• 18.10.2009 01:39

  • von Dieter Rencken

Button: "Will nicht nur Punkte sammeln"

Jenson Button ist stocksauer über seinen 14. Startplatz, kündigt aber für das Rennen in São Paulo eine furiose Aufholjagd an

(Motorsport-Total.com) - Der Reifendruck war's: Jenson Button lag im gestrigen Qualifying in São Paulo voll auf Kurs, bis er wegen überhitzender Hinterreifen etwas Luft aus den Pneus nehmen ließ. In der Folge ging seine Balance flöten - und mehr als der 14. Rang war nicht mehr drin, während sein Teamkollege Rubens Barrichello auf Pole-Position fuhr. Dennoch nimmt sich Button vor, die für den Titelgewinn notwendigen Punkte zu sammeln.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button hat einen denkbar schwierigen Rennsonntag vor sich

Frage: "Jenson, das Qualifying dauerte heute mehr als zwei Stunden und 40 Minuten. Es sah zwischendurch schon ganz gut aus, aber am Ende überwiegt wohl die Enttäuschung, nicht wahr?"
Jenson Button: "Ja, die ersten zehn Minuten waren gut für mich - aber damit hatte es sich dann auch schon. In Q1 lief das Auto wirklich gut. Ich hatte ein bisschen Übersteuern und wir kämpften mit den Hinterreifen, denn die bauten ab."#w1#

Angst vor überhitzenden Reifen

"Wir dachten, wir würden sie überhitzen, weil wir einen sehr hohen Reifendruck hatten. Als wir in Q2 rausgingen, um die Zeiten zu setzen, nahmen wir den Reifendruck ziemlich stark runter - der Grund dafür war das Aquaplaning. Aber das Problem war der niedrigere Reifendruck, durch den ich massives Untersteuern hatte. Es kam mir vor, als hätte ich keinen Frontflügel mehr! Das war mit den Full-Wets das Problem."

"Danach war es sehr schmierig und die Reifen waren hinüber - auch die Vorderreifen hatten Graining, was überraschend kam, denn mit diesen Reifen bauen die hinteren Reifen normalerweise mehr ab als die vorderen. Das war's. Ich bin sehr enttäuscht über diesen Platz. Vettel ist hinter mir, aber Rubens steht auf Pole. Es war ein schreckliches Qualifying und ich bin sehr frustriert."

"Man kann sagen, dass wir mit Intermediates hätten fahren sollen, aber die Pace auf den Full-Wets war einfach nicht da. Auf den ersten zwei Runden hatte ich massives Untersteuern und ich konnte nichts machen. In Q1 hatte das Auto noch super funktioniert und ich war Sechster. Wie sich das so entwickeln konnte, ist schwierig zu verstehen. Das macht das Rennen sehr interessant."


Fotos: Jenson Button, Großer Preis von Brasilien, Samstag


"Es wird ein höllisches Rennen für mich, denn ich will nicht nur ein paar Punkte sammeln. Ich will ein viel besseres Ergebnis, also werde ich morgen kämpfen - und ich bin sicher, da werden auch noch einige andere von hinten das Feld aufrollen. Keine Ahnung, wie das Wetter wird. Mir wäre ein Trockenrennen lieber. Im Trockenen waren wir sehr schnell und man kann hier gut überholen, daher wäre das sicher ein lustiges Rennen. Es wird auf jeden Fall ein höllischer Kampf."

Frage: "Fragst du dich, was hätte sein können, oder schaust du auf Rubens Barrichello, der gerade mal so ins dritte Qualifying gerutscht ist und dort dann alle Register gezogen hat?"
Button: "Ich vermute, er hatte auch Reifenprobleme, aber nicht so krass wie ich. Er hatte in Q2 eine brauchbare Balance, was ich nicht behaupten konnte. Nach den ersten paar Runden stellte ich den Frontflügel so steil wie möglich und ich machte das Differenzial so weit wie möglich auf, denn davor hatte ich eine Sperre drin. Aber dann wurde es rutschig und die Hinterreifen waren einfach weg. Neben dem Untersteuern war auch noch das Heck weg. Da rutschte ich nur noch durch die Gegend."

