• 27.07.2001 18:33

  • von Fabian Hust

Freitagspressekonferenz

Villeneuve, Heidfeld, Zonta, Symonds, Sauber und Brawn auf der Freitagspressekonferenz

(Motorsport-Total.com) - Jacques Villeneuve (BAR-Honda), Nick Heidfeld (Sauber-Petronas), Ricardo Zonta (Jordan-Honda), Pat Symonds (Chefingenieur Benetton-Renault), Peter Sauber (Teamchef Sauber-Petronas) und Ross Brawn (Technischer Direktor des Ferrari-Teams) auf der Pressekonferenz auf Freitag in Hockenheim.

Titel-Bild zur News: Ricardo Zonta

Ricardo Zonta wurde von Jordan in der üblichen Manier begrüßt...

Frage: "Jacques, du hast bestätigt, dass du bei BAR bleibst, was waren deine Gründe?"
Jacques Villeneuve: "Es stellt sich nicht die Frage nach den Gründen für mein Bleiben. Ich habe meinen Vertrag im letzten Jahr unterschrieben und man schaut immer, was sonstwo passiert, nur für den Fall, dass falls etwas geschieht, man reagieren kann. Man muss sich woanders umsehen. Aus diesem Grund stellte sich auch nie die Frage, woanders hinzugehen."

Frage: "Du hattest nicht wirklich die beste Saison mit ihnen. Du warst in Silverstone über sie ziemlich verärgert und sie sehen auch gegenüber Jordan nicht besonders gut aus - es könnte also auch als eine seltsame Entscheidung angesehen werden..."
Villeneuve: "Wir sehen nicht nur gegen Jordan schlecht aus, sondern auch gegen den größten Teil des Feldes. Wir sind nicht gut, wir sind nicht konkurrenzfähig und wir haben Schritte rückwärts gemacht. Aus diesem Grund ist dies im Moment ein wenig schwer zu akzeptieren und alle Arbeit, die wir jetzt machen ist mehr eine Verzweiflungstat, als noch die letzten Zehntel aus unserem Auto herauszuholen."

Frage: "In Sachen Auto- und Motorentwicklung, was kommt da?"
Villeneuve: "Ich denke, wir werden hauptsächlich für das kommende Jahr Entwicklungen sehen. Dieses Auto wurde nicht sehr gut auf die Beine gestellt. Es hat sich bei den Wintertests nicht gut angefühlt. Wir haben es ein wenig verbessert, aber weniger als unsere Gegner und mit dem Motor ist es dasselbe, aus diesem Grund denke ich, dass es zu diesem Zeitpunkt der Saison besser ist, sich auf das nächste Jahr zu konzentrieren und alle Energie in es hineinzustecken. Wir sind es schon gewohnt, in die Zukunft zu blicken und das werden wir jetzt erneut tun. ich möchte immer noch Rennen gewinnen und aus diesem Grund werde ich weiterhin hart arbeiten und versuchen, dieses Ziel zu erreichen."

Frage: "Du warst im Titelkampf mit Michael Schumacher. Was denkst du über David Coulthards Chance, was braucht er, um den Kampf zu gewinnen?"
Villeneuve: "Ich denke, dass er Glück braucht, jetzt, wo Michael eine so große Führung hat. Er hat ein sehr gutes Auto und ein gutes Team. Es gibt keinen Grund, warum er nicht gewinnen sollten, aber man weiß nie, was noch passiert und so lange es mathematisch für jemanden möglich ist zu gewinnen, dann muss man darauf ein Auge halten."

Frage: "Nick, es ist deine bisher beste Saison. Was war für dich der Höhepunkt? Was kannst du noch erreichen?"
Nick Heidfeld: "Der Höhepunkt war mit Sicherheit das Rennen in Brasilien, aber dies ist erst mein zweites Jahr, ich kann also nicht aus allzu vielen Jahren das beste heraussuchen. Das letzte Jahr war für mich richtig schlecht und dieses Jahr läuft es gut. Ich hoffe, dass wir dranbleiben werden, so wie wir das im Moment tun. Und die Leute sollten von uns nicht zu erwarten, weil wir im Vergleich zu den anderen im Moment wirklich verdammt gut arbeiten."

