• 04.12.2001 12:32

  • von Fabian Hust

Frank Williams macht Schwäche bei Schumacher aus

Frank Williams hat bei Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher eine entscheidende Schwäche ausgemacht

(Motorsport-Total.com) - Erst kürzlich hat Frank Williams Formel-1-Neuling Juan-Pablo Montoya als seinen "Liebling" bezeichnet und im gleichen Atemzug die Vorstellungen von Ralf Schumacher kritisiert, nun äußerte sich der Brite in einem Interview mit der 'auto, motor und sport' auch über Bruder Michael und scheint auch hier im Vergleich zum Kolumbianer eine entscheidende Schwäche ausgemacht zu haben.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher (Scuderia Ferrari)

Lässt sich Michael Schumacher von der Konkurrenz zu leicht überholen?

"Michael wird oft in Situationen überholt, wo du sagst: unmöglich, dass der Hintermann da an ihm vorbeifährt. Montoya hat das erkannt und Michael in Brasilien überrumpelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Michael beim Bremsen eine Blöße gibt. Er scheint ein Problem damit zu haben, abzuschätzen, wie weit der Hintermann weg ist", so Frank Williams über das beeindruckende Überholmanöver in Sao Paulo, bei dem der 26-Jährige den heute vierfachen Formel-1-Weltmeister am Ende der Safety-Car-Phase überrumpelte.

In den Augen von Williams ist Montoya in Sachen Überholmanöver einfach der Beste ? besser als Michael Schumacher: "Juan hat einfach ein Gespür dafür. Das hat nichts mit Mut zu tun, nach dem Motto: Augen zu und durch. Du musst in einer Millisekunde beurteilen: Wie stark wird das Auto auf dem schmutzigen Teil der Strecke übersteuern? Wie viel Straße bleibt dir auf der Außenbahn, vor allem in Kurven, die man schlecht einsehen kann? Wie weit wird das Auto, das du überholst, nach außen getragen?"

Die Experten wissen es nur zu gut - mögliche zukünftige Top-Fahrer in der Formel 1 machen schon in ihrer ersten Formel-1-Saison durch besondere Leistungen auf sich aufmerksam. Zugegeben, Juan-Pablo Montoya hatte das Glück, im Rookie-Jahr in einem siegfähigen Auto sitzen zu können, doch seine zahlreichen beeindruckenden Überholmanöver haben gezeigt, dass dieser Mann aus einem besonderen Holz geschnitzt ist.

Teamkollege Ralf Schumacher machte vor ein paar Wochen in einem Interview mit dem Fachmagazin 'Autosport' darauf aufmerksam, dass diese Taktik auch Opfer einbringen könnte und schoss gleichzeitig in die Richtung seines Teamkollegen: "Juan-Pablo ist ein starker Fahrer und er nutzt jede Überholmöglichkeit, wobei er sich darauf verlässt, dass die anderen nachgeben. Aber das wird nicht immer der Fall sein. Bisher war das noch kein Problem, aber es könnte eines werden, wenn zwei Jungs im Team beide hart um den Titel fahren."

Ralf Schumacher weiß, wovon er spricht, mehrmals hat Montoya in dieser Saison schon Überholmanöver gezeigt, die gelinde ausgedrückt mutig waren. So stach der Kolumbianer auf dem A1-Ring in Österreich in der zweiten Kurve innen an Schumacher vorbei, der Deutsche musste die Lenkung aufmachen und geradeaus in die Wiese fahren, ansonsten hätte es gekracht. Ein ähnliches Manöver zeigte der Formel-1-Neuling in Imola, als er Jarno Trulli derart brutal überholte, dass dieser ebenfalls die Türe aufmachen musste, damit beide nicht neben der Strecke landen. Auch in Brasilien musste Michael Schumacher mitspielen, damit es nicht krachte.

Aber Montoya war in dieser Saison einer jener Fahrer, die gezeigt haben, dass man in der Formel 1 eben doch überholen kann, dank seiner unnachgiebigen Art und Weise, in Lücken zu stoßen, die sich für ihn auftun. Dass solche Manöver gegen einen Fahrer nicht gut gehen werden, der mit ihm um den Titel kämpft, ist zu vermuten. Doch letztendlich sind solche Überholmanöver die Auszeichnung eines exzellenten Fahrers, gerade bei einem Teamchef wie Frank Williams.