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FIA-Pressekonferenz vom Rennsonntag
Ralf Schumacher, Juan-Pablo Montoya und Michael Schumacher im ausführlichem Interview nach dem Rennen
(Motorsport-Total.com) - Nach dem schweißtreibenden Großen Preis von Malaysia stellten sich Ralf Schumacher, Juan-Pablo Montoya und Michael Schumacher den Fragen der Medienvertreter im Pressezentrum des Sepang International Circuit.

© xpb.cc
Alle drei Fahrer freuten sich darüber auf dem Podium zu stehen
Frage: "Ralf, es sah ganz nach einem perfektem Rennen für dich aus?"
Ralf Schumacher: "Ja, es war beinahe ein perfektes Rennen. Aber das Team hat fantastische Arbeit mit dem Auto geleistet. Es war beinahe das ganze Rennen über perfekt und besonders im zweiten Stint als mehr Gummi auf der Strecke lag. Es war ziemlich einfach heute. Ich war schon echt über die Schnelligkeit des Autos überrascht. Ich kann es um ehrlich zu sein noch gar nicht glauben. Das ist der Verdienst des Teams."
Frage: "Einige Reifen sahen nach dem Rennen wie Slicks aus. Wurde dadurch das Handling beeinträchtigt und hat dich der Verschleiß irgendwie besorgt gemacht?"
Schumacher: "Vor dem Beginn des Wochenendes hatten wir uns schon wegen des Reifenverschleißes Sorgen gemacht und wir hatten in der Tat einen hohen Verschleiß. Zum Ende des Stints ließen die Reifen ein wenig nach, doch da das Auto so gut ausbalanciert war, war das kein Problem."
Michael Schumacher: "Die Strafe war zu hart"
Frage: "Juan-Pablo, kannst du uns etwas über den Zwischenfall in der ersten Kurve erzählen?"
Juan-Pablo Montoya: "Ich musste um Michael außen herum fahren, denn er war nach rechts gezogen. So gingen wir in die Kurve. Ich ließ ihm aber Platz und habe schon mit ihm gesprochen und er sagte zu mir, dass er ein wenig Untersteuern hatte. Er berührte mich und das war es dann. Für mich war es ein Rennunfall. Natürlich bin ich schon ein wenig sauer, weil ich dachte, dass er bewusst in mich gefahren ist, weshalb ich auch gleich mit ihm nach den Rennen sprach. Es war ein wenig frustrierend, denn das Auto war sehr gut. Ich fuhr die schnellste Runde des Rennens..."
Frage: "War die Durchfahrstrafe die man dir aufbrummte deiner Meinung nach ungerecht?"
Montoya: "Meiner Meinung ja. Ich habe ihm doch Platz gelassen, er untersteuerte und berührte mich und das war die Situation. Es war ein Rennunfall. Nachdem was beim ersten Rennen vorgefallen ist, haben sie meiner Meinung nach zu extrem reagiert und ich musste dafür bezahlen. Jeder hat nach Australien gesagt, dass die Stewarts etwas tun hätten müssen, was sie in Australien nicht taten und ich war derjenige den sie hier zum Sündenbock gemacht haben."
Frage: "Michael, wie siehst du den Zwischenfall?"
Michael Schumacher: "Man kann das aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Hätte er mehr Platz gelassen, so hätten wir uns nicht berührt. Er tat das aber nicht und deshalb war für mich nicht genügend Raum da und es kam zu der Berührung. Ich sehe darin aber kein Drama. Es war schade, dass ich dabei meinen Frontflügel verlor und an die Box musste und wegen dieser Runde an die Box und dem Stopp viel Zeit verlor. Aber am Ende war es doch ein aufregendes Rennen."
Frage: "Glaubst du, dass Juan-Pablo zu hart bestraft wurde?"
Schumacher: "Ehrlich gesagt, ja. Wir haben meiner Meinung nach viel extremere Situationen gesehen wo nichts passiert ist und das heute war nur eine kleine Berührung. Es scheint da keine konstante klare Linie zu geben. Das ist sicherlich etwas was wir alle in Zukunft besser gelöst sehen möchten."
"Schumi II" ist zuversichtlich für das Rennen in Interlagos
Frage: "Wie zuversichtlich bist du für das Rennen in Brasilien?"
Ralf Schumacher: "Letztes Jahr waren wir dort stärker als Ferrari. Juan hatte dort Pech, denn er war dabei das Rennen zu gewinnen und jemand krachte ihm ins Heck. Ich denke, dass wir dort wieder auf das Podium steigen und Michael und Rubens das Leben schwer machen können."