Frage: "Wie viel Unterschied bereitet dir die Tatsache, dass dies hier dein Heimrennen ist?"
Heidfeld: "Nun, es ist immer schön, in Deutschland zu fahren, in der Heimat zu fahren. Klar hoffe ich, dass unser Auto hier gut funktionieren wird. Wie ich bereits vorher gesagt habe, hatten wir einen guten Test in Monza. Heute sah es nicht so gut aus, wie das die meisten Leute wohl erwartet hatten, aber ich denke, dass wir uns morgen noch verbessern können."

Frage: "Ricardo, herzlich willkommen. Ist es schwierig, sich vom Testen wieder an das Rennfahren zu gewöhnen, dann wieder an das Testen und erneut an das Rennfahren?"
Ricardo Zonta: "Wenn man ein Testfahrer ist, dann testet man immer Dinge für das Team und man probiert immer neue Reifen und solche Dinge aus. Wir müssen eine bestimmte Aufgabe erledigen, wohingegen wir am Rennwochenende viel Druck machen müssen und das Auto für das Rennen, das Qualifying, für alles abstimmen müssen. Das ist eine komplett andere Arbeit."

Frage: "Bist Du von Deinem Empfang hier in Deutschland überrascht worden?"
Zonta: "Vielleicht ist das so der Fall, weil ich hier in der GT- und der Formel-3000-Serie gefahren bin. Ich weiß nicht, warum. Ich habe damit zumindest kein Problem. Natürlich ist dieses Wochenende für mich sehr aufregend, aber ich denke, dass alle Deutschen, die ich bisher gesehen habe, mit mir kein Problem haben."

Frage: "Was weißt du über deine Zukunft?"
Zonta: "Ich weiß es noch nicht, weil ich erst am Mittwoch die Mitteilung erhalten habe. Vielleicht weiß ich an diesem Wochenende mehr, wo ich im nächsten Jahr fahren werde, vielleicht aber auch nicht."

Frage: "Pat, heute schien es besser gelaufen zu sein?"
Pat Symonds: "Ja, es war ein richtig guter Tag für uns. Wir haben nichts außergewöhnliches getan. Wir haben heute an unserem Rennsetup gearbeitet. Wir fuhren mit ziemlich viel Sprit und ich denke, dass alles zusammenpasst, die Michelins arbeiten hier gut, der Motor hat ein paar Schritte nach vorne gemacht, das Chassis ist mit wenig Abtrieb vielleicht ein wenig besser als mit viel. Ja, es läuft gut."

Frage: "Die Entwicklungen kamen ein wenig langsam, stimmt das?"
Symonds: "In meinen Augen ist die Entwicklung immer langsam. Man will immer, dass die Dinge schneller kommen, aber lass es mich so ausdrücken, wir haben einen langen Weg vor uns. Es braucht eine Weile, bis man so etwas auf die Reihe bekommt."

Frage: "Seid ihr grundsätzlich dort, wo ihr im Juni oder so sein solltet? Seid ihr mit der Entwicklung hinterher?"
Symonds: "Nein, ich denke, wir sind im Rückstand gegenüber dem, wo wir im Juni sein sollten. Ich denke, so lange man nicht vorne ist, wird man das immer sagen."

Frage: "Was werden wir in den nächsten paar Rennen sehen?"
Symonds: "Wir haben ein paar weitere, größere Aerodynamikänderungen in Budapest. Der Motor entwickelt sich langsam, Schritt für Schritt. Danach beginnen wir natürlich, uns auf den R202 zu konzentrieren, unser nächstjähriges Auto. Damit haben wir schon begonnen."

Frage: "Peter Sauber, ihre beste Saison bisher. Was ist der Unterschied?"
Peter Sauber: "Der Unterschied. Ich bin auch über diese Saison überrascht. In diesem Jahr haben wir eine exzellentes Paket: ein sich konstant entwickelndes Auto und natürlich den Petronas-Motor - Entschuldigung, den Ferrari-Motor - der kräftiger ist und weniger wiegt als der letztjährige. Und ich denke, dass es sehr wichtig ist, dass wir zwei schnelle und hochmotivierte Fahrer haben."

Frage: "Werdet ihr euch auf dieser Basis für das kommende Jahr verbessern?"
Sauber: "Ich denke, dass das möglich ist. Wir brauchen weiteres Geld."

