• 20.04.2009 16:40

  • von Christian Sylt & Caroline Reid

Force India:Ohne Mallya und Mol läuft nichts

Der kürzlich vorgelegte Finanzbericht von Force India belegt eindeutig die Abhängigkeit des Teams von Vijay Mallya und Michiel Mol

(Motorsport-Total.com) - Die Besitzverhältnisse des aktuellen Force-India-Teams haben sich in den vergangenen fünf Jahren häufiger verändert als bei allen Konkurrenten in der Königsklasse. Eine Konstante blieb allerdings: In der Konstrukterswertung war man auf einem Abstiegsrang gebucht. Angesichts der aktuellen Finanzkrise tauchen nun Fragen auf, ob sich Vijay Mallya und Michiel Mol die Formel 1 noch länger leisten wollen oder können.

Titel-Bild zur News: Force India F1

Force India bestreitet aktuell die zweite Saison unter neuen Besitzverhältnissen

Der jüngste Finanzbericht des Teams belegt in aller Deutlichkeit, wie sehr der Rennstall von den Zuwendungen des indischen Milliardärs und des niederländischen Geschäftspartners abhängig ist. In einem Bericht der Wirtschaftsprüfer heißt es, dass "die fortlaufende Unterstützung durch die Muttergesellschaft Orange India Holdings notwendig ist, wenn der weitere Betrieb gewährlistet werden soll." Mallya und Mol sind Eigentümer der Orange India, das Team belastet die Finanzen des Unternehmens sehr.#w1#

Force India hat vor rund zehn Tagen ein Zahlenwerk an die Steuerbehörden in Großbritannien gereicht - etwa ein halbes Jahr nach Ablauf einer entsprechenden Frist. In dem Bericht findet man nur wenige gute Ansätze. Zwar konnten die Verluste bis Dezember 2007 um rund 40 Prozent auf 14 Millionen Euro gesenkt und die Einkünfte um 22 Prozent auf knapp 33 Millionen Euro angehoben werden. Doch dies ist im Vergleich wenig: McLaren-Mercedes oder Renault nahmen etwa das Vierfache ein.

Innerhalb eines Jahres 14 Millionen Euro mehr Schulden

Mallya und Mol hatten den Rennstall im Oktober 2007 übernommen und mehrfach erklärt, dass die finanzielle Situation "eine Konsequenz aus der Übergangszeit nach dem Erwerb" sei. Gleichzeitig sprachen die beiden aber über sportliche Erfolge. Man peile regelmäßige Podestplätze an, noch bevor sich der Formel-1-Zirkus im Jahr 2011 erstmals in Indien zeigen wird.

Die jüngsten Sparmaßnahmen sollen dem Team zu mehr Wettbewerbsfähigkeit verhelfen. Doch bislang ist davon nichts zu spüren. Auch in der bisherigen Saison hatte Force Inda bislang die hinteren Ränge abonniert. Wie lange Mallya und Mol tatsächlich bereit sind, ein sortlich wenig erfolgreiches Unterfangen dermaßen zu unterstützen, ist fraglich.

Der Finanzbericht des Rennstalls datiert vom 3. April 2009. Darin heißt es, dass die "Orange India Holdings bestätigt, dem Team ausreichende Finanzmittel zur Verfügung zu stellen, um allen Forderungen in den kommenden zwölf Monaten nach Unterzeichnung des Schriftstücks nachkommen zu können". Allerdings muss man eine solche Garantie mit Vorsicht genießen.

Team ist allein nicht überlebensfähig

Vijay Mallya

Vijay Mallya hat das Team im Oktober 2007 endgültig übernommen Zoom

Orange India ist eine Art Briefkastenfirma mit Sitz in Luxemburg. Der Wirtschaftsprüfer von Force India erklärte, dass "mangels öffentlicher Informationen über dieses Unternehmen eine erhebliche Unsicherheit bestehe, ob diese Gruppe überhaupt fähig ist, solchen Verpflichtungen in Zukunft nachkommen zu können". Das Team selbst hat keine ausreichenden Finanzmittel, um ohne Hilfe der Besitzer bestehen zu können.

Force India verfügt derzeit über ein Bankguthaben von rund 560.000 Euro. Dem gegenüber stehen Schulden in Höhe von rund 53 Millionen Euro (Stand Ende 2007). Außerdem steckt in dem Unternehmen ein Fremdkapital von weiteren 55 Millionen Euro, dessen Löwenanteil von der Orange India stammt. Die Gruppe mit Sitz in Luxemburg hat knapp 140 Millionen Euro für das Team bezahlt. Die Eigentümer übernahmen die 53 Millionen Euro Schulden. Zum Vergleich: 2006 drückten Verpflichtungen von "nur" 39 Millionen Euro.

Die Aktionäre von Orange India sind nicht die einzigen, die alle Auswirkungen von der negativen Entwicklung des Teams zu spüren bekommen haben. Beim Rennstall mit Sitz in Großbritannien ist zwar im Verlauf des Jahres 2007 die Mitarbeiterzahl um 16 auf 254 gestiegen, doch gleichzeitig sanken die gesamten Ausgaben für Gehälter um satte 21 Prozent auf rund eine Million Euro. Es geht den Angestellten also ans Portmonee. Vielleicht war dies auf dem Weg zu weiteren Sparmaßnahmen nur ein erster Schritt.