• 03.04.2016 09:34

  • von Craig Scarborough (Haymarket)

Formel-1-Technik Bahrain 2016: Nur kleine Updates bei Ferrari

Technik-Experte Craig Scarborough hat die Updates der Formel-1-Teams in Bahrain unter die Lupe genommen - McLarens neuer Frontflügel am auffälligsten

(Motorsport-Total.com) - Es gab mal eine Zeit, in der sich die Updates der Formel-1-Teams zwischen den Rennen auf die Europa-Saison beschränkten. Aber obwohl zwischen Australien und Bahrain viel zu wenig Zeit war, tatsächlich neue Teile zu entwickeln, tauchten dieses Wochenende in der Boxengasse in Manama jede Menge kleiner Neuerungen auf.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Ferrari beschränkt sich auf kleine Änderungen wie ein neues Barge-Board Zoom

Hilfreich dabei ist, dass die Strecke in Sachir weitgehend ähnliche Anforderungen an das Setup stellt wie Melbourne. Die Strecke belohnt eine starke Vorderachse, aber auf der langen Geraden benötigt man auch PS-Leistung. Zudem werden Antriebsstrang und Kühlung in Sachen Belastung ans Limit getrieben.

McLaren:

McLaren brachte einen neuen Frontflügel nach Bahrain. Nachdem in Australien noch ein modifizierter 2015er-Flügel eingesetzt wurde, ist nun ein komplett neues Design im Einsatz. Der Flügel unterscheidet sich von der Vorgängerversion in einigen Schlüsselbereichen.

Sofort ins Auge sticht das stufenförmige Winglet, das breiter geworden ist, ebenso wie der Übergang des seitlichen Bereichs des Flügels zum neutralen Bereich in der Mitte. Zudem ist der Streifen auf der Endplatte in einem anderen Winkel positioniert.

Was vom alten Flügel bleibt, ist die Grundform des äußeren Bereichs mitsamt der Endplatte. Dass der neue Flügel sehr viel mehr Anpressdruck generiert, ist unwahrscheinlich. Optimiert sein müsste aber der Luftstrom um die Vorderreifen, was sich wiederum positiv auf den Gesamt-Luftwiderstand des Autos auswirken sollte.

Force India:

Force India überraschte in Bahrain mit der Einführung einer angeströmten Vorderachse am VJM09. Genau wie der S-Schacht wird dies zunehmend Standard für moderne Formel-1-Autos. Während das Team sein Aerodynamikprogramm mit einigen ehemaligen Red-Bull-Ingenieuren im Toyota-Windkanal in Köln vorantreibt, wird das Auto zunehmend komplexer. Die neue Vorderachse und die Bremsbelüftungen sind bereits die dritte Version in den vergangenen zwölf Monaten.

Am 2015er-Auto befand sich der Bremssattel zunächst vor der Achse. Danach wurde der Bremssattel hinter die Achse verlegt, um Platz für einen Luftschacht zu machen, der die Luft durch die Räder wieder austreten ließ. Der Effekt der durch die Räder strömenden Luft konnte mit dem neuen Design maximiert werden. Der Belüftungsschacht dreht sich auch nicht mehr mit dem Rad und gilt somit nicht als (verbotenes) bewegliches Aerodynamik-Element. Die aerodynamische Effizienz des Force India ist dadurch insgesamt besser.

Williams:

Bereits vor Ankunft des neuen Frontflügels, der ab Samstag nur für Felipe Massa zur Verfügung stand, testete Williams am Freitag eine neue Bremsbelüftung und neue Luftleitbleche. Diese kleinen Details waren schon länger geplant, kamen aber erst nach Australien aus der Produktion.

Am auffälligsten sind die vertikalen Finnen, die vom vorderen T-Tray-Splitter nach oben zeigen. Das sind die kleinsten Luftleitbleche dieser Art, die wir bisher kennen - auch wenn andere Teams an der gleichen Position teilweise Dreifach-Leitbleche verwenden, deren einzelne Elemente noch kleiner sind.

Ferrari:

Am Ferrari fielen uns in Bahrain kleine neue Details auf, zum Beispiel veränderte Barge-Boards und ein veränderter Diffusor. Am Diffuser wurde die ohnehin schon komplexe Gestaltung der winzigen Winglets weiter verkompliziert. Die kleinen Unterteilungen helfen dabei, durch das Ausströmen der Luft aus dem Diffusor Anpressdruck hinten zu generieren, indem der Luftstrom des Diffusors in die Niedrigdruckzone gezogen wird, die durch die Luftverwirbelungen entsteht.

Toro Rosso und Haas, die beiden Ferrari-Kundenteams, setzen aus den gleichen Gründen auf eine ähnliche Lösung. Aber nach diesen Detailänderungen werden von Ferrari für die nächsten Rennen wieder größere Updates erwartet.

Renault:

Der in Australien erstmals ausprobierte neue Frontflügel ist auch in Bahrain am Start. Dieser ähnelt stark dem Flügel von 2015, ist aber im Detail doch anders. Die Änderungen betreffen vor allem den Übergang zwischen den Flanken des Flügels und dem neutralen Mittelbereich. Dieser Übergang ist nun durch mehr Unterteilungen aufgebrochen, als das früher der Fall war.

Der erhoffte Effekt ist, den turbulenten Luftstrom, der durch die Vorderreifen aufgewirbelt wird, besser vom Bodywork wegzulenken, um die Aerodynamik effizienter zu machen. Abgesehen davon ist der Flügel mit der älteren Version praktisch identisch.

Manor:

Manor ist ein weiteres Team, das einen in Australien eingeführten neuen Frontflügel nach Bahrain gebracht hat. Im Gegensatz zu den Frontflügeln anderer Teams ist jener von Manor in der Nähe des neutralen Mittelbereichs relativ simpel gehalten. Der Ansatz ist, den Flügel eher an den Enden arbeiten zu lassen, was die Last im Innenbereich verringert. Außerdem geht der Schlitz in der Hauptplatte nicht über die komplette Breite des Flügels, sondern dieser zieht sich nur über die Außenbereiche.

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