• 29.10.2011 19:00

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Force India: Podestträume und VIP-Führungen

Force-India-Boss Vijay Mallya steht im Zentrum des Formel-1-Interesses in Indien - Adrian Sutil fährt beim Heimspiel der Inder auf Startplatz acht: "Hat gut gepasst"

(Motorsport-Total.com) - Das aktuelle Formel-1-Wochenende in Indien markiert einen Meilenstein in der Königsklasse, gleichzeitig aber auch ganz speziell für das Team Force India. Vijay Mallya kann sein teures Engagement in der Formel 1 endlich in der Heimat präsentieren. "Dieses Rennen ist nicht nur eine tolle neue Station der Formel 1, sondern es bringt Indien ins Bewusstsein der Welt. Der Tourismus wird profitieren, viele andere Bereiche ebenso", verspricht der Geschäftsmann und Teamchef.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Adrian Sutil zeigte beim Qualifying zum Force-India-Heimspiel eine gute Leistung

"Der Event kommt exzellent an. Alle fünf Minuten muss ich mich hier um neue VIP-Gäste kümmern. Als Mitglied des Parlaments habe ich natürlich viele Freunde. Unser Problem ist, dass wir gar nicht genug Platz haben. Es gibt viel zu tun", sagt Mallya. "In Indien ist dieser Grand Prix überall bekannt. Die Teams - nicht nur Force India - haben kräftig die Werbetrommel gerührt. Red Bull hat hier einen Showevent gehabt, McLaren ist in Bangalore gefahren. In jedem Winkel von Indien ist bekannt, was an diesem Wochenende hier passiert."

Die ersten beiden Tage ließen allerdings etwas anderes vermuten. Die Tribünen waren entgegen der Ankündigung des Veranstalters nur spärlich besetzt. "Die Inder kennen es vom Cricket, dass es erst am Sonntag um etwas geht. Ihnen ist bisher nicht klar, dass es sich auch lohnt, bei der Formel 1 am Freitag oder am Samstag zu kommen. Wir werden morgen hier ein volles Haus mit über 100.000 Fans erleben", sagt Mallya. "Ab dem nächsten Jahr wird alles anders aussehen."

Vor allem dann, wenn Force India am Sonntag ein sportliches Glanzlicht setzen kann. "Wir haben alles in dieses Wochenende geworfen. Wir haben ein neues Upgrade dabei, das gut funktioniert. Wir haben uns extra frische Motoren für diesen Event aufgespart", sagt der Teamchef. "Ich hatte gehofft, dass wir es mit beiden Autos in Q3 schaffen. Die Trainings hatten gezeigt, dass dies möglich sein würde. Paul hatte leider etwas Pech, er startet nun von Rang zwölf."


Fotos: Force India, Großer Preis von Indien


"Adrian hat eine tolle Leistung gebracht", lobt Mallya den Deutschen, der zwar im Qualifying Achter wurde, aber dennoch offenbar 2012 für Landsmann Nico Hülkenberg Platz machen muss. "Adrian hat gezeigt, wozu unser Auto derzeit in der Lage ist. Er hat nur die beiden Ferraris, die beiden Red Bulls, beide McLarens und einen Mercedes vor sich. Wir sind gut dabei. Das ist beim Heimrennen etwas ganz Besonderes."

Von den soliden Startpositionen sollen Sutil und Teamkollege Paul di Resta weitere Zähler einfahren. "Nicht nur hier, sondern überall gilt: Wir müssen punkten! Wir wollten eigentlich Platz fünf in der Teamwertung, aber nun müssen wir wenigstens Rang sechs verteidigen. Dafür sind Punkte enorm wichtig. Wir müssen morgen mit beiden Autos in die Top 10", appelliert der indische Teamboss. Sogar einen Podestplatz beim ersten Heimspiel schließt Mallya nicht aus.

"Man muss sich immer hohe Ziele setzen", sagt er. "Wir standen schon auf dem Podest, als wir es gar nicht erwartet haben. In diesem Sport tun sich immer wieder ungeahnte Chancen auf. Auch morgen kann alles passieren." Sutil hält hingegen vorsichtshalber den Ball etwas flacher. "Es ist immer schön, wenn man in Q3 dabei ist. Aber es ist nicht das Wichtigste. Morgen ist der wichtige Tag. Es war aber ein wichtiger erster Schritt. Das Auto war gut, meine Runde hat gepasst", erklärt er.

¿pbvin|512|4212||0|1pb¿"Bei mir war die Fahrzeugbalance im Qualifying endlich gut. Ich hatte keinerlei Probleme", stellt Sutil den Unterschied zum Teamkollegen dar. "Ich habe mein Setup am Morgen dahingehend verändert, dass ich mehr Übersteuern akzeptierte, das sich im Verlaufe des Tages dann relativierte. Es war zwar am Morgen schwierig zu fahren, aber die Entscheidung war richtig. Je mehr Grip auf die Strecke kommt, umso mehr relativiert sich das."

"Es läuft besser als in Südkorea. Dort hatten wir ein völlig falsches Setup, sind aussichtslos hinterhergefahren. Daher habe ich hier einen anderen Weg beschritten", erklärt der Gräfelfinger. "Wenn wir diesen Platz halten können, dann sollten wir zufrieden sein. Die Topautos sind deutlich schneller. Ich weiß nicht, wie die Mercedes auf Longruns funktionieren. Einen davon können wir meistens schlagen. Dennoch müssen wir kämpfen. Toro Rosso ist stark, meist im Rennen ganz besonders schnell. Wir geben unser Bestes."

"Wir haben hier deutlich mehr Gäste, viel mehr zu tun", berichtet Sutil von der Arbeit außerhalb des Cockpits. "Ich bin aber professionell genug, um mich davon nicht ablenken zu lassen. Ich nehme diese Unterstützung als positive Energie auf. Zusätzlichen Druck habe ich nicht vespürt. Ich weiß, wie es geht, habe in meiner Karriere reichlich Qualifikationen absolviert. Es waren ganz normale Abläufe."

"Die Strecke kommt gut an, die Fahrer lieben sie", freut sich Mallya vor dem Indien-Debüt. "Die Strecke ist an vielen Stellen sehr breit, die beiden DRS-Zonen bieten realistische Überholchancen. Sie gehört sicherlich zu den besten Strecken der Welt. Bezüglich der sonstigen Anlagen hätte man mit ein paar Wochen mehr Zeit vielleicht noch einiges besser machen können. Aber im kommenden Jahr wird dann alles soweit sein."