• 10.09.2008 21:04

Franz Tost zur positiven Lage bei Toro Rosso

Der Toro-Rosso-Teamchef im Teaminterview über die momentane Erfolgswelle, den Test von Buemi und Sato und den Kampf gegen Red Bull Racing

(Motorsport-Total.com) - Der jüngste Aufwärtstrend der Scuderia Toro Rosso sorgte in der Formel 1 in der Formel 1 für viel Wirbel. In Spa-Francorchamps tanzte man nicht nur dem "großen Bruder" Red Bull Racing auf der Nase herum, man kämpfte auch mit den Fahrern des BMW Sauber F1 Teams. Prompt zirkuliert das Wort vom "Erfolg über Nacht". Die Gründe für die ansteigende Formkurve erklärte Teamchef Franz Tost in einem Teaminterview.

Titel-Bild zur News: Franz Tost (Teamchef)

Franz Tost sieht Toro Rosso auf einem guten Weg

Frage: "Welche Erklärung haben Sie für die aktuelle gute Form?"
Franz Tost: "Die wesentlichen Elemente lassen sich recht gut nennen. Beginnen wir mit dem Auto vom Typ STR3. Red Bull Technology hat uns ein ausgesprochen konkurrenzfähiges Auto zur Verfügung gestellt. Die Gruppe um Adrian Newey hat einen großartigen Job gemacht. Das zweite Element ist der Motor, denn Ferrari versorgt uns nicht nur mit einem ausgezeichneten Kraftpaket, sondern darüber hinaus mit einer Gruppe guter Experten, die den V8 gemeinsam mit uns einsetzen. Wir sind sehr zufrieden, was unser Arrangement mit Maranello betrifft, und deshalb haben wir die Liefervereinbarung erst kürzlich verlängert."#w1#

"Das dritte Element - für Außenstehende möglicherweise das offensichtlichste - ist unsere Fahrerpaarung. Mit beiden Piloten sind wir ausgesprochen zufrieden: Vettels Leistung und sein Verständnis für die Anforderungen seines Jobs verbessern sich bei jedem einzelnen Einsatz mit unglaublichem Tempo. Er lernt permanent hinzu und steigert sich von Rennen zu Rennen. Und Bourdais hat nach einer schwierigen Phase in den letzten Wochen einen Gang zugelegt. Das lässt sich an der Tatsache erkennen, dass er seinen Teamkollegen in Belgien - abgesehen von der letzten Runde - im Griff hatte."

"Monza ist eine Rennstrecke, die uns bezüglich unseres Chassis-Motor-Pakets sehr gut liegt." Franz Tost

"Schließlich hat sich das Team selbst an den Rennstrecken sowie im heimischen Werk in Faenza bezüglich der Zusammenarbeit verbessert. Die Engineering Group, die unter Giorgio Ascanelli arbeitet, leistet einen sensationell guten Job. Sie hat ein ausgezeichnetes Verständnis für unser Auto entwickelt, obwohl wir es erst seit dem Monaco-Grand-Prix einsetzen. Giorgio und sein Team holen das Optimum aus dem Gesamtpaket heraus. All das zusammen ergibt unterm Strich den Grund für unseren 'Erfolg über Nacht'."

Frage: "Was dürfen wir am Wochenende in Monza erwarten?"
Tost: "Monza ist eine Rennstrecke, die uns bezüglich unseres Chassis-Motor-Pakets sehr gut liegt. Als wir dort in der Woche vor dem Belgien-Grand-Prix testeten, experimentierten wir mit einer neuen Vorderradaufhängung. Sie scheint sich leistungssteigernd auszuwirken. Unseren Stärken kommen Rennstrecken mit schnellen Kurven generell entgegen. Dank der Power unseres Ferrari-Motors sind in Monza zusätzlich die langen Geraden nach unserem Geschmack."

"Während der Testfahrten schien das Auto auch auf den Kerbs gut zu liegen - während des Freien Trainings müssen wir noch die Feinabstimmung des Setups vornehmen. Es ist ein schmaler Grat: Wenn man das Auto weich abstimmt, um gut auf den Flachbordsteinen fahren zu können, dann darf man des Guten nicht zu viel tun, weil dann die aerodynamische Balance in den schnellen Kurven beeinträchtigt würde. Unter Berücksichtigung all dessen, können wir dem Rennen meiner Meinung nach mit einer gewissen Zuversicht entgegensehen."

"Obwohl wir derselben Familie angehören, treten wir sonntags ab 14.00 Uhr gegeneinander an." Franz Tost

Frage: "Es ist übrigens Ihr Heimrennen."
Tost: "Ja, Monza ist unser Heimrennen, und die Mehrheit der Werksbelegschaft wird anlässlich des Grand Prix' vor Ort sein. Für sie ist dieser WM-Lauf einer der Höhepunkte des Jahres. Zum ersten Mal überhaupt wird der Bürgermeister von Faenza diesem Grand Prix als Gast des Teams beiwohnen. Für mich persönlich ist es immer wieder etwas ganz Besonderes, nach Monza zu kommen, denn vor ziemlich langer Zeit sah ich dort meinen allerersten Grand Prix. Dort herrscht eine unverwechselbare Atmosphäre, wenn man morgens durch den Park zum Circuit fährt und überall den Rauch der Campingfeuer sieht."


Frage: "In der Woche nach dem letzten Grand Prix der Saison in Europa hat das Team einen wichtigen Termin..."
Tost: "Nach dem Rennen geht es in Richtung Jerez, wo die letzten Tests dieser Saison gefahren werden. Bei dieser Gelegenheit werden wir zwei neue Fahrer einsetzen: Sébastien Buemi, der aus dem Red Bull Driver Pool kommt, und Takuma Sato, der für Super Aguri antrat, bis sich dieses Team aus unserem Sport zurückzog. Wir fühlen den beiden auf den Zahn, um sie auf einen möglichen Einsatz im Jahr 2009 vorzubereiten, denn wir wissen ja, dass wir Vettel ersetzen müssen. Es wird schwierig, in 'Sebs' Fußstapfen zu treten, denn er ist ein Fahrer mit großem Können. Bei Red Bull sind alle davon überzeugt, dass er eine große Zukunft vor sich hat."

Frage: "Eine letzte Frage - es wird viel darüber gesprochen, dass Ihr Team zurzeit Red Bull Racing, also das angebliche 'Senior Team' der Gruppe, aussticht. Wie sehen Sie diese Dinge?"
Tost: "Ein Blick auf das Zwischenklassement zeigt, dass Red Bull Racing mit 25 Punkten auf dem sechsten Platz liegt, während wir mit 17 Zählern Achter sind. Man muss die Lage also richtig beurteilen. In der Formel 1 kann sich die Situation sehr schnell ändern. Entsprechend müssen wir auf dem Teppich bleiben. Obwohl wir derselben Familie angehören, treten wir sonntags ab 14.00 Uhr gegeneinander an. Beide Teams streben das bestmögliche Ergebnis für Red Bull an. Da bisher keiner von uns einen Grand Prix gewinnen konnte, liegt noch ein weiter Weg vor uns."