Frage: "Ralf, hattest du dieses Ergebnis erwartet?"
Schumacher: "Danach hat es gestern ganz und gar nicht ausgesehen oder? Ich war sechs Zehntel langsamer als Juan und erwischte die Qualifikation einfach auf dem falschen Fuß. Heute war ein wenig Glück dabei, denn die beiden fuhren ja ineinander, doch mein Auto war einfach perfekt, die Zeiten stimmten und ich konnte alles kontrollieren. Ich war nur etwas langsamer als Rubens, der auf einer Zwei-Stopp-Strategie war, was wirklich perfekt war."
Frage: "Wie ist deine Meinung zum Rennunfall in der ersten Kurve?"
Schumacher: "Michael hat sein übliches Manöver durchgeführt, um seine Position zu verteidigen, was in Ordnung geht. Dann fuhren beide in die erste Kurve und es war ziemlich eng für ihn. Er kam nach außen und da war kein Platz. Durch das Untersteuern krachten beide ineinander. Ich glaube, dass es ein gewöhnlicher Rennunfall war und die Strafe ungerechtfertigt gewesen ist. Man hätte für ganz andere Sachen eine Strafe bekommen können, doch nicht für das."
Ralf Schumacher hatte keine Probleme mit den Michelin-Reifen
Frage: "Warst du mit deiner Ein-Stopp-Strategie ziemlich zuversichtlich? Es muss doch ziemlich anstrengend für dich gewesen sein?"
Schumacher: "Oh ja, es war anstrengend solch ein schweres Auto für solch eine lange Zeit zu fahren, doch wenn ein Auto so gut ausbalanciert ist, dann ist selbst das kein Thema. Ich habe in all den Jahren nur einmal eine Zwei-Stopp-Taktik angewandt und die hat sich nicht ausgezahlt für mich, weshalb für mich am Ende des Tages klar ist, dass wenn man freie Bahn hat, der Gegner nicht viel schneller als man selbst ist, man am Ende mit einem Stopp das Rennen gewinnen wird."
Frage: "Waren die Reifen konstant?"
Schumacher: "Die waren heute gut. Wir hatten damit keine Probleme. Der Reifendruck und die Temperaturen waren okay und sie waren sehr konstant. In den letzten drei, vier Runden ließen sie nach, doch das Auto war gut ausbalanciert und deshalb war das kein Problem."
Frage: "Juan-Pablo, wie war dein Auto nach dem Unfall?"
Montoya: "Michaels Flügel war ein wenig unter den vorderen Unterboden gerutscht, doch das hatte keine großen Nachwirkungen. Das Auto hat bei dem Unfall keinen Schaden genommen."
Frage: "Und wie war dein Kampf durch das Feld nach vorne?"
Montoya: "Also bis man mich über die Strafe informierte, lief eigentlich alles ziemlich prächtig. Ich sprach ein wenig über Funk, doch ich konnte am Ende nichts daran ändern und fuhr durch die Box. Mit meiner Strategie kam ich aber gut durchs Feld und gegen Ralf hätte ich nichts mehr ausrichten können, weshalb Platz zwei heute das Bestmögliche war."
Montoya war mit Platz 2 am Ende zufrieden
Frage: "Also bist du mit dem zweiten Platz wirklich zufrieden?"
Montoya: "Ja klar, nach dem was beim Start war dachte ich, dass mein Rennen vorbei war. Ich sagte mir, dass ich versuchen wollte ein oder zwei Punkte noch zu holen und am Ende wurden daraus sechs und das ist doch ziemlich gut oder?"
Frage: "Michael, du hast den dritten Platz quasi in letzter Minute geholt. Was war da mit Jenson los?"
Michael Schumacher: "Nicht viel, er hatte ein Problem mit der Aufhängung nehme ich mal an, denn sein Auto war ziemlich außer Balance. Er konnte nicht bremsen und hatte sehr viel Glück. Es muss in den letzten Runden passiert sein. Für mich war das ziemlich gut. Ich bin zufrieden wie die Dinge gelaufen sind."
Frage: "Fünf Runden vor Schluss sah alles aber noch etwas anders aus und nicht so als ob du das schaffen würdest..."
