• 19.01.2003 11:45

  • von Fabian Hust

Frentzen: Fahrer müssen beim Start vorsichtiger agieren

Sauber-Fahrer Heinz-Harald Frentzen erläutert, warum der Fahrer in Zukunft wieder wesentlich mehr falsch machen kann

(Motorsport-Total.com) - Heinz-Harald Frentzen weiß genau, was es bedeutet, ohne Traktionskontrolle zu fahren und der Mönchengladbacher wird wohl einer jener Fahrer sein, die am meisten von dem Verbot der Fahrhilfen profitieren, zeigte Frentzen doch bei mehr als nur einem Regenrennen, dass er über ein fantastisches Fahrgefühl verfügt. In den Augen seines ehemaligen Teamchefs Frank Williams besitzt "HHF" sogar das beste Gefühl für das Auto aller Fahrer im Feld.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Heinz-Harald Frentzen freut sich auf anspruchsvollere Rennen

In einem Interview mit der 'Welt am Sonntag' erklärte Frentzen den Lesern wie eine Traktionskontrolle funktioniert, dass diese zum Beispiel auch verhindern kann, dass das Heck des Autos ausbricht und man selbst bis 250 km/h in der Kurve einen Stabilitätsvorteil genießen kann: "Salopp könnte ich sagen: Ich bekomme sowieso mein Geld, also ist mir eine Traktionskontrolle lieber, weil ich dafür viel weniger arbeiten muss. Aber ich liebe die Herausforderung und die wird natürlich durch ein Verbot von elektronischen Fahrhilfen für einen Fahrer wesentlich größer."

Der 36-Jährige weiß, dass auf ihn als Fahrer einige alte Herausforderungen wieder zukommen. In den Augen des Familienvaters bedeutet das Elektronikverbot auch, dass sich die Fahrer wieder verschalten können, was zu Motorenschaden führen wird. Und auch die Starts werden schwieriger, weil die Piloten das Spiel mit dem Gas, der Kupplung und teilweise auch der Bremse beherrschen müssen.

"Die elektronischen Fahrhilfen sind im Prinzip idiotensicher", so Frentzen. Dass er "im Prinzip" sagt ist verständlich, denn zu seiner Zeit bei Jordan blieb er teilweise einfach in der Startaufstellung wie angewurzelt liegen. Einmal wegen technischer Probleme, teilweise aber auch wegen einer selbst verschuldeten Fehlbedienung der Systeme.

Auch wenn die Fahrer ihre Autos am Start ins Rollen gebracht haben, heißt es mehr aufpassen als in der Vergangenheit, denn die Abschaffung des Ersatzautos führt dazu, dass die Fahrer bei einem Neustart im wahrsten Sinne des Wortes in die Röre schauen, wenn sie in einen Unfall verwickelt waren und das Auto beschädigt ist: "Deshalb muss der Fahrer vorsichtiger beim Start agieren."

"Schade" findet Frentzen das Elektronik-Verbot für die Automobilhersteller: "Die Ingenieure der großen Rennställe können sich weniger auf der Spielwiese austoben. Die Pionierarbeit, die sie für ihre Serienprodukte geleistet haben, geht verloren. Denn gerade auf dem Elektroniksektor gibt es immer noch viel Potenzial und Entwicklungsmöglichkeiten."

Die kleinen Teams können laut Frentzen nun jedoch mit größerer Wahrscheinlichkeit mit den Top-Teams mithalten. Das Geld, das man bisher in die Elektronik gesteckt hat, wird man nun jedoch einfach in andere Bereiche investieren: "In Zukunft wird die Formel-1-Fahrzeugentwicklung wieder mehr in Richtung Aerodynamik gehen. Die Budgets, die früher an die Elektronikabteilung gingen, würden in die Windkanäle fließen. Die Teams mit den besten Windkanälen hätten Vorteile."