühen Entwicklungsstadium", beschwichtigte GPDA-Chef Pedro de la Rosa gegenüber 'autosport.com'. "Damit wir das System implementieren, muss es gut funktionieren und es muss jeder damit zufrieden sein. Im Moment sind das noch nicht alle. Manche sind dafür, manche sind dagegen - ich denke, es gibt zwischen uns noch keinen Konsens. Wenn das System weiter verbessert wird, dann werden wir es wohl verwenden."

Neue Lösung noch dieses Jahr?

Der Spanier drängt im Namen der Fahrergewerkschaft übrigens auf eine rasche Behandlung dieser Frage, denn niemand wünscht sich, dass die Weltmeisterschaft entschieden wird, indem einer der Titelkandidaten früh in einer Safety-Car-Phase an die Box kommen muss und dafür bestraft wird. Beim heutigen Fahrerbriefing wurden daher Ideen gesammelt, wie man das System in Zukunft noch effizienter gestalten könnte.

Übrigens: Spinnt man den Faden noch ein wenig weiter, dann könnte eine alte Vision von Max Mosley Wirklichkeit werden, nämlich eine ferngesteuerte Geschwindigkeitsbegrenzung durch die Rennleitung. Eine solche könnte langfristig sogar das Safety-Car obsolet machen, denn wenn ohnehin alle nur noch mit 120 km/h um den Kurs tuckern - ganz egal, wo sie sich gerade befinden - dann braucht niemand mehr eine Tempobremse mit Bernd Mayländer am Steuer...