Szafnauer: "Haben über 150 Millionen Euro gesprochen"
Otmar Szafnauer von Honda erklärt im Interview, warum es immer noch kein neues Concorde Agreement gibt, und spricht über die Budgetdebatte
(Motorsport-Total.com) - Als Vizepräsident der Motorsportdivision von Honda ist Otmar Szafnauer zwar nicht unmittelbarer Chef des Formel-1-Teams der Japaner, aber sehr wohl einer der wichtigsten Entscheidungsträger. Sein Spielfeld sind in erster Linie die politischen Diskussionen im Hintergrund, über die er heute in Brackley mit 'Motorsport-Total.com' sprach.

© Honda
Otmar Szafnauer ist einer der größten Fans der diskutierten Budgetobergrenze
Frage: "Otmar, als wir uns in China unterhalten haben, warst du noch der Ansicht, dass das Concorde Agreement eher früher als später unterschrieben werden würde. Das ist noch nicht passiert. Dein Kommentar?"
Otmar Szafnauer: "Ich denke, dass die Leute immer noch hart daran arbeiten, das vor Saisonbeginn erledigt zu bekommen. Ob das gelingen wird oder nicht, ist schwer vorherzusagen, denn das Concorde Agreement wurde in der Vergangenheit von allen Teams, dem Halter der kommerziellen Rechte und auch der FIA unterschrieben. Das sind viele Leute, die sich einig sein müssen."#w1#
Concorde Agreement noch vor Saisonbeginn?
"Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass wir ein Concorde Agreement für die nächsten fünf Jahre unterschreiben werden. Wie gesagt ist viel Arbeit in dieses neue und moderne Concorde Agreement geflossen. Jetzt kommt es nur noch darauf an, die Details richtig zu formulieren, bis alle zustimmen."
Frage: "Es scheint Überlegungen zu geben, dass die FIA nicht Bestandteil des Concorde Agreements zwischen dem Halter der kommerziellen Rechte und den Teams sein könnte. Hast du davon auch gehört?"
Szafnauer: "Ich habe nur das gelesen, was in der Presse steht. In der Vergangenheit war die FIA Bestandteil des Concorde Agreements, und es ist das Ziel der Teams, eine ähnliche Struktur wie zuvor zu erreichen. Wir alle hoffen, dass die FIA auch eine der unterschreibenden Parteien sein wird."
Frage: "Sollte das Concorde Agreement von den Teams, dem Halter der kommerziellen Rechte und der FIA unterschrieben werden, dann wäre wohl keine Einstimmigkeit mehr nötig, um Regeländerungen durchzubekommen. Warum also sollte die FIA unterschreiben wollen?"
Szafnauer: "Das muss die FIA schon selbst beantworten, aber im Sportlichen Reglement für 2008 steht geschrieben, wie Regeln gemacht und verändert werden können. Ich denke, dass das wegen des Fehlens eines Concorde Agreements zum ersten Mal im Sportlichen Reglement steht. Sobald wir ein neues Concorde Agreement für die Zukunft haben, kann man hoffentlich genau diese Dinge hineinschreiben. Dann kann die FIA auch Bestandteil sein."
Frage: "Was passiert mit den Einnahmen, falls es vor dem ersten Rennen kein Concorde Agreement geben sollte?"
Szafnauer: "Darüber können wir nur spekulieren, aber ich kann mir vorstellen, dass die Einnahmenverteilung genauso funktionieren wird, wie wir es vereinbart haben. Es gibt ja ein Verständnismemorandum, das glaube ich in Barcelona 2006 unterschrieben wurde, und da steht drin, wie die Einnahmen verteilt werden sollten. Das Concorde Agreement geht diesbezüglich nur viel mehr ins Detail. Die Einnahmenverteilung wird also funktionieren, aber wir sollten trotzdem hart daran arbeiten, ein Concorde Agreement zu unterschreiben, bevor die Saison beginnt."
Frage: "Wann hat das letzte Meeting stattgefunden, bei dem über das Concorde Agreement gesprochen wurde?"
Szafnauer: "Zwischen den Rechtsanwälten der Teams finden ständig Meetings statt. Das letzte, an das ich mich erinnern kann, hat kurz vor Weihnachten stattgefunden, aber es kann gut sein, dass es seither schon wieder eines gegeben hat, bei dem ich nicht anwesend war. An das vor Weihnachten kann ich mich aber noch erinnern, das war vor ungefähr sechs Wochen."
Honda will die Budgetobergrenze
Frage: "Wie sieht es mit der Budgetobergrenze aus, ist Honda dafür?"
Szafnauer: "Ja. Wir haben uns das angesehen und ich war auch bei einem Meeting, um Kostenreduktion in der Formel 1 zu diskutieren. Wir halten die Budgetobergrenze für das Beste für die Formel 1, weil es der gerechteste Weg ist, Kosteneinsparungen zu erreichen. Wir stehen voll hinter der Budgetobergrenze."
"Außerdem hat man dabei die Möglichkeit, das Geld in jenen Bereichen auszugeben, die man selbst für sinnvoll hält, ein anderes Team aber vielleicht nicht. Es bringt also eine gewisse Herausforderung mit sich, was bei gezielten Kosteneinsparungen durch einzelne Reglementbereiche nicht der Fall ist. Insofern gefällt uns die Budgetobergrenze viel besser als andere Vorschriften."
Frage: "Welches Budget, welche Summe würdet ihr gerne als Obergrenze haben?"
Szafnauer: "Wir haben noch nicht über eine Zahl nachgedacht, sondern wir sagen nur, dass wir die Gesamtkosten in der Formel 1 um 50 Prozent reduzieren möchten. Das wäre dann für jedes einzelne Team eine andere Summe. Wenn wir 50 Prozent als Ziel nehmen, dann müssen wir ein durchschnittliches Team für die Festlegung heranziehen. Ich denke, das wäre ein vernünftiges Ziel."
Frage: "Das würde bedeuten?"
Szafnauer: "Das ist wie gesagt schwer zu sagen, aber in der Vergangenheit haben wir über eine Grenze von 150 Millionen Euro gesprochen. Sollte es dabei bleiben, dann wäre das wahrscheinlich ziemlich gut."
Frage: "Wie würde man die Budgetobergrenze kontrollieren, zum Beispiel eure Forschungs- und Entwicklungseinrichtung in Japan, die zum Honda-Konzern gehört und nicht zum Formel-1-Team?"
Szafnauer: "Kontrolle ist ein Thema, das jeder diskutieren will, aber eine kleine Gruppe an Leuten hat bereits begonnen, sich damit auseinanderzusetzen, und diese kleine Gruppe werden wir bald auf alle Teams ausweiten. Dabei sollen die Methoden zur Kontrolle ausgearbeitet werden."
"Ich denke, man muss die Kontrolle der Budgetobergrenze mit der Kontrolle von strengeren Regeln vergleichen und schauen, was unterm Strich einfacher ist. Wenn man kontrollieren muss, wie oft ein Windkanal in Betrieb ist, ist das auch nicht gerade einfach. Es ist also nicht einfach, aber machbar, und ich denke, wir sollten es ausprobieren und nicht aufgeben und sagen, dass das eine Hürde ist, die man nicht nehmen kann. Was Honda angeht, wollen wir absolut transparent sein, was unsere Ausgaben angeht, damit eine solche Budgetobergrenze funktionieren kann."