Schumacher: "Nein, es stimmt. Ich habe weiter Druck gemacht und es gibt diese Momente in den man sich sagt 'Okay, lass es mich versuchen' und manchmal bietet sich eine Gelegenheit und das war heute der Fall. Ich hatte sehr viel Glück, denn man kann so etwas natürlich nicht vorhersehen. Hätten wir zum Ende aber die ganze Sache ruhiger angehen lassen, so hätte ich ihn vermutlich nicht mehr ein- und überholen können. Aber da das Auto zuverlässig und sehr konstant war, konnte ich es tun."
Schumacher schwindelte die Presse gestern an
Frage: "Wenn man diese Umstände heute bedenkt, so sind vier Punkte nicht schlecht..."
Schumacher: "Man kann nur sagen, dass wir in den ersten beiden Rennen mit dem alten Auto angetreten sind und 14 Punkte zu holen damit hatten wir nicht gerechnet. Wenn man sieht was heute passiert ist, so sind vier Punkte wirklich gut. Ich bin wirklich zufrieden damit und mit der Situation und nicht zu unzufrieden."
Frage: "Waren zwei Boxenstopps rückblickend gesehen die richtige Entscheidung?"
Schumacher: "Also für mich schon. Mit nur einem Stopp hätte ich das Feld nicht von hinten aufrollen können. Wenn man vorne ist, ist eine Zwei-Stopp-Strategie auch gewöhnlich schneller. Ich hatte noch nicht die Gelegenheit mir die Rundenzeiten anzuschauen, doch ich bemerkte, dass ich wenig schneller als Rubens war, weshalb ich es vielleicht doch hätte schaffen können. Am Ende gibt es auf diese Frage aber keine Antwort. So wie es gelaufen ist, ist es nun einmal gelaufen. Lassen Sie mich noch eine Sache sagen. Ich habe das noch nie zuvor getan, doch gestern habe ich eine Frage falsch beantwortet. Ich wurde gefragt, ob im Fahrerbriefing über den Vorfall in der ersten Kurve in Australien gesprochen wurde. Ich wollte da keine Verwirrung in der Presse stiften und lediglich die ganze Debatte ein wenig abklingen lassen und meinen Teamkollegen in Schutz nehmen, weshalb ich die Frage mit 'Nein' beantwortete. Aber ich habe bemerkt, dass einige Fahrer mit den Medien darüber gesprochen haben und möchte mich deshalb für meine falsche Antwort entschuldigen."
Ralf: "Vieles ist auf die Reifen zurückzuführen"
Frage: "Was hat sich seit Australien an der Situation geändert und warum ist BMW-Williams jetzt so schnell?"
Ralf Schumacher: "Grundsätzlich sagte ich schon in Australien, dass ich keine Sorgen habe, weil wir letztes Jahr genauso gestartet sind. Ferrari hatte einen riesigen Vorsprung in Australien und wir kamen hier plötzlich heran. Genauso war es gestern. Viel geht auf die Reifen zurück, die absolut gut funktionierten, aber es war das gesamte Paket. Wir haben hier einen größeren Vorteil durch unseren starken Motor, wir haben ein effizientes Auto, nur dass unser Abtrieb vielleicht noch nicht genug ist, wir wissen es nicht. Aber es ist effizient und das zahlt sich aus."
Frage: "Michael und Juan-Pablo, habt ihr nach dem Unfall eure Strategie geändert?"
Michael Schumacher: "Ja, ich nahm beim Boxenstopp Treibstoff heraus! Nein, wir konnten keinen Treibstoff herauspumpen, so dass ich wie geplant eine Zweistoppstrategie fuhr."
Frage: "Michael, hättest du auch eine Einstoppstrategie wählen können? Hätten das deine Reifen zugelassen?"
Schumacher: "Ich denke, dass Villeneuve eine Einstoppstrategie gewählt hat, wer sonst noch? Aber ich denke, dass es diese Möglichkeit gab, ja. Es hängt aber davon ab, wo man steht. Dann denkt man möglicherweise anders."
Montoya: "Wir wissen, wie man sich zu benehmen hat"
Frage. "Michael und Juan-Pablo, wir haben auf den Bildschirmen das Ereignis in der ersten Kurve gesehen und wissen, dass es schwer für euch zu kommentieren ist, aber Michael, du fuhrst gleich nach dem Start nach rechts und könntest Juan-Pablo verwirrt haben. Denkst du, dass du etwas zu weit nach rechts gefahren bist und ihn etwas durcheinander gebracht hast?"
