FIA-Wahlkampf: Ward nur Vorhut für Bin Sulayem?
Die heutige FIA-Weltratssitzung könnte entscheiden, ob der angeschlagene Todt mit Mohammed Bin Sulayem einen neuen Herausforderer erhält - Ward nur als Vorhut?
(Motorsport-Total.com) - Heute tagt der FIA-Weltrat im kroatischen Dubrovnik - eine Schlüsselveranstaltung in Hinblick auf den bevorstehenden Präsidentschafts-Wahlkampf: Denn Jean Todt hatte durch die Attacken seines vermeintlichen Herausforderers David Ward zuletzt mit heftigem Gegenwind zu kämpfen - und nun deutet vieles darauf hin, dass das vom ehemaligen Politstrategen der britischen Labour-Party ausgelöste Donnergrollen bloß ein Vorbote auf einen Überraschungskandidaten ist. Sein Name: Mohammed bin Sulayem.

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Steigt Mohammed Bin Sulayem gegen Jean Todt in den Ring? Zoom
Nicht Ward, sondern der mächtigste Mann im arabischen Motorsport soll am 6. Dezember gegen Todt in den Ring steigen. Das deutete zuletzt bereits Formel-1-Boss Bernie Ecclestone gegenüber 'auto motor und sport' an: "Ich bin ein bisschen überrascht, dass Ward kandidieren will. Aber dieser Schritt wird vielleicht die Tür für andere mögliche Kandidaten öffnen. Sie werden sich sagen: Was der kann, kann ich auch. Wir wissen also noch nicht, wer am Ende antritt. Es ist noch Zeit, seine Nominierung abzugeben."
Wards Dauerfeuer gegen Todt als strategisches Manöver?
Bin Sulayem und Ward bilden eine Seilschaft - und gehen offensichtlich nach einem strategischen Plan vor. FIA-intern wurde Wards angriffiges Verhalten gegen Todt bereits als "unklug" bezeichnet: Der Brite hatte dem ehemaligen Ferrari-Teamchef vorgeworfen, Mitgliedsklubs im Vorfeld des Wahlkampfes unter Druck gesetzt zu haben, damit sie Unterstützungserklärungen für Todt abgeben - er ortete einen "ernsthaften Verstoß gegen die FIA-Statuten". Wards Attacke sorgte für erboste Reaktionen der betroffenen Klubs - das könnte ihm im Wahlkampf auf den Kopf fallen.
Allerdings nur, wenn er tatsächlich antritt. Denn offensichtlich agiert der 57-jährige Ward nur als eine Art Vorhut, um Todt zu schwächen und den Weg für den Mann aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zu ebnen. Die Weltratssitzung gilt nun als Stimmungsbarometer für Bin Sulayems mögliche Kandidatur, denn Todt steht nach Wards Dauerfeuer unter enormem Druck.
Dubrovnik als Stimmungsbarometer
Der Brite hatte Todt zuletzt in einem offenen Brief mangelnde Transparenz vorgeworfen - damit legte er den Finger in die Wunde, denn viele Mitgliedsklubs stellen sich die Frage, was mit den deutlich erhöhten Gebühren, die von den Formel-1-Teams erhoben werden, passiert. Todt verzichtete bislang auf eine Antwort. Beim heutigen Treffen in Dubrovnik werden die Weltrats-Mitglieder aber Erklärungen einfordern.
Bin Sulayems skurriler Formel-1-Crash 2009
Von Todts Auftreten und seinem Rückhalt bei der FIA wird die Gegenseite abhängig machen, ob man sich der Herausforderung stellt. Bin Sulayem darf sich laut Insidern durchaus Hoffnungen machen. Der 51-Jährige ist seit 2008 FIA-Vizepräsident und genießt sowohl im Sport- als auch im Mobilitätsbereich Unterstützung.
Wird Ward unter Bin Sulayem FIA-Geschäftsführer?
Er ist der erste Araber, der im FIA-Weltrat sitzt, zudem wurde er im Juni zum Vorsitzenden der FIA-Arbeitsgruppe für Motorsport-Entwicklung ernannt, deren Ziel es ist, eine Strategie zu finden, um den Motorsport in den bevorstehenden zehn Jahren nachhaltig zu betreiben. Bei der Weltrats-Sitzung in Dubrovnik stellt er nun sein Konzept vor - eine Gelegenheit, sich für den Präsidentschafts-Wahlkampf in Position zu bringen.

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David Ward setzte Jean Todt bislang ordentlich zu Zoom
Bin Sulayem kennt den Motorsport aber auch aus der Cockpit-Perspektive: Er ist der erfolgreichste arabische Rallye-Fahrer in der Geschichte des Sports und fuhr in der FIA-Meisterschaft des Nahen Ostens insgesamt 14 Meistertitel ein - das ist Weltrekord. Doch nicht immer lief es für ihn hinterm Lenkrad nach Wunsch: Am 9. April 2009 durfte er bei einer Formel-1-Demonstration in Dubai den Renault-Boliden aus der Saison 2008 testen, verlor auf der Geraden aber die Kontrolle und donnerte in die Mauer. Das Auto war schwer beschädigt, Bin Sulayem kam aber mit dem Schrecken davon.
Bleibt die Frage, was aus Ward wird, wenn der Mann aus Dubai gegen Todt antritt. Er könnte sich als Partner Bin Sulayems positionieren. Der Brite warb in seiner bisherigen Kampagne für eine neue FIA-Struktur, wo der Präsident nicht mehr so stark in das Tagesgeschäft eingebunden ist, sondern diese Rolle von einem FIA-Geschäftsführer ausgefüllt wird. Ein Posten, den Ward nun im Auge zu haben scheint.