Frage: "Wenn es nun nach Abu Dhabi geht und Sebastian Vettel aus dem Rennen ist, wonach es im Moment aussieht, ist es dann wenigstens ein Trost, dass dein Teamkollege der einzige Gegner wäre?"
Button: "Nicht wirklich. Du willst es so früh wie möglich, ganz klar. Der heutige Tag war frustrierend. Wir hatten am Vormittag im Nassen eine gute Pace, auch noch in Q1. Sehr frustrierend."

Kleine Änderung, große Wirkung

"Schwer zu sagen, wo die Pace hingekommen ist. Die kleinsten Setupänderungen machen im Qualifying schon einen Unterschied. Ich schätze, man kann sagen, dass wir eine kleine Fehlentscheidung getroffen haben, aber normalerweise hat eine kleine Änderung am Reifendruck keine so massiven Auswirkungen wie heute. Trotzdem war das der Fall."

Frage: "Hat dich die ganze Warterei während des Qualifyings in irgendeiner Form gestört?"
Button: "Nein. Ich war entspannt und recht glücklich. Q1 war gut und das Auto lief in Q1 wirklich gut. Ich war glücklich. Ich wusste, dass wir uns steigern müssen, weil die Hinterreifen sehr schnell abbauen, aber ich dachte, wir würden das hinkriegen, um auch in Q2 ein gutes Auto zu haben. Q2 war dann eine Riesenüberraschung für mich."

"Es war richtig, das Ding zu verschieben. Richtig los ging es erst um 16:00 Uhr." Jenson Button

"Ich war entspannt. Es war schrecklich, die Probleme der ganzen Leute zu sehen und den Unfall von Liuzzi. Die Strecke war sehr nass, als ein paar Mal neu gestartet wurde, und es war richtig, das Ding zu verschieben. Richtig los ging es erst um 16:00 Uhr, als der Regen aufhörte. Das war die richtige Entscheidung, denn in den Kurven war so viel stehendes Wasser - sogar auf den Geraden. Wenn du dort Aquaplaning hast, ist das wirklich furchterregend."

Frage: "Waren Rubens und du in Q2 mit dem gleichen Reifendruck unterwegs?"
Button: "Ich weiß es nicht. Das müsst ihr die Ingenieure fragen, denn ich habe die Frage noch nicht gestellt - dafür war ich zu wütend. Wir werden aber heute Abend alle Informationen durchgehen. Wir haben uns vor allem darauf konzentriert, die Benzinmenge für morgen auszutüfteln. Es könnte regnen, es könnte aber auch trocken sein. Zumindest können wir die Benzinmenge frei wählen. Das ist das einzig Positive, was man diesem Startplatz abgewinnen kann."

Frage: "Du wünschst dir ein Trockenrennen, aber wäre es nicht im Regen einfacher, die um dich stehenden Rookies wie Romain Grosjean und Kamui Kobayashi zu überholen?"
Button: "Ja, aber im Regen sieht man ja kaum, wo man ist. Das Überholen ist wegen der Gischt sehr schwierig, vor allem wenn so viel Gischt ist wie hier, wo das durch den Asphalt begünstigt wird. Darum ist es so frustrierend, so weit hinten zu stehen, denn ich fahre gerne im Regen und war an diesem Wochenende im Regen sehr gut unterwegs. Sehr frustrierend also."

"Aber ich weiß, dass wir im Trockenen einen guten Topspeed haben. Das hilft uns ein bisschen. Außerdem sind die Autos vor uns im Regen konkurrenzfähiger als im Trockenen. Es gibt einige Leute vor uns, die normalerweise nicht unsere Pace haben. Im Trockenen haben wir gute Überholmöglichkeiten. Im Regen wird es schwierig, aber wenn es regnet und dann auftrocknet, wäre das auch gut für mich, denn das würde die ganze Sache ein bisschen durchmischen."