• 13.11.2009 13:44

  • von Stefan Ziegler

Gascoyne: Die große Unbekannte ist der Motor

Lotus-Cheftechniker Mike Gascoyne sieht sein Team in Bezug auf die Aerodynamik gut aufgestellt und hält den Cosworth-Motor für das große Fragezeichen

(Motorsport-Total.com) - Erst im September erhielt das neue Lotus-Team den Zuschlag durch die FIA, im kommenden Jahr zum Starterfeld der Formel 1 hinzuzustoßen. Seither haben sich der malaysische Rennstall und Cheftechniker Mike Gascoyne mächtig ins Zeug gelegt, um ihren zeitlichen Rückstand auf die anderen Neueinsteiger wettzumachen. Zwei Wochen nach Saisonende gibt sich Gascoyne sehr zuversichtlich.

Titel-Bild zur News: Mike Gascoyne

Mike Gascoyne sieht sich und sein Lotus-Team auf einem sehr guten Weg

"Wir sind etwas spät zur Party hinzugestoßen, haben aber gute Fortschritte gemacht", wird der britische Techniker von 'PA Sport' zitiert. Nach einigen Wochen harter Arbeit kann Gascoyne erste Erfolgsmeldungen verkünden: "Ein Fahrzeugmodell steht bereits im Windkanal, unser erstes Chassis entsteht und unsere Nasenkonstruktion absolviert im Augenblick ihre ersten Crashtests."#w1#

Doch damit ist es bei Lotus freilich nicht getan: "Es geht ja nicht nur darum, ein Auto zu entwickeln. Wir müssen ein komplettes Rennteam etablieren und das ist keine kleine Aufgabe", sagt Gascoyne und fügt bei 'Autosport' im Hinblick auf die drei anderen neuen Teams um Campos, Manor und US F1 an: "Es besteht die Gefahr, dass es eine Gruppe am Ende des Feldes geben wird."

"Best of the Rest" zu sein ist das Ziel

"Wir haben aber nicht vor, ein Teil davon zu sein. Unser Ziel ist, recht nahe heranzukommen. Die Formel 1 war in diesem Jahr unglaublich konkurrenzfähig. Alle Teams lagen innerhalb von nur 1,5 Sekunden und ich hoffe sehr, dass wir nicht allzu weit weg sind. Wo sich die anderen Teams einordnen, werden wir sehen", meint der Brite. "Das sind natürlich die Ersten, die wir schlagen müssen."

"Mit ihnen wird man uns vergleichen, denn wir haben alle den gleichen Motor und das gleiche Getriebe. Die Aerodynamik ist allerdings noch immer das entscheidende Leistungsmerkmal in der Formel 1 und ich denke, dass unser Programm besser ist als das der anderen Teams - auch wenn wir noch einiges zu tun haben", so Gascoyne, der den Cosworth-Motor für die große Achillesferse hält.

"Leistungsmäßig sieht es recht gut aus", meint der Lotus-Cheftechniker. "Die große Unbekannte ist, dass Cosworth den Schritt bei der Zuverlässigkeit von einem Rennen zu vier Rennen direkt bewältigen muss. Das ist die große Herausforderung. Zuverlässigkeit und Spriteffizienz sind die großen Themen", erklärt Gascoyne. "Nach vier Rennen werden wir wissen, ob die Motoren halten."¿pbvin|512|2156|insidegp|0|1pb¿

6.500 Bewerbungen für 225 Arbeitsplätze

Möglichst vorher möchte das Team sein Sponsorenportfolio erweitert haben: Lotus ist noch immer auf der Suche nach einigen Geldgebern, die den Rennbetrieb im kommenden Jahr mitfinanzieren - auch bei Staatsbetrieben hat man schon vorgesprochen. Teamvertreter Kamarudin Meranun verteidigt diesen Kurs: "Was ist falsch daran, staatliche Unternehmen wie Petronas um Sponsoring zu bitten?"

"Wenn Petronas ein ausländisches Formel-1-Team unterstützen kann, warum sollte ein nationaler Mineralölkonzern nicht auch ein hiesiges Team sponsern?", so der Malaysier gegenüber der Nachrichtenagentur 'Bernama'. Personalsorgen kennt der Rennstall übrigens nicht, denn das Interesse ist groß: "Das Team hat 225 Stellen ausgeschrieben und über 6.500 Bewerbungen erhalten."

"Die meisten davon stammen von malaysischen Ingenieur-Experten, die im Augenblick im Ausland arbeiten", erläutert Meranun abschließend. Lotus sieht darin eine Chance, die Finanzen des Teams in einem überschaubaren Rahmen zu halten - die Begeisterung macht's möglich: "Diese Leute wollen sogar für eine geringere Bezahlung arbeiten", sagt Meranun. "Dadurch können wir die Kosten drücken."