Fry: "Werden gemeinsam darauf reagieren"
Der BAR-Honda-Teamchef über die Regelvorschläge für 2008, die Auswirkungen der Rennsperre und viele weitere Themen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Danica Patrick ist mittlerweise ein großer Name in den USA. Sie sollte hier mit BAR-Honda einige Demorunden drehen, warum ist es nicht dazu gekommen? Könnte sie künftig bei BAR-Honda eine Rolle spielen?"
Nick Fry: "Da haben wir im Moment nichts geplant. Sie macht für Honda hier sicher einen guten Job, aber sie hier fahren zu lassen, erwies sich letztlich als unmöglich. Danica muss in Phoenix sein, und sie hat auch Sponsorenverpflichtungen. In den USA zieht sie die Medien regelrecht an, das hat sich auch am Donnerstag gezeigt. Aber derzeit ist nichts geplant."

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BAR-Honda-Teamchef Nick Fry: "Haben ein wenig an Schwung verloren"
Frage: "Hat die Rennsperre, die ihr nach Imola erhalten habt, die Moral des Teams in Mitleidenschaft gezogen?"
Fry: "Nicht so sehr, was die Moral angeht. Es begeistert mich, wie sich das Team zusammengerauft hat. Auch die Unterstützung der Sponsoren war außergewöhnlich. Mit dieser Unterstützung wurde es für alle recht einfach. Solche Dinge muss man einfach zurücklassen und weitermachen. Das Team hat einen tollen Kampfgeist. Das zeigte sich auch im vergangenen Rennen, als das Team Takus Getriebe im Rennen gewechselt hat, um ihn noch ein wenig weiter nach vorn zu bekommen. Das BAR-Team musste viele Schläge einstecken, und in den ersten Jahren war es extrem erfolglos. Das hat dazu geführt, das Team stark werden zu lassen. Wir haben ein wenig den Schwung verloren, vielleicht mehr als gedacht."#w1#
Frage: "Die FIA überraschte am Freitag mit der Veröffentlichung der ersten Regelvorschläge für die Saison 2008. Vielleicht ist es eine gute Grundlage für Verhandlungen, aber welche Teile magst du an den Vorschlägen und welche nicht?"
Fry: "Seit Montréal hatten ich und Geoffrey Willis (Technischer Direktor; d. Red.) andere Dinge zu tun. Wir haben sie aber gelesen. Insgesamt würde es für mehr Aufregung sorgen, was von den Rennfans sicher begrüßt wird. Ob diese Dinge aber richtig oder falsch sind, dafür ist es noch zu früh. Wir hatten noch keine Gelegenheit, die Vorschläge genau durchzugehen. Wenn wir die Zeit haben, dann werden wir das tun. Ich bin sicher, dass wir gemeinsam darauf reagieren werden. Zwischen den Teams wird es sicher eine Diskussion geben. Es gibt sicher gute und weniger gute Ansätze, aber für definitive Aussagen ist es noch zu früh."
BAR-Honda trauert dem dritten Auto am Freitag nach
Frage: "Die neuen Regeln schreiben neben eng reglementierten V8-Motoren auch viele Einheitsteile vor: Bremsen, Getriebe, Elektronik. Besteht nicht die Gefahr, dass die Formel 1 - analog zur GP2-Serie - zur GP1-Serie wird? Hat ein Hersteller an solch einer Formel 1 noch ein Interesse?"
Fry: "Das sind ja nur allgemeine Grundzüge. Wir wollen die Formel 1 als die Königsklasse des Motorsports haben und wir müssen definieren, was wir damit meinen. Die Hersteller haben klar gemacht, dass die Formel 1 die Spitze sein soll. Weiter sollten wir im Moment nicht gehen."
Frage: "Auch ihr habt euch der Testbeschränkung angeschlossen. Doch zählen da auch die Tests mit V8-Motoren für das nächste mit hinein? Besteht da Einigkeit zwischen den Teams?"
Fry: "Wir haben uns da alle abgesprochen. Wir kamen überein, dass wir die V8-Tests in das Testabkommen mit einschließen sollten. Aber jeder versucht, die Arbeit an einem Testtag zu maximieren. Daher sind die gefahrenen Kilometer aller Topteams an nur einem Testtag dramatisch gestiegen, damit aber leider auch die Kosten. In gewisser Weise haben wir die Kosten effektiver eingesetzt. Aber in Endeffekt kosten Kilometer nun einmal Geld."
