Bourdais zwischen Hoffen und Bangen
Toro-Rosso-Pilot Sébastien Bourdais erklärt seine Probleme mit dem aktuellen STR3 - Verbleib für 2009 unsicher: "Was ich denke, spielt keine Rolle"
(Motorsport-Total.com) - Sébastien Bourdais hat in den ersten Formel-1-Monaten deutlich mehr erlebt als in vielen ChampCar-Jahren zuvor. Nach einem grandiosen Auftakt in Melbourne, wo der Franzose bis zu seinem Ausfall mit dem unterlegenen Vorjahresfahrzeug auf Punktekurs lag, kam ein herber Absturz in die Tiefen der Klassements. Vor allem die Einführung des neuen Autos brachte den mehrfachen ChampCar-Meister aus dem Konzept. Teamkollege Sebastian Vettel konnte auf Anhieb erstklassige Ergebnisse mit dem neuen STR3 präsentieren, Bourdais rannte seinen Wünschen hinterher.

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Sébastien Bourdais bestreitet 2008 seine erste volle Formel-1-Saison
"Ich kann mich einfach nicht an Autos gewöhnen, die eine solche mangelnde Balance haben. Ich brauche ein gut balanciertes Auto in langsamen, mittelschnellen und schnellen Kurven, denn sonst habe ich kein Selbstvertrauen und kann daher nicht schnell fahren", beschrieb der Toro-Rosso-Pilot seine Probleme mit seinem Dienstwagen. Angeblich neigt der STR3 zum Untersteuern in langsamen Ecke und Übersteuern in Highspeed-Bereichen.#w1#
"Ganz sicher ist es ein schnelleres Auto, kein Zweifel", zog Bourdais den Vergleich zum gutmütigeren Vorgängerauto. "Aber ich kann mich einfach nicht darauf einstellen. Mark Webber und Sebastian Vettel kommen viel besser klar, während David Coulthard manchmal glücklich ist und manchmal nicht." Noch vor wenigen Wochen hatte der Franzose seine argen Schwierigkeiten auf dem Zeitenmonitor ablesen können. "Wenn man sich Valencia anschaut: Da hat mich Sebastian ganz kräftig gebügelt. Er hat mir dort sechs Zehntelsekunden aufgebrummt."
Bilanz bisher: Frustration auf der ganzen Linie

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Erfolg in Spa-Francorchamps: Herzliche Umarmung von Teamchef Franz Tost Zoom
Die Situation scheint sich am Wochenende in Spa-Francorchamps deutlich verbessert zu haben. Bourdais fuhr ein eindrucksvolles Rennen und wurde am Ende mit Rang sieben belohnt - zwar hinter Vettel, aber vor Red-Bull-Pilot Webber. "Ich erwarte trotzdem keine Wunder in den verbleibenden Rennen. Ich kann nur erklären, warum ich mit dem Auto nicht gut zurecht komme. Wenn ich mich mit dem Wagen wohlfühle, dann packe ich es. Das ist kein Problem. Wir konnten es nur leider auf den meisten Strecken nicht so hinbekommen. Es gibt keine Wunder im Rennsport. Es kommt immer nur darauf an, ob die Kombination von Fahrzeug und Fahrer glücklich ist. Wenn es passt, kann ich gute Leistungen zeigen."
Wer dachte, dass Bourdais nach den Punkten aus Belgien nun mit Entschlossenheit in die noch anstehenden fünf restlichen Saisonläufe geht, täuscht sich offenbar. Vom großen Kampf um einen neuen Vertrag für das kommende Jahr kaum eine Spur: "Es kommt ja nur darauf an, was die Eigentümer denken. Ich mache nur meinen Job. Seit Magny-Cours habe ich mich mit dem Auto extrem schlecht gefühlt. Das liegt nicht nur daran, dass mich mein Teamkollege geschlagen hat. Er ist nun einmal stärker."
"Es liegt nur am Wohlfühlfaktor im Auto. Wenn der passt, kann ich schnell sein. Wenn nicht, kann werde ich locker geschlagen. Ob das Ergebnis von Spa den Druck vermindert, weiß ich nicht. Bestimmt nicht viel. Dass ich anhand meiner Leistungen beurteilt werden, die ich gebracht habe, als ich ein Schatten meiner selbst war, ist schon frustrierend. Es hat nichts mit Druck zu tun, sondern ist einfach nur frustrierend. Ich hätte nie gedacht, dass es so kommen würde. Wenn es nur darum geht, dass ich ein für mich unmögliches Auto bewege, dann bin ich nutzlos. Dann kann ich meinen Job nur halb machen und das war nie mein Ding."
Über die zukünftige Cockpit-Besetzung ist noch nicht abschließend entschieden worden. Die Tatsache, dass Vettel das Team in Richtung Red Bull verlassen wird, dürfte die Chancen auf einen Verbleib des Franzosen eher erhöhen, denn sonst müsste man mit der kompletten Fahrerpaarung 2009 bei Null anfangen. "Die Wahrheit ist, dass sie einzig und allein Resultate wollen", schätzte Bourdais ein. Und ob er ein Cockpit verdient habe? "Ist das meine Entscheidung? Es macht überhaupt keinen unterschied was ich denke. Ich würde natürlich gern bleiben. Wenn sie aber von mir erwarten, dass ich mich an ein solches Auto gewöhne, dann sollten wir es lieber lassen..."

