Premierensieg für Trulli in verrücktem Grand Prix

Startabbruch, Safety-Car-Phasen, Schumacher out - damit war der Weg frei zum ersten Sieg Jarno Trullis vor Button und Barrichello

(Motorsport-Total.com) - Dass Monaco eigene Gesetze hat, war schon vor diesem Wochenende klar, dennoch rechnete alles mit einem weiteren Sieg von Michael Schumacher. Am Ende kam aber alles anders: Jarno Trulli (Renault) sicherte sich in einem verrückten Grand Prix seinen ersten Sieg vor Jenson Button (BAR-Honda) und Rubens Barrichello (Ferrari).

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Ein kurioser Ausfall beendete heute die Siegesserie von Michael Schumacher

Mit einem vom 1996er-Sieger Olivier Panis (Toyota) verursachten Startabbruch begann der Nachmittag schon turbulent, beim eigentlichen Beginn des Rennens bestätigten dann aber die Renault-Piloten ihre Vormachtstellung auf den ersten paar Metern: Trulli kam vor seinem Teamkollegen aus der ersten Runde zurück, Vierter war nach einem Raketenstart zunächst Takuma Sato (BAR-Honda). Michael Schumacher lag nur an sechster Position, weil er vom vorbeischießenden Sato am Vorderrad touchiert wurde.#w1#

Der Japaner zündete sein Feuerwerk aber nur kurz ab, warf von Anfang an bei jedem Schaltvorgang etwas Rauch und hielt das gesamte Feld auf. Am Schwimmbad musste er dann in der dritten Runde endgültig stehen bleiben, was eine Kettenreaktion zur Folge hatte: In der massiven Rauchwolke Satos mussten die nachfolgenden Piloten mangels Sicht abbremsen - und prompt knallte Fisichella mit seinem Sauber ins Heck des Coulthard-"Silberpfeils"!

Horror-Crash bei schlechter Sicht wegen Sato-Rauchwolke

Für ein paar Sekunden hielt Monaco den Atem an, weil sich Fisichella heftig überschlug und auf dem Überrollbügel landete, er konnte sich dann aber unverletzt selbst aus dem Wrack befreien. Natürlich musste er aufgeben, ebenso wie Coulthard, dessen Heck komplett hinüber war, aber das Rennen konnte hinter dem Safety-Car fortgesetzt werden. Nick Heidfeld nützte - genau wie Ralf Schumacher (BMW-Williams) - diese Gelegenheit, steuerte die Jordan-Box zum Nachtanken an.

In der achten Runde wurde das Rennen neu gestartet und Trulli und Alonso schufen sich rasch wieder einen geringen Abstand zu Button, während weiter hinten Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams) den überraschten Barrichello bei Sainte Devote ausbremste und sich so auf Rang sechs nach vorne schob. Kurzfristig konnte der Kolumbianer dann sogar auf Michael Schumacher Druck ausüben, der Weltmeister setzte sich aber wieder problemlos ab, sobald seine Bridgestones auf Temperatur waren.

Schon nach zwölf Runden war für das Jaguar-Team der Nachmittag gelaufen, als Mark Webber mit technischem Defekt ausrollte. Teamkollege Christian Klien konnte gleich in der ersten Runde seine Koffer packen, als er in der Loews-Kurve gegen die Leitplanken knallte - allerdings schon mit kaputtem Frontflügel, der bei einem Zwischenfall nach dem Start verloren gegangen war. Auch Pantano (Jordan-Ford) und Bruni (Minardi-Cosworth) mussten mit Defekten früh aufgeben.

Renault-Duo zog bis zum ersten Stopp leicht davon

Bis zum ersten Boxenstopps bauten die Renaults ihren Vorsprung auf bis zu zehn Sekunden aus, wobei Trulli stets stärker als Alonso wirkte. Michael Schumacher drehte dann bei freier Fahrbahn einige schnellste Runden, überholte dadurch Button und Räikkönen an der Box und hatte nach knapp 30 Runden an dritter Stelle liegend nur noch sieben Sekunden Rückstand auf die Führung. Button war in dieser Phase unglücklich, verlor hinter da Matta (Toyota), der einen langen ersten Stint fuhr, wertvolle Sekunden.

