FIA-Wahlkampf: Leichen im Keller?

Hinter den Kulissen spitzt sich der Kampf um das FIA-Präsidium zu einem immer schmutzigeren Kampf zwischen den Kandidaten zu

(Motorsport-Total.com) - "Ich möchte während meiner gesamten Kampagne konstruktiv sein und nicht mit Schlamm um mich werfen", sagte Ari Vatanen im Zuge der Medieninterviews zur Präsentation seiner Kandidatur für das Amt des FIA-Präsidenten. Auch von seinem Gegenkandidaten Jean Todt sind ähnlich versöhnliche Statements übermittelt. Aber in Wahrheit steht wohl eine Schlammschlacht bevor.

Titel-Bild zur News: FIA-Truck

In der Vergangenheit der FIA-Kandidaten wird derzeit herumgeschnüffelt...

"Ich hoffe, es gibt einen fairen Wahlkampf", wünscht sich Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der sowohl Vatanen wie auch Todt schon seit Jahrzehnten kennt und die beiden untereinander als "gute Freunde" bezeichnet. Das ist keineswegs unrichtig, denn in den 1980er-Jahren fuhr Vatanen unter Rennleiter Todt für Peugeot in der Rallye-WM. Seither ist aber viel Zeit vergangen - und von Freundschaft zwischen den Kontrahenten kann heute keine Rede mehr sein.#w1#

Leichen im Keller

Aus dem Umfeld der beiden Kandidaten werden den Medien regelmäßig Informationen zugespielt, die für das jeweils gegnerische Lager bei Veröffentlichung verheerende Folgen haben könnten. Da wird Vatanens umstrittene Position hinsichtlich des Klimawandels ebenso ins Bewusstsein gerufen wie der alte Hut, dass Todt seinerzeit in Malaysia nicht ganz unumstritten war, weil er für einige wenige Auftritte als Tourismusbotschafter eine Menge Geld kassiert haben soll.

Dann ist da Vatanens bisher schwerwiegendste Behauptung, wonach die FIA-Foundation, für die Todt arbeitet, indirekt dessen Wahlkampf finanzieren soll. Das wird von der FIA-Foundation aufs Schärfste zurückgewiesen - bei den entsprechenden Reisen habe es sich um wichtige Termine abseits des Wahlkampfs gehandelt, kürzlich etwa um ein Treffen von Todt und dessen Lebensgefährtin Michelle Yeoh, die als Botschafterin für die FIA arbeitet, mit dem Präsidenten von Tansania.

Vatanen stört auch, dass Todt vom derzeitigen Amtsinhaber als Nachfolger vorgeschlagen wird: "Man bekommt das Amt nicht einfach vom Amtsinhaber vermacht, sondern von den Menschen, die wählen. Ich finde, dass der Präsident neutral sein sollte. Wenn die FIA das ist, was sie sein will, nämlich das repräsentative Organ für Milliarden von Autofahrern, dann muss sie demokratisch geführt werden", meint der Finne, der übrigens diese Woche sein Kabinett vorstellen will.

Seitens der Formel-1-Gemeinde, die ja nur einen Teil des Aufgabengebiets des FIA-Präsidenten darstellt, will man sich aus dieser Schlammschlacht heraushalten. Man hört, dass es vielen Teams stinkt, ausgerechnet den langjährigen Ferrari-General Todt in Position gebracht zu wissen, doch sobald das Diktiergerät mitläuft, werden die Herren schweigsam. "Ich möchte nicht Seite A oder Seite B kommentieren", meint etwa Mercedes-Sportchef Haug.

Reizwort Diktatur

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Teamvereinigung FOTA den langjährigen Intimfeind Max Mosley loswerden will, was im Zuge der letzten großen Auseinandersetzung endlich gelungen ist - Mosley wird im Oktober abdanken. Da und dort wird auch gemunkelt, dass Vatanen der Wunschkandidat der Teams wäre, aber vor allem geht es der FOTA darum, dass der FIA-Präsident der Formel 1 keine regulative Diktatur mehr aufzwingen kann.

Haug: "Es ist sehr wichtig, dass das Concorde-Agreement Regularien festsetzt, wie das früher der Fall war, dass wir mit unseren Teams über die Formel-1-Kommission so vertreten sind, dass man kooperativ arbeitet. Es muss der kooperative Gedanke her - und die Konfrontation wirklich nur dann gesucht werden, wenn es gar nicht anders geht. Dann glaube ich schon, dass man wesentlich bessere Voraussetzungen haben wird."

Fest steht wohl eines: dass in den nächsten Monaten in der Vergangenheit der Herren Todt und Vatanen gewühlt wird und dass die Medien eine zentrale Rolle im Wahlkampf spielen werden. Ebenso wie die fälschlicherweise als weniger einflussreich dargestellten Mitgliedsklubs etwa aus Afrika, deren Stimmen genauso viel wert sind wie die der großen Klubs, beispielsweise der AAA oder des ADAC. Für Spannung abseits der sportlichen Bühne ist also weiterhin gesorgt...