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  • 11.09.2008 11:23

  • von Roman Wittemeier

Symonds: "Lewis tat mir leid"

Renault-Cheftechniker Pat Symonds hält die Strafe für Lewis Hamilton für ungerechtfertigt: "Wir wollen doch richtigen Rennsport und Action"

(Motorsport-Total.com) - Die nachträgliche Bestrafung den ursprünglichen Spa-Francorchamps-Siegers Lewis Hamilton sorgt weiter für Diskussionsstoff. Auch Renault-Cheftechniker Pat Symonds fragte sich: "Wir hatten ein tolles Rennen mit tollen Zweikämpfen. Warum hat man ihm das nun weggenommen?" Ursprünglich sei er von der Untersuchung des Vorfalls gar nicht überrascht gewesen, denn er habe die Situation anfangs ähnlich gesehen wie die Rennkommissare, allerdings habe sich seine Ansicht nach mehrfachem Studium der vorliegenden Dokumente geändert.

Titel-Bild zur News: Pat Symonds

Pat Symonds kritisiert die Entscheidung der Rennkommissare in Spa

"Im Rennen bin ich immer sehr auf meinen eigenen Job konzentriert. Im Nachhinein tat mir Lewis dann leid. Es kommen natürlich nach solchen Vorfällen und Entscheidungen immer wieder die Stimmen, die behaupten, dass die FIA Ferrari unterstützt. Wir müssen aber daran glauben, dass die FIA unabhängig und unparteiisch entscheidet. In diesem Fall ist es eine Frage der grundsätzlichen Rennphilosophie", sagte Symonds im aktuellen Podcast auf der offiziellen Homepage des Renault-Rennstalls.#w1#

Motorsport ist nicht Cricket - Action soll her

"Alle sprechen davon, dass man mehr Überholmanöver sehen will, dass man mehr Aufregung braucht, mehr Persönlichkeiten. Es scheint mir, als würden all die Vorgänge nun dagegen sprechen. Wir hatten ein tolles Rennen mit tollen Zweikämpfen. Warum hat man ihm das nun weggenommen? Für mich ist rückblickend klar - nachdem ich Videos und vor allem die Datenaufzeichnungen gesehen habe, die zeigen, dass Lewis auf der Ziellinie um fast 7 km/h langsamer war als Räikkönen - dass Hamilton sich ganz klar wieder hinter ihm eingereiht hat. Aus meiner Sicht hat Räikkönen danach sehr früh gebremst", beschrieb der Renault-Mann die Vorgänge in der Haarnadel "La Source".

"Wenn man sich die Onboard-Aufnahmen mal ansieht, dann erkennt man, dass Lewis ganz locker durch die Haarnadel fahren konnte. Er ist kaum gedriftet, musste nicht korrigieren. Für mich war das ein perfektes Manöver. Das ist doch wahrer Rennsport, so etwas wollen wir doch", appellierte Symonds an die FIA-Richter, die in den kommenden Wochen über einen Einspruch von McLaren-Mercedes entscheiden müssen. Er fügte an: "Für mich sollte Motorsport eher sein wie Fußball und nicht wie Cricket. Lasst uns Action haben und immer sehen, was so vor sich geht. Lasst uns doch in Echtzeit erkennen, was dort passiert. Wir müssen doch nicht zwei Tage warten, bis wir ein endgültiges Ergebnis bekommen."

Fernando Alonso und Robert Kubica

Fernando Alonso und Robert Kubica: Kollegen 2009 im BMW Sauber F1 Team? Zoom

Renault kritisiert Meteorologie-Partner

Die Situation auf der Strecke sei für alle Teams extrem schwierig gewesen, vor allem auch für Fernando Alonso, der für die letzte Runde noch auf Regenreifen wechselte und auf Rang vier ins Ziel kam. "Er hat uns gesagt, dass er Angst vor einem Abflug hätte", beschrieb Chefingenieur Alan Permane. "Er meinte, er wäre auch in der Runde zuvor schon neben der Strecke gewesen. Er hat zwar durch den Stopp vier Plätze verloren, konnte dann aber die letzte Runde fahren wie auf trockener Piste. Ein Beispiel: Er war in Kurve elf, der schnellen Linksecke, plötzlich um 60 km/h schneller als in der Runde zuvor. Dann kamen aber gelbe Flaggen und er musste sich wirklich beim Überholen gedulden. Ich glaube, er hat Kubica am Eingang der allerletzten Schikane gepackt und Vettel sogar erst am Ausgang."

Die Entscheidung zum ungewöhnlich späten Reifenwechsel habe Alonso allein treffen müssen. Die Mannschaft fischte zum entscheidenden Zeitpunkt im Trüben, erklärte Symonds: "Wir nutzen in diesem Jahr ein Vorhersagen-System von Meteo France. Es war bisher ohnehin nicht besonders gut, aber in diesem Moment fiel es für etwa 15 Minuten sogar ganz aus. Ausgerechnet kurz bevor die Schauer kamen. Wenn man sich die Aufnahmen unseren Funkverkehrs anhören würde, dann müsste man sicherlich einige Passagen mit einem lauten Piepton überlagern, weil es wieder ansprang und uns prompt diese Schauer zeigte. Es war für uns ganz schwierig."

Vom schnellen Boxenhalt des spanischen Superstars wurde die Renault-Mannschaft zwar zum Teil überrascht, aber dennoch nicht überrumpelt, so Symonds: "Wir haben ein System, sodass er uns per Knopfdruck am Lenkrad an der Box vorwarnen kann. Wir schauen dann schnell auf unsere Schirme und sehen, wo er gerade ist. Wir wissen dann, wie lange wir noch Zeit für die Vorbereitung haben. Er hat das schon richtig entschieden."