Montoya: "Nein, denke ich nicht, dass es dadurch ein Durcheinander gab. Er hat das schon oft gemacht und ich wusste, dass er in der Lage war, es wieder zu tun. Es war vorhersehbar. Er tut es immer. Ich hatte einen guten Start und konnte trotzdem neben ihn fahren, neben ihm bremsen und ich wusste, dass ich bei der folgenden Kurve auf der Innenseite bin, wenn ich außen bliebe. Ich wollte ihm nicht viel Platz geben. Ich gab ihm aber genügend Platz, um die Kurve zu bekommen, doch er bekam Untersteuern, wir berührten uns. Das war's. Es war ein Rennunfall. So einfach ist das. Was soll man machen? Es war völlig unfair, mir eine Strafe zu geben, aber ihr wisst, dass ich die Strafe absitzen musste."
Frage: "Ich wunderte mich das du hofftest, er würde möglichst spät bremsen, gabst du ihm zu wenig Platz, um zu bremsen?"
Montoya: "Nicht wirklich. Wir fahren hier Rennen."
Frage: "Juan-Pablo, ist es schwierig, die Strafe anzunehmen, weil davon manchmal sehr viel abhängt?"
Montoya: "Nein, es läuft so. Ich denke, dass wir alle intelligent genug sind, um uns zu benehmen und ich gab ihm Platz, aber er bekam Untersteuern und wir berührten uns. Das war's. Man kann nicht immer das erwarten, was man will. Nein. Wir fahren Rennen und da passieren Unfälle. Das war nicht das erste Mal und es wird auch nicht das letzte Mal sein."
Frage: "Ich bezog mich nicht auf euch beide auf der Strecke, sondern auf die Rennleiter, die die Entscheidung getroffen haben."
Montoya: "Ja, ich denke, dass die Strafe deshalb zu Stande kam, weil im ersten Rennen nichts geschah. Ich denke, die Stewards wollten klarstellen, dass sie wirklich durchgreifen und Strafen verteilen. Aber es war Unsinn."
Montoya: "Wir können mit Ferrari kämpfen"
Frage: "Trotzdem wurdest du jetzt Zweiter. Was denkst du?"
Montoya: "Ich denke, dass es gut ist. Ich denke, dass es heute ein wenig unglücklich war. Aber ihr wisst, dass wir Rennen fahren. Genauso wie ich am Anfang unglücklich war, war ich am Ende glücklich, Punkte zu bekommen und am Ende des Tages bin ich zwei Punkte hinter Michael und Ralf liegt vier hinter ihm in der Meisterschaft. Und das Team führt in der Konstrukteursweltmeisterschaft. Ich denke, dass wir darauf lange gewartet haben. Ich denke, es ist jetzt wirklich gut. Es zeigt, dass wir das Potenzial haben, mit Ferrari zu kämpfen. Wir werden sehen, wann sie mit dem neuen Auto kommen. Sie könnten uns überraschen oder auch nicht."
Frage: "Michael, nimmst du an, dass BMW-Williams heute schneller war?"
Schumacher: "Ihr habt die Möglichkeit, alle Runden zu kontrollieren, ich nicht. Ich bin gefahren. Daher muss ich die Rundenzeiten erst analysieren. Manchmal steht eine Rundenzeit nicht für das ganze Rennen. Am Ende des Tages sind sie schneller gewesen, weil Ralf das Rennen gewonnen hat und sie die ersten beiden Plätze einnahmen, aber ob sie wirklich schneller waren oder alles nur an dem Unfall in der ersten Kurve lag und ob mein Auto danach noch vollständig in Ordnung war wissen wir nicht. Ich denke, dass es wenig ausgemacht hat. Man weiß es aber im Moment noch nicht genau."
Schumacher: "Werden die erste Kurve in Zukunft genauso angehen wie vorher"
Frage: "Michael, wird jetzt geplant, den neuen Ferrari einzusetzen? Setzt euch die Niederlage unter Druck?"
Schumacher: "Nein, ich denke ehrlich gesagt nicht so. Die Saison besteht aus 17 Rennen und selbst wenn das Auto nicht für Brasilien bereit ist, werden wir in Brasilien sicherlich Punkte holen. Die Meisterschaft wird nicht in den ersten drei Rennen entschieden."
Frage: "Michael und Juan-Pablo, nach der Strafe werdet ihr euch in Zukunft anders der ersten Kurve nähern?"
Schumacher: "Ich denke nicht. Da wir beide es als normalen Rennunfall bezeichnen, warum sollten wir etwas ändern?"
Frage: "Michael, nach dem was Rubens passiert war, bist du vorsichtiger gefahren?"
Schumacher: "Nein, nicht wirklich. Wir haben normalerweise nicht diese Probleme. Es muss ein einmaliges Problem gewesen sein."

