Formel-1-Start in Baku vorverlegt - Sorge um Sicherheitslage

Weil Aserbaidschan auf die Sommerzeit verzichtet, startet der Große Preis von Europa in Baku früher als geplant - Kämpfe an der Grenze "ohne Auswirkung"

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Europa in Aserbaidschan wird eine Stunde früher starten als ursprünglich geplant. Da das Land am Kaspischen Meer in diesem Jahr auf die Sommerzeit verzichtet, wird das erste Formel-1-Rennen in Baku um 17 Uhr statt 18 Uhr Ortszeit beginnen. In Europa geht die Königsklasse auf dem neuen Stadtkurs aufgrund der Zeitverschiebung um 15 Uhr an den Start - und damit genau dann, wenn das 24-Stunden-Rennen von Le Mans endet.

Titel-Bild zur News: Tilke-Fotomontage: Grand Prix von Europa, Baku, Aserbaidschan

Am 19. Juni soll die Formel 1 erstmals auf dem neuen Stadtkurs von Baku fahren Zoom

Von den Plänen der Regierung, die Sommerzeit abzuschaffen, habe Streckenchef Arif Rahimov erst Mitte März erfahren. Daraufhin sei er mit FIA (Fédération Internationale de l'Automobile) und FOM (Formula One Management) in Kontakt getreten, um eine mögliche Startverlegung zu diskutieren. "Vor etwa einer Woche haben wir die mündliche Bestätigung bekommen, direkt nach Australien", sagt Rahimov. Jetzt wurde die neue Startzeit auch offiziell im Formel-1-Kalender 2016 verzeichnet.

Zwar habe es Vorschläge gegeben, den Start um 18 Uhr Ortszeit beizubehalten, um eine Stunde Puffer zu Le Mans zu schaffen. "Doch das würde heißen, dass das Rennen zu spät startet, nämlich zweieinhalb Stunden vor Sonnenuntergang", erklärt der Promoter. Mit der Verlegung werde verhindert, dass die Formel-1-Piloten das Rennen bei schwachem Licht beenden müssen. Dass es weiterhin mit dem Schlussakkord der 24 Stunden von Le Mans startet, ist für Rahimov kein Problem - im Gegenteil.

Formel 1 in Baku: Wie sicher sind Fahrer und Fans?

"Die Fans vor dem Fernseher können direkt vom Ende des Rennens in Le Mans zur Formel-1-Premiere in unserer wunderbaren Stadt schalten", gibt sich der Streckenchef zuversichtlich. Logistisch gesehen mache der frühere Start keinen großen Unterschied: "Wir verlegen unsere Arbeiten einfach ein Stunde nach vorn." Auch auf die Arbeit an der Strecke selbst habe der geänderte Termin keine Auswirkung, heißt es aus Hermann Tilkes Büro, das für das Layout des Stadtkurses verantwortlich zeichnet.

Mehr Sorgen bereitet vielen indes die Sicherheitslage in Aserbaidschan. Am Wochenende kamen bei Kämpfen im Grenzgebiet zu Armenien Medienberichten zufolge mindestens 30 Soldaten ums Leben. Trotz einer von Aserbaidschan ausgerufenen Feuerpause gingen die gewaltsamen Auseinandersetzungen auch am Montag weiter. Zwar spürt man davon im 250 Kilometer entfernten Baku wenig, doch was bedeutet die Eskalation für den Formel-1-Grand-Prix am 19. Juni?


Neue Strecke in Baku

Samaya Mammadova, Sprecherin des aserbaidschanischen Sport- und Jugendministeriums, versichert, die Kämpfe hätten keine Folgen für Veranstaltungen im Land, die Formel 1 eingeschlossen. "Aserbaidschan legt höchsten Wert auf die Sicherheit von Athleten, Touristen und Fans", so Mammadova. Von Gerüchten, der Große Preis von Europa könnte wegen Sicherheitsbedenken sogar abgesagt werden, will man dort nichts hören.

Arif Rahimov in Baku

Arif Rahimov versichert: Für die Formel-1-Premiere in Baku läuft alles nach Plan Zoom

Bei dem Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien geht es um die mehrheitlich armenische Region Berg-Karabach. Anfang der 1990er Jahre hatte sie sich in einem Bürgerkrieg abgespalten, ihre Unabhängigkeit wurde jedoch nie anerkannt. Baku erhebt weiterhin Anspruch auf die Region. Zwar war 1994 ein Waffenstillstand vereinbart worden, dieser ist jedoch brüchig. Die neuerliche Eskalation gilt als die schlimmste seit Jahren.