Frage: "Sehen sie das als ihr Heimrennen an? Was ist ihr Heimrennen?"
Sauber: "Ich denke, da wir ein Schweizer Team sind, haben wir verschiedene Heimrennen. Da gibt es Monza, da gibt es Hockenheim und wir haben auch eines in Malaysia, dem Land unserer malaiischen Partner."

Frage: "Ich könnte diese Frage Ross Brawn stellen. Warum sind die Sauber auf den Geraden schneller als die Ferrari?"
Sauber: "Ich denke, dass es nicht schwierig ist, auf der Geraden schneller zu sein. Ich denke, dass es wichtig ist, eine schnelle Rundenzeit zu fahren."
Ross Brawn: "Ich bin immer glücklich, schneller zu sein, aber dann ist man normalerweise auch in den Kurven langsamer und es ist nur eine Frage der richtigen Balance des Downforcelevels. Man hat 75 Prozent der Strecke, wo man den geringst möglichsten Abtriebslevel haben möchte und 25 Prozent der Piste, wo man mit so viel Abtrieb wie möglich fahren möchte, man muss also einen Kompromiss finden und scheinbar hat Sauber einen anderen Kompromiss gefunden wie wir ihn gefunden haben. Ich denke, dass wir mehr auf das Rennen blicken müssen - das wird jeder tun - aber im Moment versuchen wir, ein gutes Setup für das Auto zu finden."

Frage: "Die Strategie von Silverstone schien nicht gepasst zu haben - was können sie diesbezüglich unternehmen?"
Brawn: "In Silverstone waren wir davon ausgegangen, dass McLaren einen Stopp macht, unsere Strategie war gegen eine Einstoppstrategie ausgerichtet, aber offensichtlich haben sie am Sonntagmorgen verstanden, was wir tun werden und sind in die andere Richtung gegangen, was natürlich clever war. So geschah es, dass sie die richtige Strategie und wir die falsche Strategie hatten."

Frage: "Was war die Reaktion auf den Unfall von Michael in Monza?"
Brawn: "Der Unterboden ist zwischen der Curva Grande und der zweiten Schikane gebrochen, der Unterboden fiel auf die Strecke und es ist schwierig zusagen, was passiert ist aufgrund der Beschädigungen, aber wir konnten auf den Daten sehen, dass wir eine Menge Abtrieb verloren und dass der vordere Teil des Unterbodens brach. Es war das erste Mal, dass wir das Auto bei solchen Geschwindigkeiten - 345-350 km/h - gefahren sind und das belastete die Teile natürlich mehr. Das ist also kein Problem, dass wir noch einmal sehen werden. Wir haben den Boden für den zweiten Testtag für Rubens verstärkt und wir haben hier weitere Modifikationen mit dabei."

Frage: "Es sieht so aus, als würdet ihr die Testarbeiten verstärken, jetzt wo ihr in einer starken Position zu sein scheint?"
Brawn: "Ich würde nicht sagen, dass wir sie verstärken, aber wir lassen bestimmt nicht nach. Alle Teams arbeiten sehr hart am nächstjährigen Auto, aber wir haben dieses Jahr noch nicht abgehakt und wir haben ein neues Paket für viel Abtrieb in Ungarn mit dabei und wir haben ein neues Aerodynamikpaket für Spa und wir werden an diesem Wochenende möglicherweise den neuen Motor im Einsatz sehen. Es ist eine alte Weisheit, Stillstand ist Rückstand, und aus diesem Grund arbeiten alle bei Ferrari so hart, wie sie das in den letzten fünf Jahren getan haben, denn nur so verstehen wir es zu arbeiten. Es ist eine ernste Zeit, denn wir führen in beiden Wertungen sehr deutlich und wir können es nur noch wegschmeißen. Was auch immer David tut, wenn wir ernst arbeiten, dann kann es für ihn sehr schwer werden."

Frage: "Sehr ihr euch nach einem weiteren Testfahrer um?"
Brawn: "Nein, nicht wirklich. Ich denke, dass die neuen Systeme, die seit Barcelona erlaubt sind, eine Menge Zeit für unsere Softwareleute und Zeit auf der Strecke benötigen. Viel Arbeit erledigt Luca Badoer an diesen Systemen. Das wird zurückgehen, wenn diese ausgereift sind."

