• 18.10.2009 05:18

  • von Dieter Rencken

Fry: "Es kann immer etwas passieren"

Brawn-Geschäftsführer Nick Fry möchte in São Paulo zumindest den Konstrukteurstitel holen - Lob für Polesetter Rubens Barrichello

(Motorsport-Total.com) - Selbst wenn Red Bull heute in São Paulo einen Doppelsieg feiern sollte, wonach es nach dem Qualifying nicht aussieht, reicht Brawn schon ein halber Punkt, um den Konstrukteurstitel abzusichern. Das ist laut Geschäftsführer Nick Fry das Mindestziel für den Grand Prix von Brasilien. Trotz der aus Brawn-Sicht gemischten Startaufstellung erhofft sich der Brite insgeheim aber weit mehr vom heutigen Tag...

Titel-Bild zur News: Nick Fry

Geschäftsführer Nick Fry will heute zumindest den ersten WM-Titel fixieren

Frage: "Nick, Pole-Position für Rubens Barrichello bei sehr schwierigen Bedingungen, aber über den 14. Platz von Jenson Button bist du sicher enttäuscht, oder?"
Nick Fry: "Wir sind enttäuscht über Jensons Ergebnis, freuen uns aber sehr mit Rubens. Schauen wir mal, was morgen passieren wird. Das Wetter soll morgen auch wieder unberechenbar sein. Wenn ich sehe, wo Sebastian steht, dann wird es auch für ihn sehr schwierig. Ich hoffe, dass wir zumindest eine der beiden Weltmeisterschaften hier entscheiden können."#w1#

Nicht nur Button in Problemen

Frage: "Könnte das heute der Nachmittag gewesen sein, an dem Jenson die Weltmeisterschaft verloren hat?"
Fry: "Das ist ein bisschen unfair, denn unter diesen Bedingungen ist es einfach ungemein schwierig. Jenson und Sebastian hatten wahrscheinlich ähnliche Probleme und kamen mit den Bedingungen nicht so gut zurecht wie einige andere. In einer Weltmeisterschaft gibt es immer mehrere Wendepunkte. Es ist leicht, auf den jeweils letzten zu zeigen, aber es zählt die Summe aller 17 Rennen. Am Ende gewinnt der beste Mann."

Frage: "War es eine gemeinsame Entscheidung von Team und Fahrer, in Q2 auf Full-Wets zu bleiben?"
Fry: "Ja. Es gab während der langen Pause endlose Debatten, was wir tun wollen, aber es war dann eine einstimmige Entscheidung. Wie wir jetzt wissen, war es nicht die beste Entscheidung, aber es hat keinen Sinn, auf irgendjemanden mit dem Finger zu zeigen."


Fotos: Rubens Barrichello, Großer Preis von Brasilien, Samstag


Frage: "Sebastian Vettel steht nur auf Platz 16. Da könnt ihr den Champagner doch schon mal einkühlen, oder?"
Fry: "Solange es nicht vorbei ist, ist es nicht vorbei. Einige Leute haben das Gefühl, dass wir es schon in der Tasche haben, aber wir gehen davon erst aus, wenn es mathematisch unmöglich ist, uns noch einzuholen. Der heutige Tag zeigt nur, dass immer etwas Unvorhergesehenes passieren kann."

Frage: "Wie schätzt du Jensons Chancen ein, den WM-Titel schon hier einzufahren?"
Fry: "Wahrscheinlich gering, aber er kann sicher noch in die Punkte fahren - und wenn das Wetter so chaotisch bleibt, dann kann alles passieren. Morgen werden wir es sehen."

Frage: "Bist du überrascht, dass Rubens in der zweiten Saisonhälfte so stark aufdrehen kann?"
Fry: "Nein. Ich bin sehr erfreut darüber, wie enthusiastisch Rubens nach all den Jahren noch ist. Er hat ein gutes Auto und er macht das Beste daraus. Es ist einfach fantastisch, dass jemand mit so viel Erfahrung so gut unterwegs und so ein angenehmer Teil des Teams ist. Ganz egal, wer am Ende Weltmeister wird, verdient es."

Alle WM-Anwärter gleich hungrig

Frage: "Glaubst du, dass Rubens hungriger ist, weil es vielleicht seine letzte Chance auf die Weltmeisterschaft ist?"
Fry: "Nein. Ich glaube, wenn es darum geht, Weltmeister zu werden, sind alle Kandidaten gleich hungrig - nur auf unterschiedliche Arten. Ein Junger denkt sich vielleicht, dass es seine einzige Chance ist, und ein Alter denkt sich, es ist seine letzte Chance. Aber unterm Strich sind sie alle gleich entschlossen. Nur die Perspektive ist eine andere."

"Derzeit sieht es nach einem Regenrennen aus. Ich denke, da haben wir eine brauchbare Ausgangslage." Nick Fry

Frage: "Hinsichtlich der Flügeleinstellungen hattet ihr heute eine schwierige Entscheidung zu treffen, denn man konnte sich auf ein Regen- oder ein Trockenrennen einstellen. Was habt ihr gemacht?"
Fry: "Wir sind irgendwo in der Mitte. Williams hat laut Patrick Head voll auf Regen gesetzt, andere eindeutig voll auf Trockenheit. Wir sind da mittendrin. Derzeit sieht es nach einem Regenrennen aus. Ich denke, da haben wir eine brauchbare Ausgangslage."

Frage: "Es war eine schwierige Entscheidung für die FIA, die Autos rauszuschicken oder doch zu unterbrechen, wie wir heute erlebt haben. Welchen Standpunkt vertrittst du diesbezüglich?"
Fry: "Unsere Fahrer haben gesagt, dass es in der zweiten Session besonders übel war, wie man dann an Liuzzis Unfall gesehen hat. Da konnte jeder sehen, dass es zu riskant war. Die Fahrer kamen geschlossen rein und sagten, dass es unfahrbar war. Insofern meine ich, dass die Entscheidung, lieber ein bisschen abzuwarten, eine sehr kluge war."

Frage: "Sind diese schwierigen Bedingungen für den Jäger oder für den Gejagten ein Vorteil?"
Fry: "Schwierige Bedingungen sind für denjenigen ein Vorteil, der damit am besten umgehen kann! Ob du attackieren oder verteidigen musst, spielt dabei meiner Meinung nach keine Rolle. Es geht darum, die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen - unabhängig von der Ausgangslage in der Weltmeisterschaft."