Frank Williams für sein Lebenswerk geehrt

'Motorsport-Total.com' ehrt eine der größten und bewundernswertesten Persönlichkeiten der Formel 1 für ihr Lebenswerk: Frank Williams

(Motorsport-Total.com) - Die Hand bandagiert, an den Rollstuhl gefesselt, die Stimme ganz leise, aber doch voller Intensität - eine Privataudienz bei Frank Williams ist selbst für hartgesottene Altjournalisten immer noch ein Gänsehauterlebnis. Wir hatten am vergangenen Wochenende in Spa-Francorchamps die Ehre, als wir dem 66-Jährigen den 'Motorsport-Total.com'-Award für das Lebenswerk überreichen durften.

Titel-Bild zur News: Frank Williams und Dieter Rencken

Frank Williams bei der Award-Übergabe mit unserem Redakteur Dieter Rencken

Williams, seit 1999 für seine Verdienste um den Motorsport ein von der Queen geadelter englischer Sir, ist nach Peter Sauber (2005) und Michael Schumacher (2006) der dritte Preisträger unseres Ehrenpreises. Dieser wird im Rahmen unserer jährlichen Leserwahl vergeben, aber nicht von den Lesern bestimmt, sondern von einer Redaktionsjury. Die Entscheidung ist uns diesmal wie in den beiden Jahren zuvor sehr leicht gefallen.#w1#

Erfolgreichster Teamchef aller Zeiten

Mit neun Konstrukteurs- und sieben Fahrer-WM-Titeln ist Williams der erfolgreichste Formel-1-Teamchef aller Zeiten. Seine Autos gewannen 113 Grands Prix, standen 125 Mal auf der Pole-Position und drehten 129 Mal die schnellste Rennrunde. Am kommenden Wochenende nimmt das Williams-Team laut eigener Zählung zum 500. Mal an einem Rennen der Königsklasse des Motorsports teil. Die erste Nennung erfolgte in Spanien 1969 mit Piers Courage am Steuer.

Patrick Head und Frank Williams

Der Beginn einer großen Erfolgsstory: Patrick Head und Frank Williams Zoom

Clay Regazzoni gewann 1979 in Großbritannien den ersten Grand Prix für den Rennstall, 1980 wurde Alan Jones erstmals für Williams Weltmeister. Es folgte eine einmalige Geschichte mit vielen Triumphen und einigen Tragödien. So ist Williams seit einem Autounfall am 7. März 1986 an den Rollstuhl gefesselt. An seiner Entschlossenheit änderte dies jedoch nichts, ganz im Gegenteil: In den 1990er-Jahren war Williams die absolute Topadresse in der Formel 1.

Dabei hatte der "Rollstuhlgeneral", wie er wegen seines kühlen Charakters oft genannt wird, zunächst gar nicht vor, die Formel-1-Szene zu erobern: "Ich hatte am Anfang keinen langfristig ausgelegten Plan", gestand er bei der Übergabe des Awards. "Ich wurde dazu überredet, ein Formel-2-Auto für Piers Courage zu kaufen. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass wir in die Tasman-Serie gegangen sind, die in Wahrheit eine Formel-1-Serie war. Und dann ging es in die Formel 1."

Treuer Wegbegleiter: Patrick Head

Gemeinsam mit seinem 30-Prozent-Partner Patrick Head hat Williams "immer nur an das nächste Rennen gedacht und gehofft, dass wir im Business bleiben! Für viele Jahre war das sehr schwierig." Der später erzielte Erfolg wäre ihm "damals nie in den Sinn gekommen", auch wenn er zugibt, dass er insgeheim schon von WM-Titeln geträumt hat. Inzwischen kann er wieder mit dem Träumen beginnen: Jacques Villeneuve war 1997 der bisher letzte Williams-Champion.

Alan Jones

Der erste Weltmeister: Alan Jones beim Grand Prix von Deutschland 1980 Zoom

Am meisten geprägt hat den Briten sein Partner Head, "als Ingenieur und als Person", aber auch zu Ayrton Senna hatte er eine spezielle Beziehung - die mit dem Tod der brasilianischen Rennfahrerlegende beim Grand Prix von San Marino 1994 jäh ein Ende fand, bevor sie wirklich aufblühen konnte. Noch heute befindet sich das Senna-S aus Respekt vor dem dreifachen Weltmeister auf jedem Formel-1-Auto von Williams.

Seit fast 40 Jahren im Geschäft

Williams hat viele Epochen der Königsklasse miterlebt und geprägt: die Garagistenjahre in den 1970ern, die Turboära, das Elektronikzeitalter und nun die Invasion der Hersteller. Heute ist er der letzte echte Privatier in der Formel 1 - obwohl er sein Team vor drei Jahren gewinnbringend an BMW verkaufen hätte können. Jetzt kämpfen er und Head mit dem Enthusiasmus von Teenagern den Kampf gegen die großen Werke und deren Geld.

Jacques Villeneuve

Der bisher letzte Weltmeister: Jacques Villeneuve holte 1997 den Fahrertitel Zoom

"Ich hoffe, ihr habt genauso viel Spaß an der Formel 1 wie ich", gab er abschließend den 'Motorsport-Total.com'-Lesern mit auf den Weg - und fügte mit seiner gebrochenen Stimme, die einen Teil seiner Magie ausmacht, lächelnd an: "Das kommt aus dem Herzen!" Frank Williams mag kühl sein, berechnend, erfolgsorientiert. Er ist aber auch einer, der sein Schicksal bewundernswert meistert - und vor allem ein großer Fan von schnellen Autos...