• 30.01.2008 02:40

  • von Dieter Rencken

Fry: "Wer nicht zustimmt, unterschreibt nicht"

Honda-Geschäftsführer Nick Fry im 'Motorsport-Total.com'-Interview über das neue Concorde Agreement, Budgetobergrenze und Co.

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Nick, wo stehen die Teams in Bezug auf das neue Concorde Agreement?"
Nick Fry: "Die Teams haben viel Arbeit in das Concorde Agreement investiert. Der einzige Dorn im Auge ist noch die Vereinbarung in puncto Kundenautos, denn es ist schwierig, das Problem zu lösen. Da haben wir noch einiges zu tun, aber was alle anderen Dokumente betrifft, ist hinter den Kulissen einiges passiert. Da geht es in erster Linie um finanzielle Details, aber nichts davon würde die Sache zum Fallen bringen."

Titel-Bild zur News: Nick Fry

Nick Fry wünscht sich, dass auch die FIA beim Concorde Agreement an Bord ist

Frage: "Es scheint Überlegungen zu geben, dass die FIA in Zukunft keine Partei des Concorde Agreements sein könnte. Was sagst du dazu?"
Fry: "Soweit es mich betrifft, gehe ich davon aus, dass die FIA unterschreiben wird, sofern sie allem zustimmen, was darin enthalten ist."#w1#

Teams wollen die FIA an Bord haben

Frage: "Und wenn nicht? Gibt es dann kein Concorde Agreement?"
Fry: "Wenn jemand nicht zustimmt, dann wird er nicht unterschreiben - da ist die FIA in keiner anderen Position als der Rest von uns. Die Idee ist aber eben, zu einer Einigung zu kommen."

Frage: "Das Technische Reglement ist so geschrieben, dass die FIA nicht ins Concorde Agreement involviert sein muss. Kann es nicht passieren, dass es einerseits das Reglement gibt und andererseits die kommerzielle Vereinbarung, voneinander unabhängig?"
Fry: "Das ist eine Möglichkeit, aber sofern ich es anhand der Meetings beurteilen kann, bei denen ich dabei war, wünschen sich alle Parteien ein Concorde Agreement, dass das besagen soll, was sie sich wünschen. Genau davon gehe ich aus."

Frage: "Macht es nicht Sinn, die finanzielle Seite des Sports erst abzuklären und erst dann über eine Budgetobergrenze zu sprechen? Im Moment wisst ihr ja nicht einmal, wie viel Geld ihr bekommen werdet..."
Fry: "Nein, da stimme ich nicht zu. Wir müssen uns einig werden, wie hoch die Budgetobergrenze angesetzt werden soll, falls sie eingeführt werden sollte. Das obliegt der Einschätzung der FIA, festzulegen, wie viel Geld notwendig ist, um ein durchschnittliches Mittelfeldteam zu betreiben. Natürlich spielt es dabei eine Rolle, wie viel Geld eingenommen wird, aber niemand von uns erwartet, dass die Einkommensquellen stark von dem abweichen werden, was wir im Moment bekommen."

"Es ist immer schlecht, von zu vielen Dingen abhängig zu sein, denn wenn Faktor A von Faktor B abhängt, dann ist es wie bei einer Kette, weil das schwächste Glied alles zu Fall bringen kann. Die Diskussion über die Budgetobergrenze, geführt von Max (Mosley; Anm. d. Red.) und Tony Purnell, ist gute Arbeit, sehr vernünftig. Das Thema wird richtig angegangen."

Honda ist für die Budgetobergrenze

Frage: "Wie steht Honda zur Budgetobergrenze?"
Fry: "Wir stehen hinter der Budgetobergrenze, sehr sogar. Ross (Brawn; Anm. d. Red.) und ich können einfach keine andere befriedigende Alternative sehen. Die Alternative von technischen Einschränkungen, um uns davon abzuhalten, Geld in bestimmten Bereichen auszugeben, führt nur dazu, dass die gleichen Summen für andere Bereiche ausgegeben werden, weil die Bereitschaft zum Ausgeben von Geld vom Wert des Erfolgs abhängt, nicht vom Technischen Reglement. Das hat sich immer wieder gezeigt."

"Die Motorenteams sind ein besonders gutes Beispiel dafür, denn die Ausgaben im Motorenbereich sind eindeutig zurückgegangen, aber am Gesamtbudget hat sich im Verhältnis dazu kaum etwas geändert, weil man sich einfach umso mehr auf die Bereiche konzentriert, die einem noch bleiben. Das ist nicht zufrieden stellend, aber es ist bei allen Teams gleich."

"Die Budgets gehen nicht nach unten, sondern sie werden Jahr für Jahr größer. Wenn man einmal eine Finanzanalyse macht, dann zeigt sich, dass die Teams von unterschiedlichen Ausgangspositionen kommen, aber die Verläufe sind dann sehr ähnlich - und zeigen nach oben. Das kann man aber nicht durch das Reglement ändern, sondern nur durch einen anderen Mechanismus. Der Budgetobergrenze würde sicher eine große Mehrheit - wenn nicht sogar jeder - zustimmen."

Frage: "Wann wird die Budgetobergrenze kommen?"
Fry: "Wenn wir uns rechtzeitig einig werden, dann 2009."