Gemischte Gefühle trotz Sieg bei Renault
Jarno Trullis erster Sieg heute in Monaco lässt das Renault-Team jubeln, Alonso ist nach seinem Ausfall aber stinksauer
(Motorsport-Total.com) - Eigentlich müsste bei Renault nach dem heutigen Sieg in Monaco alles eitel Wonne sein, doch wegen Fernando Alonsos unglücklichem Ausfall kam auch ein wenig Missmut auf. Dennoch: Jarno Trullis erster Sieg in der Formel 1 überstrahlte alle anderen Ereignisse des Tages. Entsprechend glücklich trat der Italiener bei den Interviews nach dem Rennen auf.

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So sehen Sieger aus: Jarno Trulli in der Fürstenloge mit dem Pokal
"Ich tue mich schwer, die richtigen Worte zu finden", strahlte der 29-Jährige, der seiner ersten Pole Position am Samstag gleich das Sahnehäubchen folgen ließ. "Das Team, das Auto, ich selbst - seit Saisonbeginn wurde alles besser. Gestern holte ich meine erste Pole und ich habe gesagt, jetzt brauche ich nur noch einen Sieg. Dass ich es geschafft habe, ist ein wunderschönes Gefühl. Ich habe an mich und das Team geglaubt und schon ein bisschen damit spekuliert, dass es hier klappen könnte."#w1#
Auftakt nach Maß, dann aber Safety-Car-Phase
Trulli erwischte einen Auftakt nach Maß, kam als Führender vor Alonso aus der ersten Runde zurück und setzte sich mit dem Teamkollegen und Button im Schlepptau rasch vom Feld ab, weil Sato die Verfolger aufhielt. Als der Japaner dann ausschied und Fisichella in dessen Rauchwolke mit Coulthard kollidierte, musste das Safety-Car auf die Strecke, wodurch Trullis Feuerwerk in den ersten drei Runden mit einem Schlag wieder zunichte gemacht war.
"Jedes Mal, wenn ich einen Vorsprung herausgefahren hatte, kam das Safety-Car auf die Strecke", so der Renault-Pilot. "Auch mit den Überrundungen hatte ich einige Schwierigkeiten. Das Auto war aber perfekt, die Strategie korrekt und die Boxenstopps fantastisch. Ich möchte jedem im Team danken, allen hier an der Strecke, in Viry und in Enstone. Sie haben dieses Jahr so gut gearbeitet und das ist nicht nur mein Sieg, sondern auch ihrer."
Button machte zum Schluss noch einmal Druck
Dabei musste Trulli zum Schluss noch einmal kurz um seinen ersten Triumph bangen, als Button dank der Überrundungen noch einmal näher kam. Binnen weniger Runden verkürzte der BAR-Honda-Pilot seinen Rückstand von fünf Sekunden auf ein paar Zehntel, in Schlagdistanz kam er aber erst im letzten Umlauf. Als Trulli in der Hafenschikane den Baumgartner-Minardi problemlos überrundet hatte, war die Entscheidung im Prinzip gefallen - am Ende um lächerliche 0,4 Sekunden...
"Das Team war dieses Wochenende super", jubelte auch Teamchef Flavio Briatore, der heute Abend sicher mit seinen High-Society-Freunden darauf anstoßen wird. "Jarno ist fantastisch gefahren und hat seinen ersten Grand Prix auf der schwierigsten aller Rennstrecken gewonnen. Er es hat auch auf die bestmögliche Art und Weise, von der Pole Position aus, geschafft. Ich danke nicht nur dem Team, sondern auch der Renault-Gruppe. Dieses Resultat reflektiert das Commitment, die Disziplin und die Fähigkeiten eines jeden Beteiligten."
Von einem "herrlichen" Resultat sprach Chefingenieur Pat Symonds: "Es ist wunderschön, auf einer klassischen Strecke wie Monaco zu gewinnen! Das Team und die Fahrer haben seit Saisonbeginn darauf hingearbeitet und das ist jetzt der gerechte Lohn. Das ist Jarnos Tag. Er hat extrem hart gearbeitet und soll sich jetzt ausgiebig über diesen Sieg freuen." Allerdings vergaß er auch nicht auf Alonso: "Es hätte leicht ein Doppelsieg werden können. Im Moment glaube ich nicht, dass Fernando an seinem Ausfall selbst schuld war."
Alonso-Crash beim Überrunden von "Schumi II"
Der Spanier setzte im 41. Umlauf zum Überrunden von Ralf Schumacher an, dem laut eigener Aussage "ab Mirabeau" blaue Flaggen gezeigt wurden. Im Tunnel wollte Alonso außen am BMW-Williams vorbei, er kam dabei auf den Schmutz neben der Ideallinie und krachte gegen die Leitplanken. Noch während dem Austrudeln des Wracks streckte der zu dem Zeitpunkt Zweitplatzierte den Zeigefinger in Richtung Schumacher, in einer ersten Reaktion war er fuchsteufelswild.
"Alles lief gut und ich fuhr bequem hinter Jarno", gab der Ungarn-Sieger des Vorjahres zu Protokoll. "Die Balance war gut, das Auto leicht zu fahren. Ich folgte Jarno problemlos und wollte vor dem zweiten Stopp angreifen. Der Grund für den Ausfall ist simpel - ich wollte ihn überrunden und er hat sieben Kurven lang die blauen Flaggen gezeigt bekommen. Er hat am Tunneleingang verlangsamt, stieg dann aber wieder aufs Gas und drückte mich gegen die Leitplanken. An der Stelle ist außen kein Grip, da habe ich die Kontrolle verloren."
Alonso hatte aber die nötige Größe, trotz seines Ärgers dem Teamkollegen zu gratulieren: "Superjob von Jarno und dem Team, meine Anerkennung. Wir haben im Winter hart gearbeitet und das ist der erste Lohn dafür." Noch ein Lohn: Mit 52 Punkten liegt Renault jetzt relativ sicher an zweiter Stelle der Konstrukteurs-WM, zwar 36 Punkte hinter Ferrari, aber zwölf vor BAR-Honda.