Frage: "Ross, einige Berichte sprechen davon, dass das Auto in Monza stark aufgesetzt hat. Was war der Grund für den Unfall?"
Brawn: "Es ist sehr schwierig zu beurteilen aufgrund der Beschädigung des Autos nach dem Unfall. Aber dass die Autos aufsetzen ist völlig normal, wie man heute sehen konnte, haben die McLarens auf den Geraden sehr stark aufgesetzt. Ich denke also nicht, dass es jenes Problem war."

Frage: "Bereitet es etwas Sorgen, dass man hier so heiße Tage auf einer schnellen Strecke hat, nachdem es in Monza einen Reifenschaden gab?"
Symonds: "Es gab ein Problem mit dem Michelin-Reifen in Monza. Wie gerade Ross mit Michaels Unfall gesagt hat, ist es sehr schwierig, so etwas nach dem Schaden zu beurteilen. Es ist nicht sicher, ob es ein Reifenschaden oder eine Beschädigung am Reifen war, aber Michelin hat unglaublich schnell reagiert, denn schon am Freitag testeten wir mit einem völlig neuen Reifen und dieser ist auch hier dabei. Ob ich mir Sorgen mache? Ja, im Motorsport ist immer ein wenig die Unbekannte mit dabei. Wir arbeiten sehr hart, wir sind professionelle Ingenieure, wir versuchen, die bestmögliche Sicherheit herzustellen, aber im Kampf um die Leistung gibt es immer das Element Risiko. Aber es ist nicht etwas, dass mich Nachts wach hält."

Frage: "Ricardo, weiß du, warum du hier fährst?"
Zonta: "Wie ich schon vorher gesagt habe, bekam ich am Mittwoch die Nachricht und ich bin natürlich glücklich, hier fahren zu dürfen, aber ich kenne den Grund nicht. Ich muss nur bereit sein, jemanden zu ersetzen."

Frage: "Jacques, dein Renningenieur Jock Clear hat behauptet, dass dir die Energie zum Titelgewinn fehlt und dass du deshalb im Moment nicht probierst, Neunter statt Elfter im Qualifying zu werden. Kannst du da zustimmen und was denken die anderen Jungs, die mit Michael Schumacher gearbeitet haben?"
Villeneuve: "Es ist nett, dass Jock glaubt, dass ich schneller fahren kann, aber man gibt immer sein Bestes. So wie es in diesem Jahr bisher läuft, konnten wir nie richtig im Qualifying konkurrenzfähig sein. Wir können uns nur auf das Rennen konzentrieren und hoffen, dass wir mit Glück in die Top 6 kommen."
Brawn: "Es ist schwierig, den Input des Fahrers und des Autos zu trennen. Bei Michael habe ich nie bemerkt, dass er in einem Rennen weniger gibt als in einem anderen, manchmal ist er besser als die anderen, das hat aber nichts mit seiner Herangehensweise zu tun. Ich denke, dass es nur sehr wenige Leute gibt, die ein Formel-1-Auto so schnell fahren können, wie er das tut. Meine Erfahrung mit ihm ist jene, dass er sehr wenig schlechte Tage hat. Ich denke, dass das eine sehr seltsame Beobachtung ist und ich bin überrascht, dass das Jacques so locker sieht, denn das erweckt den Eindruck, dass er sich nicht anstrengt und ich bin mir sicher, dass er das tut. Manche Autos lassen die Fähigkeiten eines Fahrers nicht durchblicken und wenn es ein Problem mit dem Auto gibt, dann werden die Fahrer mit unterschiedlichen Fähigkeiten vielleicht gleich gut sein und es ist schwer, die Fähigkeiten eines Fahrers zu beurteilen, der in keinem guten Auto sitzt. Wenn das Auto gut ist, dann sieht man diese Unterschiede klarer."
Pat Symonds: "Ich stimme dem überhaupt nicht zu, ich denke nicht, dass ein Fahrer eine gute Runde in sich hat, so wie ein Komponist einen guten Song in sich hat oder ein Ingenieur ein gutes Design in sich hat. Ich denke, der Zahn der Zeit deckt die Wahrheit auf und die Karriere eines Fechters ist eingeschränkter als die eines Beamten. Ich denke, dass ein Fahrer seine beste Leistung zeigt, wenn er die Fähigkeit und die Motivation dazu hat und die Fähigkeit wird mit der Zeit kommen, die Motivation wird von vielen anderen Dingen beeinflusst und vielleicht ist das mehr der relevante Punkt."