Ex-Minardi-Boss Stoddart lobt FIA-Präsident Todt

Paul Stoddart, erster Teamchef von Fernando Alonso und Mark Webber, spricht FIA-Präsident Jean Todt und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone das Vertrauen aus

(Motorsport-Total.com) - Anfang Dezember wählt die FIA ihren Präsidenten für die nächsten vier Jahre, und zur Wahl stehen derzeit Amtsinhaber Jean Todt (Frankreich) und Herausforderer David Ward (Großbritannien). Gerüchten zufolge könnte es auch noch einen dritten Kandidaten geben, dafür gibt es momentan aber keine konkreten Anzeichen.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart

Paul Stoddart findet, dass FIA-Präsident Jean Todt gute Arbeit geleistet hat

Innerhalb der Formel-1-Gemeinde scheint man mit der Arbeit von Todt in den vergangenen vier Jahren jedenfalls zufrieden zu sein, weshalb sich schon mehrere Teamchefs und andere einflussreiche Persönlichkeiten für eine Fortsetzung seiner Präsidentschaft ausgesprochen haben. Wahlberechtigt sind aber letztendlich nicht die Formel-1-Teams, sondern ausschließlich die FIA-Mitgliedsklubs, also beispielsweise der ADAC in Deutschland, der ÖAMTC in Österreich oder der TCS in der Schweiz.

Auch Paul Stoddart hat am 6. Dezember keine Stimme, aber sehr wohl eine Meinung. Der ehemalige Minardi-Teamchef findet, dass Todt seinen Job bisher ordentlich erledigt hat: "Jean Todt und ich waren nicht immer einer Meinung, aber man muss seine Leistungen anerkennen", erklärt der australische Geschäftsmann im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Er macht als FIA-Präsident hervorragende Arbeit und hat dafür gesorgt, dass die Politik ein Stück weit aus der Formel 1 verschwindet."

Stoddart: Alles ist besser als Mosley

Das ist für Stoddart der wichtigste Verdienst von Todt, schließlich erinnert er sich schaudernd an dessen Vorgänger Max Mosley zurück, der für den damaligen Minardi-Boss fast so etwas wie ein Erzfeind war: "Vor zehn Jahren hatten wir eine der schlimmsten politischen Diskussionen, als es um den berühmt-berüchtigten 'Fighting Fund' für die kleinen Teams ging. So etwas gibt es heute nicht mehr, und ich denke, das ist besser für den Sport. Die Politik dominiert den Sport nicht mehr."

"Einige Neuerungen, wie beispielsweise die Fahrer-Rennkommissare, sind fantastische Ideen." Paul Stoddart

Aber auch darüber hinaus habe sich die FIA positiv entwickelt, seit Stoddart das heutige Toro-Rosso-Team im Jahr 2005 an Red Bull verkauft hat: "Einige Neuerungen, wie beispielsweise die Fahrer-Rennkommissare, sind fantastische Ideen", findet er. "Dadurch werden viele problematische und politische Entscheidungen vermieden, weil dort nun jemand ist, der weiß, wie es ist, im Auto zu sitzen, und wie man eine bestimmte Situation erlebt."

Positiv bewertet Stoddart auch, dass Mercedes in der Reifentest-Affäre mit einem "blauen Auge" davongekommen ist (Verwarnung und Ausschluss vom Young-Driver-Test). Eine der krassesten Fehlentscheidungen der Ära Mosley sei nämlich gewesen, gegen McLaren in der "Spygate"-Affäre eine Geldstrafe von 100 Millionen US-Dollar zu verhängen. Das sei mit ein Grund gewesen, weshalb sich Hersteller wie BMW, Honda und Toyota aus der Formel 1 zurückgezogen haben.

Haben hohe Geldstrafen die Hersteller vertrieben?

"Dadurch haben sich wahrscheinlich viele Leute von der Formel 1 abgewendet", glaubt Stoddart. "So viel Geld verdienen 100 Leute im ganzen Leben nicht, und solche Geldsummen vertreiben die Teams aus dem Sport. Viele werden argumentieren, dass wir Honda, BMW und Toyota nicht verloren hätten, wären solche Entscheidungen nicht getroffen worden. Es ist gut, dass sich das beruhigt hat und dass jetzt Einigkeit herrscht."


Paul Stoddart ber die Formel 1 (2011)

"Fehlverhalten soll sinnvoll bestraft werden, sodass a) das Team nicht das Gefühl bekommt, nicht mehr in der Formel 1 sein zu wollen, und b) anders als 2007 nicht der Eindruck entsteht, dass die Politik das Geschehen bestimmt und die Formel 1 unter die Räder kommt. So sollte es nicht sein", gibt der 58-Jährige zu Protokoll und lässt zwischen den Zeilen erneut Mosley-Kritik durchschwingen: "Todt hat da einen wesentlich besseren Ruf."

Ecclestone sollte weiterhin Formel-1-Chef bleiben

Eine Lanze bricht Stoddart auch für Bernie Ecclestone, der zwar 2014 in München angeklagt werden könnte, aber seiner Meinung nach unabhängig davon der beste Mann ist, um die Formel 1 zu leiten: "Noch ist Bernie unschuldig", betont er und ergänzt: "Die Formel 1 ist keine gewöhnliche Firma. Das war sie noch nie. Sie wird anders geführt, was einige Unternehmen abgeschreckt hat. Aber bei all diesen Egos im Fahrerlager muss es jemanden geben, der alles unter Kontrolle hat."

"Der Sport wäre an dem Tag wesentlich ärmer, an dem Bernie Ecclestone die Kontrolle abgibt." Paul Stoddart

"Bernie hat seit Jahrzehnten bewiesen, dass er alles unter Kontrolle hat. Der Sport wäre an dem Tag wesentlich ärmer, an dem Bernie Ecclestone die Kontrolle abgibt. Und das könnte über Nacht geschehen, was mir Sorge macht. Wenn er unschuldig ist, wovon wir derzeit ausgehen müssen, sollte er auf jeden Fall weitermachen", spricht Stoddart dem bald 83-jährigen Formel-1-Zampano das Vertrauen aus.

Stoddart selbst hat mit der Königsklasse übrigens nichts mehr am Hut, war dieses Jahr in Kanada zum ersten Mal seit Jahren wieder bei einem Grand Prix außerhalb von Australien. Sein Geschäftsfeld ist derzeit der Aviation-Bereich. In der Formel 1 sei heute "mehr Geld im Spiel als zu meiner Zeit. Die Formel 1 ist aber immer noch die Formel 1 und die größte Motorsport-Serie der Welt. Deshalb will jeder ein Teil davon sein", outet sich Stoddart als ungebrochener Fan.