Frage: "Profitiert ihr am Rennwochenende auch von den Erkenntnissen von Michelin, die bei anderen Teams gewonnen wurden? Immerhin habt hier ja kein drittes Auto am Freitag."
Fry: "Da gibt es schon einen Austausch. In gewisser Weise ist es großartig mit Michelin zu arbeiten. Es gibt viele Stellwände hier, an genaue Informationen kommen wir also nicht heran, wohl aber an Grundlagen als Richtlinie. Aber wir haben schon einen Unterschied festgestellt. Mit einem zusätzlichen Auto am Freitag kann man viel machen. Wenn man es nicht hat, dann tut das etwas weh. Es ist aber nicht das Ende der Welt."
Frage: "Im Februar habt ihr erklärt, dass ihr eine Klärung bezüglich der Tabakwerbung in Großbritannien haben wollt. Es verbleiben noch drei Rennen mit Tabakwerbung, gab es eine Klärung?"
Fry: "Es gab zwischenzeitlich eine Anfrage, und Bilder aus dem Ausland, auf dem Tabakwerbung zu sehen ist, sollte nicht zu einer Bestrafung führen. Dies war aber nur eine Wortmeldung im Parlament, unsere Anwälte schauen sich das gerade an. Noch hängt das also ein wenig in der Luft. Aber immerhin ist es ein positives Signal."
"Es gibt sicher einfachere Wege, Geld zu machen"
Frage: "Wie steht ihr zu einem Einheitsreifen, der ja nicht nur den Wettbewerb enger machen würde, sondern auch massiv Kosten einsparen würde?"
Fry: "Das zielt wieder auf die Geschichte mit der Spitze des Motorsports ab. Wir alle wollen, dass es die Spitze bleibt. Das ist ein Teil des gesamten Diskussionsprozesses. Warum greift man nur diesen einen Punkt heraus? Es ist nur ein Teil von dem, was wir für die Zeit nach dem Concorde Agreement diskutieren müssen."
Frage: "Die geschäftliche Seite der Formel 1 wird immer wichtiger. Ist es mittlerweile schwierig, auch die sportliche zu Seite zu finden? Kannst du da eine klare Linie ziehen?"
Fry: "Es gibt sicher einfachere Wege, Geld zu machen. Es ist schon sehr hart, und es ist ja erst mein erstes volles Jahr. Das viele Reisen, und selbst die Zeit zwischen den Rennen ist sehr wichtig. Wenn man den Spaß an der sportlichen Seite nicht hat, dann gibt es bessere Dinge, die man tun kann. Am Ende geht es nur um den Rennsport, der Rest ist nur zur Unterstützung da. Wenn man alles erledigt hat, dann kann man sich auf den Spaß konzentrieren. Ich denke, dass haben wir in diesem Jahr trotz der vielen Kontroversen geschafft, und darauf sollten wir uns alle konzentrieren."
Frage: "Derzeit gibt es wieder Diskussionen, den Kalender wieder mit weniger als 19 Rennen auszustatten. Wären weniger Rennen besser?"
Fry: "Ich frage mich, ob vier Rennen in fünf Wochen nicht auch für die Fans zu viel ist. Wie viele Sonntage werden sie opfern, wenn alles so gedrängt ist? Da habe ich meine Zweifel. Wir sollten doch nur Unterhalter sein, aber die Leute sollten uns sagen, wie viele Rennen sie wollen. Ich kenne die Antwort nicht, aber es wäre vielleicht besser, sie etwas breiter zu verteilen. Wenn man dafür weniger Rennen hat, dann soll es eben so sein."
Frage: "Vor vielen Jahren begann die Saison bereits im Januar mit Rennen in Argentinien oder Brasilien und endete erst Mitte November. Wäre es nicht eine Möglichkeit, die Saison zeitlich auszudehnen?"
Fry: "Ich mag diese Idee. Bei den Rallyes, da habe ich den vergangenen drei Jahren gearbeitet, funktioniert das recht gut. Viel Zeit für das Testen bleibt dann aber nicht mehr. Allerdings gibt es bei Rallyes auch nicht in jedem Jahr ein neues Auto. Wenn man das koppelt, um den Leuten etwas mehr Zeit zwischen den Rennen zu geben, dann geht das schon. Man hat aber eben keine Zeit, im Winter in Jerez oder Barcelona endlos Kreise zu drehen, was aber auch positiv sein kann."

