• 21.11.2010 18:11

  • von Roman Wittemeier

Gascoyne: Kein Verständnis für die Lotus-Gruppe

Lotus-Technikchef Mike Gascoyne erkennt keinen Sinn im aktuellen Namensstreit: "Mich macht das Engagement der Lotus-Gruppe stutzig"

(Motorsport-Total.com) - Tony Fernandes und Mike Gascoyne blicken auf ein erfolgreiches Debütjahr des Teams zurück. Lotus hat sich innerhalb eines Jahres den Respekt vieler Mitglieder des Formel-1-Fahrerlagers erarbeitet, man konnte die beiden anderen Neulinge in der Gesamtwertung hinter sich lassen. Das Team hatte schnell viele Fans, unter anderem deshalb, weil man die Tradition von Lotus weiterleben lassen wollte.

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Man darf gespannt sein, wer ab 2011 eine Lotus-Nase in den Wind hält

Im nächsten Schritt kaufte Teamchef Fernandes die Rechte am ehrwürdigen Namen "Team Lotus" von David Hunt, der sich die Rechte nach dem Untergang des Rennstalls 1994 gesichert hatte. Ob bei der Veräußerung dieser Namensrechte alles einen hieb- und stichfesten Weg ging, müssen nun wohl die Gerichte klären.

Die Lotus-Gruppe und deren Besitzer Proton verweigern Fernandes die Verwendung des Namens und wollen den Vorgang juristisch klären lassen. Vermutlich muss das bisherige "Lotus Racing" im kommenden Jahr ganz auf den Traditionsnamen verzichten. Eventuell wird man sich ab 2011 "Team 1Malaysia" nennen. Gleichzeitig soll die Lotus-Gruppe mit Renault zum neuen Team "Lotus-Renault" zusammenspannen - im Moment ein Chaos sondergleichen.

"Wir verstehen nicht, warum uns die Lotus-Gruppe nicht weiter unterstützt, denn wir glauben, wir haben der Marke reichlich zusätzlichen Wert beschert", meint Gascoyne im Gespräch mit der 'BBC'. "Die Teilhaber haben 80 Millionen Pfund (umgerechnet rund 93 Millionen Euro; Anm. d. Red.) in die Marke und in die Entwicklung des Teams investiert", beschreibt Gascoyne die Krux, denn beide Seiten beziehen ihre Budgets größtenteils aus Malaysia.

"Aber ich habe es nicht in der Hand", winkt der Brite ab. "An meinem Job ändert sich durch eine Namensänderungen gar nichts, das gleiche gilt für alle anderen im Technikteam." Nahe der Heimat von Gascoyne hat man jedoch die zwei Lager geballt auf nur zehn Kilometer Distanz: den bisherigen Lotus-Formel-1-Teamsitz in Hingham, in unmittelbarer Nachbarschaft die Lotus-Gruppe in Hethel.

Mike Gascoyne

Mike Gascoyne sieht im aktuellen Namensstreit mehr Verlierer als Gewinner Zoom

"Das ist für alle Leute in Norfolk sehr schade", meint Gascoyne. "Wir haben unseren Sitz auch in Norfolk, wir haben den Namen Lotus zurück in die Formel 1 gebracht, und wir haben es mit Stolz gemacht. Wir verstehen überhaupt nicht, warum uns die Lotus-Gruppe nun Steine in den Weg legt."

Besagte Lotus-Gruppe stellt sich ab sofort im Motorsport breit auf: Formelserien, Langstrecke und sogar die Indycar-Serie sollen erobert werden. "Sie wollen jetzt wohl in alle Rennserien, die es gibt. Bei einem Autohersteller, der Verluste schreibt, macht mich das stutzig. Aber ich wünsche ihnen viel Glück dabei", lächelt Gascoyne.