Nach der 40. Runde steuerte das Rennen einem neuerlichen Höhepunkt zu, als das Safety-Car wieder auf die Strecke geschickt wurde: Alonso wollte im Tunnel den Schumacher-Williams überrunden, kam dabei aber auf den Schmutz und knallte bei Tempo 280 gegen die Leitplanken. Zum Glück war der Aufprallwinkel flach, weshalb der Spanier unverletzt blieb. Allerdings deutete er "Schumi II" - noch im Wrack sitzend - mahnend mit dem Zeigefinger...

Michael Schumacher leckte durch diesen Zwischenfall noch einmal Blut, warf dann aber seine Chancen durch Eigenverschulden weg: Hinter dem Safety-Car machte er im Tunnel eine Vollbremsung - vermutlich zum Aufwärmen der Reifen -, wodurch der hinter ihm fahrende Montoya keinen Platz mehr hatte, sich innen durchquetschen wollte, dabei aber den Deutschen berührte. Der Ferrari wurde gegen die Leitplanken geschubst, dabei brach die Radaufhängung links vorne.

Schumacher hätte auch ohne Ausfall nicht gewonnen

Gewonnen hätte der fünffache Saisonsieger heute aber ohnehin nicht, denn während Trulli und Button die Safety-Car-Phase instinktiv richtig zum Boxenstopp nutzten, blieb Schumacher noch draußen. Dadurch lag er zwar zum Zeitpunkt seines Ausfalls in Führung, er hätte aber noch einmal zum Tanken kommen müssen. Genau dasselbe Schicksal ereilte seinen Teamkollegen Barrichello, der nach farbloser Vorstellung immerhin den dritten Platz ins Ziel rettete.

Gegen Ende hin drohte das Rennen beinahe einzuschlafen, durch die Überrundungen wurde Button aber noch einmal in Trullis Windschatten gespült. Der BAR-Honda-Pilot übte die letzten paar Runden über Druck aus, konnte aber keinen Angriff mehr starten und wurde als Zweiter mit nur 0,4 Sekunden Rückstand abgewinkt. Wirklich in Gefahr war Trulli eigentlich nicht, denn bekanntlich ist Überholen in Monaco denkbar schwierig.

Solider Vierter wurde Montoya, hinter ihm duellierten sich erbittert Felipe Massa (Sauber-Petronas) und da Matta um den fünften Platz. Letzterer verpasste diesen um lächerliche 0,1 Sekunden, wird sich aber wohl doppelt ärgern, da er ein paar Runden zuvor eine Durchfahrstrafe absolvieren hatte müssen. Nick Heidfeld holte als Siebenter dank guter Strategie und fantastischer fahrerischer Leistung seine ersten Punkte, Achter wurde Panis.

Ralf Schumacher verliert sicheren WM-Punkt wegen Defekt

Ralf Schumacher lag lange auf Punktekurs, schied dann aber mit technischem Defekt wenige Runden vor Schluss aus und verschenkte somit den sicher scheinenden achten Rang. Insgesamt kamen nur neun Fahrzeuge ins Ziel, als einziger Pilot ging Minardi-Mann Zsolt Baumgartner leer aus. McLaren-Mercedes-Star Kimi Räikkönen hätte heute auch gut punkten können, ging aber schon vor Halbzeit wegen eines Hydraulikschadens k.o.

In der Fahrer-WM liegt Monaco-Sieger Trulli nun an vierter Stelle, nur noch einen Punkt hinter Button (32) und sieben hinter Barrichello (38). Michael Schumacher steuert trotz des heutigen Ausfalls ungefährdet seinem siebenten Titel entgegen, schließlich hat er schon 50 Zähler auf seinem Konto. Bei den Konstrukteuren bleibt Ferrari (88) klar in Front, Renault (52) hat heute den zweiten Platz gegenüber BAR-Honda (40) abgesichert. McLaren-Mercedes ist hinter Sauber-Petronas zurückgefallen und nur noch an sechster Position.

Für Renault war der heutige Triumph der zweite Sieg seit dem Comeback nach Alonso in Ungarn im Vorjahr, besonders Trulli freute sich aber sehr, zumal sein früherer Renningenieur an Krebs leidet. Der Italiener trug sich erst in seinem 119. Grand Prix in die Siegerlisten ein und gehört damit zu den wenigen Fahrern, die länger als 100 Rennen lang auf diesen Moment warten mussten. Übrigens: Ein gewisser Mika Häkkinen brauchte ebenfalls mehr als 100 Starts...